Bundesliga

Eintracht Frankfurt startet gegen Bielefeld vor 6500 Fans

Umfangreiches Konzept genehmigt - Ablehnung der Ultras

Eintracht startet gegen Bielefeld vor 6500 Fans

Ins Frankfurter Stadion dürfen zu den ersten beiden Heimspielen je 6500 Zuschauer.

Ins Frankfurter Stadion dürfen zu den ersten beiden Heimspielen je 6500 Zuschauer. imago images

Vor dem Hintergrund der Gesamtkapazität mit 48.500 Sitzplätzen stellen die nun genehmigten 6500 Fans gewiss nicht den ganz großen Wurf dar. Aber es ist ein guter Anfang, zumal es noch vor wenigen Wochen aussichtslos erschien, zum Saisonstart überhaupt vor Zuschauern spielen zu können.

Beantragt hatte die Eintracht die Zulassung von 11.275 Anhängern. Dass nur knapp mehr als die Hälfte genehmigt wurden, nehmen die Verantwortlichen zumindest öffentlich gelassen hin. "Wir sind nicht überrascht, dass man unter dieser Zahl bleibt. Trotzdem sind wir zufrieden, weil die Zulassung von 6500 Zuschauern einen Anfang markiert", sagt Justiziar Philipp Reschke. Die Heimspiele gegen Bielefeld und Hoffenheim seien "ein Probelauf" für das 33 Seiten umfassende Zuschauerkonzept.

Hellmann: Eintracht als "Eisbrecher"

Vorstand Axel Hellmann sieht die Eintracht, die seit Mai an dem Thema Zuschauerrückkehr arbeitet, als "Vorreiter für die gesamte Event- und Konzertbranche und die Hallensportarten". Er hofft, dass die Eintracht "ein bisschen der Eisbrecher" sei. Das Konzept werde der Klub für jedermann und somit auch für andere Sportvereine transparent zugänglich machen.

Ein Minusgeschäft

Wirtschaftlich gesehen ist die Teilrückkehr der Fans jedoch erst einmal ein Minusgeschäft. Erst ab 10.000 Fans könnte die Eintracht mit dem Ticketverkauf Geld verdienen, mit Gästefans wäre die Grenze wegen des organisatorischen Aufwands noch höher. Allen bei der Eintracht ist jedoch bewusst, dass die Rückkehr zur Normalität nur in kleinen Schritten erfolgen kann.

Über das genaue Procedere der Kartenvergabe, bei der zunächst nur die 31.000 Dauerkarteninhaber berücksichtigt werden, informiert der Klub per Mail und auf der Homepage. Der Businessbereich wird für 700 bis 750 Kunden geöffnet, zudem wird es 50 Plätze für die Rollstuhlfahrer geben. Für jedes einzelne Heimspiel müssen sich die Dauerkartenbesitzer neu bewerben, die Kartenvergabe erfolgt per Los. Wer gegen Bielefeld ein Ticket erhält, wird allerdings im zweiten Heimspiel nicht dabei sein können. Die Verlosung wird so erfolgen, dass alle mal an die Reihe kommen und nicht einige Woche für Woche Losglück haben, während andere in die Röhre schauen. Horizontal und vertikal werden zwischen den Zuschauern jeweils vier Plätze freibleiben, um potenziellen Infektionen durch Aerosole vorzubeugen. Insgesamt fußt das Konzept auf dem von der Deutschen Fußball Liga erarbeiteten Konzept zur Zuschauerrückkehr sowie den Coronabestimmungen des Landes Hessen.

Hellmann: "Fankulturelle Bauchschmerzen"

Doch nicht alle Eintracht-Anhänger können sich mit dem Konzept zur Zuschauerteilrückkehr anfreunden, das betrifft vor allem die aktive Fanszene. Hellmann spricht von "fankulturellen Bauchschmerzen", wirbt aber um Verständnis. Die Maßnahmen und Einschränkungen seien notwendig, um "irgendwann ein volles Stadion zu haben".

Ultras: "Für uns ist es keine Option"

Eine bis auf den letzten Platz gefüllte Arena und die Rückkehr zur alten Normalität wünschen sich auch die Ultras, die am Freitag in einer Stellungnahme auf ihrer Homepage jedoch ihre Ablehnung kundtaten: "Es dürfte niemanden überraschen, dass wir Bundesligaspielen ohne Stehplätze, ohne Gästefans und mit genauer Erfassung der Besucherdaten nicht beiwohnen werden. Ohne die Maßnahmen im Detail auf ihre Sinnhaftigkeit zu bewerten: Unser Fußball sieht anders aus. Für den heutigen Fußballzirkus ist die oberste Priorität jedoch offensichtlich, dass das Geschäft weiterläuft - das haben wir in den vergangenen Monaten alle gesehen. Wer Spaß daran hat, in dieser Form dabei mitzumachen, kann das ja tun. Für uns ist es keine Option." Freilich eine legitime Haltung. Allerdings darf man schon auch die Frage stellen: Wie sähe denn die Zukunft aus, wenn das "Geschäft" nicht weiterliefe? Man muss kein Berufspessimist sein, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass dies langfristig den Tod der seit März im künstlichen Koma liegenden Fankulturen bedeuten könnte. Auch um das zu verhindern, bedeutet das am Freitag genehmigte Konzept einen wichtigen ersten kleinen Schritt in die richtige Richtung.

Julian Franzke

Viele neue Chefs: Das sind die Kapitäne der Bundesligisten