Bundesliga

Eintracht thematisiert Heimschwäche - "ohne blauen Elefanten"

Hemmen hohe Erwartungen die Mannschaft?

Eintracht thematisiert Heimschwäche - "ohne den blauen Elefanten"

Hat sich intensiv mit seiner Mannschaft ausgetauscht: Oliver Glasner.

Hat sich intensiv mit seiner Mannschaft ausgetauscht: Oliver Glasner. Getty Images

"Es ist schon ein bisschen komisch", sagte Oliver Glasner. Was der Trainer meint: Die Korrelation von Punkteausbeute und Zuschaueraufkommen im Waldstadion. Man müsste ja annehmen, die rund 50.000 lautstarken Anhänger würden das Team beflügeln. Doch in der jüngeren Vergangenheit war meist das Gegenteil der Fall. "Während der Corona-Pandemie war die Eintracht heimstark, danach wieder heimschwach", rätselte Glasner im Vorfeld der Partie gegen Union Berlin am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker). Einem Heimspiel wohlgemerkt.

Die von Glasner angedeuteten Unterschiede in den letzten Jahren belegen die Tabellen schwarz auf weiß. In der Vorsaison holte die Eintracht in der Heimtabelle Rang 16 - nur vier Siege gelangen in 17 Spielen. In der Saison 2020/21 hingegen, die ab dem fünften Spieltag unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten wurde, war die Bilanz fast titelreif. Zehn Siege, insgesamt 37 Punkte holten die Hessen, nur der FC Bayern schnitt noch besser ab. Die Geisterspiele lagen der Eintracht. "Das war in der Länderspielpause ein Thema", berichtete Glasner. "Wir haben uns ein paar Gedanken gemacht, uns mit den Spielern ausgetauscht und es thematisiert, ohne den blauen Elefanten an die Wand zu malen, den wir dann nicht mehr aus dem Kopf bekommen."

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Glasner: "Es ist wichtig, sich nicht zu denken: Wir müssen gewinnen"

Glasner wollte der Sache auf den Grund gehen. "Es wäre zu einfach zu sagen, wir unterscheiden nur Heim- und Auswärtsspiele. Wir gehen schon etwas weiter in die Tiefe", betonte der Österreicher. Das Ergebnis? "Was uns auffällt, ist, dass wir zu Hause nicht so frei aufspielen, dass wir ein Stückweit mit zu hohen Erwartungen ins Spiel gehen und uns selbst unter Druck setzen. Auswärts gehen wir oft rein und sagen: Wir ziehen unser Ding durch. Dort machen wir uns weniger Gedanken um das Drumherum. Es ist wichtig, sich nicht zu denken: Wir müssen gewinnen. Wir müssen uns stattdessen Gedanken darum machen, was wir brauchen, um zu gewinnen", erklärte Glasner.

Mit diesem Ansatz hoffen die Adlerträger auf die Wende. In der laufenden Saison konnte erst eins von vier Heimspielen gewonnen werden. Dass das ausgerechnet gegen Leipzig und mit 4:0 auch noch recht deutlich gewonnen wurde, ist für Glasner naheliegend. "Gegen eine Top-Mannschaft können wir befreiter aufspielen als gegen eine Mannschaft, wo jeder von uns erwartet, dass wir gewinnen. Das lässt uns eher verkrampfen", so der 48-Jährige, für den es psychologisch anders nicht erklärbar sei, warum sein Team vor "60.000 fanatischen Fans in Marseille" ganz anders auftritt.

Da müsste es der Eintracht ja gelegen kommen, dass an diesem Samstag mit Union Berlin der Tabellenführer anreist. Doch so einfach ist es dann doch nicht. "Eine ganz enge Kiste" erwartet Glasner, "es könnte ein Offensivspektakel werden." Denn: Frankfurt hat mit 38,9 Prozent die beste Chancenverwertung der Liga, Union mit 38,5 Prozent die zweitbeste. Doch die sehr kompakt agierende Defensive von Union muss erst mal geknackt werden. Erst vier Gegentore kassierten die Köpenicker, nur eines davon aus dem laufenden Spiel. Da trifft es sich aus Eintracht-Sicht ja ganz gut, dass deren letzte fünf Tore allesamt nach Standardsituationen fielen. Auf dem Papier spricht also vieles für ein sehenswertes Spiel auf Augenhöhe. Wenn die Eintracht sich nicht selbst unter Druck setzt ...

Moritz Kreilinger

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