Bundesliga

Einzelvermarktung? Hellmann befürchtet "wahnsinnig viele Verlierer"

Eintracht-Boss warnt die Liga vor einer "schleichenden Abwärtsspirale"

Einzelvermarktung? Hellmann befürchtet "wahnsinnig viele Verlierer"

Skeptisch, was die Zukunft der Bundesliga angeht: Eintracht-Boss Axel Hellmann

Skeptisch, was die Zukunft der Bundesliga angeht: Eintracht-Boss Axel Hellmann IMAGO/Eibner

Als Vorstandssprecher und bekennender Fan der Eintracht kann Axel Hellmann der kommenden Saison und auch der nahen Zukunft verhältnismäßig entspannt begegnen. Der Boom beim hessischen Traditionsverein ist ungebrochen groß. "Auf der geschäftlichen Seite bei Partnern und Sponsoren", wie Hellmann betonte, ganz besonders aber bei den Fans. Sämtliche sich im Vorverkauf befindende Partien sind längst ausverkauft, problemlos hätte man allein mit Dauerkarten die nach Abschluss der Umbauarbeiten 58.000 Zuschauer fassende Arena füllen können - die Zahl der Abonnements aus guten Gründen aber bei 35.000 gedeckelt.

Düstere Wolken und ein mulmiges Gefühl

Dennoch beschleicht den Juristen ein "mulmiges Gefühl" beim Blick auf die "fühlbaren Entwicklungen auf dem Transfermarkt und den Medienmärkten, ob dieser Wucht, mit der Kapital von außerhalb des Kreislaufes des Fußballs in den Kreislauf fließt". Im Mittelpunkt seiner Gedanken stehen die maßlosen Investitionen aus Saudi-Arabien, wozu sich Hellmann nach eigener Aussage noch keine abschließende Meinung gebildet habe. Klar ist für ihn aber: "Die düsteren Wolken, die ich mittel oder langfristig in der Welt des Profifußballs sehe, sind nicht weniger geworden."

Inmitten dieser Veränderungen auf dem Weltmarkt muss die Deutsche Fußball Liga die Vorbereitungen für die Ausschreibung der Medienrechte von vier Spielzeiten beginnend mit der Saison 2025/26 vorantreiben. Es wird dabei um nichts weniger als den weltweiten Stellenwert der Bundesliga gehen, betont Hellmann: "Es ist die größte zentrale Aufgabe, die gemeistert werden muss. Und zwar so, dass wir die Bundesliga so werthaltig wie möglich in den Markt bekommen - national und international."

Die Folgen könne "jeder Erstklässler ausrechnen"

Parallel dazu sieht Hellmann in dem im Mai gescheiterten Investorenprozess die zweite Großbaustelle. Als Interimsboss des Ligaverbands war der 52-Jährige im ersten Halbjahr des Jahres selbst eine treibende Kraft beim Versuch der Kapitalgewinnung. "Ich bleibe dabei: Es muss investiert werden in die Zukunft der Bundesliga. Ansonsten rutschen wir in eine schleichende Abwärtsspirale. Die Welt wird sich in relevant und weniger relevant teilen. Die Bundesliga muss zu den relevanten Premiumsportprodukten auf der Welt gehören", betont der Jurist und stellt klar: "Es geht nicht darum, Klubs mit Geld zu fluten und auch nicht, um die Premier League einzuholen. Das wird nur ein Träumer sagen. Es geht darum, wie erhalten wir genau diese Welt, die wir in der Bundesliga so schätzen."

Gelingt keine Einigung im Ligaverband, schwant Hellmann nichts Gutes: "Dann werden es die Klubs individuell lösen und was das bedeutet, kann sich jeder Erstklässler ausrechen. Da dürfen wir nicht naiv sein." Was Hellmann meint: Die Schere zwischen den international spielenden Spitzenklubs und dem Rest der Liga wird noch weiter aufgehen. "Wenn alle in die Einzelvermarktung gehen, wird es einige, wenige Gewinner geben. Ich glaube, wir würden auch dazugehören. Aber es wird wahnsinnig viele Verlierer und in der Liga einen noch größeren Leistungsunterschied geben. Das kann nicht im Sinne der Wettbewerbsintegrität sein", skizziert Hellmann. Einig sind sich die Vertreter der DFL-Klubs in diesem Punkt nicht. Denn einer der größten Kritikpunkte am gescheiterten DFL-Plan war aus Sicht der kleineren Klubs, dass ich auch in diesem Fall die Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse fortgesetzt hätte.

Hellmann glaubt an einen Konsens

Es bleibt spannend, welchen Weg die Liga einschlagen und ob es einen Konsens geben wird. Hellmann glaubt daran. "Der Weg ist weiter geworden und ein bisschen schwerer, nachdem wir es im Mai nicht geschafft haben. Ich glaube aber, ein paar Erkenntnisprozesse sind nach diesem Sommer bei dem ein oder anderen in Gang gekommen. Wir werden sehen, was das bedeuten wird, wenn wir uns im September wieder mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob wir Partner brauchen, um die Bundesliga attraktiv zu machen."

Moritz Kreilinger

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