Ob und wann die Partie in St. Petersburg angepfiffen werden würde, war nach den Ereignissen rund um Christian Eriksen beim zuvor ausgetragenen Spiel der Gruppengegner Dänemark und Finnland zwischenzeitlich unklar, gut eine Dreiviertelstunde vor Anpfiff räumte die UEFA schließlich letzte Zweifel aus - die Partie wurde wie geplant angepfiffen.
Lukaku trifft - und denkt an Eriksen
Sportlich ergab sich zunächst das erwartete Bild: Auch ohne De Bruyne (nach Gesichtsverletzung), Witsel (nach Achillessehnenriss) und Eden Hazard (Bank) machte Belgien das Spiel und belohnte sich gleich mit der ersten Chance - allerdings auch auf Einladung der Russen: Einen halbhohen Pass von Mertens legte Semyonov genau vor die Füße von Lukaku. Der Stürmer von Inter Mailand bedankte sich, traf aus der Drehung zum 1:0 - und schickte beim Torjubel via TV-Kamera einen Gruß an seinen Vereinskollegen Eriksen (10.). Da der Ball von Semyonov gekommen war, war auch Lukakus deutliche Abseitsposition für das Schiedsrichtergespann nicht zu ahnden.
Russland zeigte sich in den Minuten darauf wenig geschockt und hatte durch Fernandes (14.) eine Chance zur direkten Antwort, die kurze Druckphase verflachte aber schnell wieder. Die Belgier brachten die Partie durch geordnetes Passspiel wieder unter ihre Kontrolle, Thorgan Hazard scheiterte aus spitzem Winkel an Russlands Keeper Shunin (21.). BVB-Profi Hazard stand als einer von zwei Bundesligaspielern neben Verteidiger Boyata (Hertha BSC) in der belgischen Startelf.
Meunier kommt und trifft
Nach knapp einer halben Stunde kam ein dritter hinzu: Castagne und Kuzyaev prallten bei einem Luftzweikampf heftig zusammen und mussten ausgewechselt werden, für Castagne kam BVB-Verteidiger Meunier - und führte sich perfekt ein. Erneut ging ein individueller Fehler der Russen voraus: Shunin ließ eine Flanke von Hazard nach vorne prallen, Meunier stand richtig und staubte nur sieben Minuten nach seiner Einwechslung zum 2:0 ab (34.).
Jubel auf der einen, Fassungslosigkeit auf der anderen Seite: Nach dem 2:0 durch Thomas Meunier gingen die Emotionen weit auseinander. imago images
Für Russland lief vor heimischer Kulisse wenig bis gar nichts nach Plan, nach Kuzyaev musste auch noch Routinier Zhirkov noch vor der Pause verletzungsbedingt ausgewechselt werden (43.).
Gruppe B, 1. Spieltag
Russland bleibt harmlos, Lukaku schnürt den Doppelpack
Die Unzufriedenheit von Russlands Coach Stanislav Cherchesov zeigte sich in der Folge: Bereits zur Halbzeit wechselte er - diesmal nicht verletzungsbedingt - ein drittes Mal, schon in der 63. Minute erschöpfte er sein Wechselkontingent komplett und nahm unter anderem den erst in der 30. Minute eingewechselten Cheryshev wieder vom Feld. Zudem wechselte er mehrfach das System. Sein Team trat bis auf einen Distanzschuss von Zobnin (46.) offensiv so gut wie nicht in Erscheinung, Belgien hatte spätestens mit Beginn des zweiten Durchgangs in den Verwaltungsmodus geschaltet und hielt die Kugel mit großer Passsicherheit weg vom eigenen Tor.
Da der Weltranglistenerste aber auch wenig Anstalten machte, auf das dritte Tor zu spielen, ergab sich eine äußerst ereignislose zweite Hälfte, in der die Einwechslung von Eden Hazard (72.) lange Zeit das größte Highlight war. Erst in der Schlussphase führte eine Koproduktion der beiden Torschützen noch zum spielerischen Glanzstück der Partie: Meunier marschierte durchs Mittelfeld und schickte Lukaku auf die Reise, der frei vor Shunin trocken den 3:0-Endstand herstellte (88.).
Am Ende stand trotz überschaubaren Aufwands also ein standesgemäßer Erfolg der Belgier, die am 2. Spieltag nach Kopenhagen reisen und am Donnerstag (18 Uhr) auf Dänemark treffen. Russland ist schon am Mittwoch (15 Uhr) in St. Petersburg Gastgeber von Finnland und wird eine deutliche Leistungssteigerung benötigen.