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Einst Aston Villa, jetzt Türkspor Augsburg: Moustapha Salifou

Bayernliga Süd

Einst Aston Villa, jetzt Türkspor Augsburg: Moustapha Salifou spielt Bayernliga

Gegen Frankreich verlor Togo bei der WM 2006 mit 0:2, dennoch war es das größte Spiel seiner Karriere: Moustapha Salifou (gelb) spitzelt Thierry Henry den Ball weg. 

Gegen Frankreich verlor Togo bei der WM 2006 mit 0:2, dennoch war es das größte Spiel seiner Karriere: Moustapha Salifou (gelb) spitzelt Thierry Henry den Ball weg.  imago

Herr Salifou, Sie sind 38 Jahre alt, kicken in der fünftklassigen Bayernliga. Wie lange macht Ihr Körper das noch mit?

Die nächste Saison will ich noch spielen. Dann höre ich wohl auf.

Sie haben in der Premier League gespielt, 66 Länderspiele für Togo absolviert, waren 2006 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland dabei. Haben Sie aus Ihrer Karriere das rausgeholt, was ging?

Nein, leider nicht. Die WM war eine sehr gute Erfahrung, aber sonst habe ich in meiner Karriere einfach zu wenig gespielt. Das bereue ich schon sehr. Ich hatte eine Chance, aber leider habe ich die nicht nutzen können...

2007 wechselten Sie vom Schweizer Zweitligisten FC Will zu Aston Villa, in die beste Liga der Welt. 500.000 Euro ließ sich Villa den Transfer damals kosten. Wie kam es dazu?

Den Leuten von Villa bin ich bei der WM aufgefallen, aber es hat mit einem Wechsel erst nicht geklappt. Sie haben gesagt, ich soll erstmal für Will spielen. Sie wollten mich dann später holen.

Und so kam es ja auch. Aber hat der Wechsel zu Aston Villa Ihrer Karriere vielleicht geschadet? Sie kamen nur auf vier Einsätze in der Liga, obwohl Sie dort vier lange Spielzeiten unter Vertrag standen...

Damals war ich so glücklich über diesen Wechsel! Aber auf meiner Position gab es sehr viele gute Spieler, die auch Erfahrung in der Premier League hatten. Die hat mir gefehlt.

Immerhin waren Sie Fanliebling...

Ja, es gab sogar einen Song für mich. Aber am Ende hat das nicht gereicht, ich habe ihnen nicht viel zurückgeben können. Das war alles nicht einfach für mich.

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Wenn Sie zurückdenken: Was war der besondere Moment, das besondere Spiel Ihrer Karriere?

Togo gegen Frankreich, bei der WM 2006. Wir haben mit 0:2 verloren, aber Togo war ja eine Kolonie von Frankreich. Das war für uns wie ein Derby.

Und der beste Spieler, mit dem Sie jemals zusammengespielt haben?

Wenn ich mich für einen entscheiden muss, dann Emmanuel Adebayor (ehemaliger Arsenal-Stürmer und Salifous Teamkollege in Togos Nationalteam, Anm. d. Red.). Wir haben noch heute Kontakt.

Gibt es den auch zu weiteren ehemaligen Mitspielern?

Ja, zu vielen aus der Nationalmannschaft. Auch bei Aston Villa sind es noch ein paar Leute, Isaiah Osbourne und Nigel Reo-Coker, aber der spielt jetzt in den USA. Manchmal kommt auch Ashley Young dazu.

Wie kommt es, dass Sie 2016 nach einem Kurzengagement bei Regionalligist 1860 Rosenheim bei Türkspor Augsburg in der Landesliga gelandet sind?

Ich wohne mit meiner Familie in München, da habe ich zwei Jungs kennengelernt, die bei Türkspor Augsburg spielen. Sie haben mich gefragt, ob ich Bock habe, wieder Fußball zu spielen - einfach nur, um Spaß zu haben. Ich wollte nicht einfach zu Hause rumsitzen, also bin ich mit. Für mich war es ein kleiner Verein, aber sie haben mich Willkommen geheißen. 

Ihr früherer Spitzname war "Togo-Zidane", weil sie Spielmacher waren und auf dem Platz diese Leichtigkeit ausstrahlten. Hat sich Ihr Spiel heute verändert, wenn Sie sich mit dem Moustapha Salifou von 2006 vergleichen?

Schon, vor allem die Schnelligkeit ist nicht mehr wie früher. Der Körper macht einfach nicht mehr so mit. Aber die Ballsicherheit ist noch da. Ich spiele eigentlich auf der Sechs bei Türkspor, aber wenn wir hinten Probleme haben, bin ich auch mal Innenverteidiger.

Sie zählen mit Türkspor zu den Top-Teams der Bayernliga Süd, hatten einen erfolgreichen Start mit drei Siegen aus fünf Spielen. Was sind Ihre Ziele in dieser Saison?

Ich will mit der Mannschaft oben mitspielen, den nächsten Schritt machen. In die 4. Liga aufsteigen.

Und danach? Moustapha Salifou nochmal in der Regionalliga?

Ich schau einfach, wie es mir Spaß macht, spätestens nach der kommenden Saison ist ja für mich Schluss. Danach will ich als Trainer arbeiten, zunächst als "Co" bei Türkspor. An den Lizenzen arbeite ich schon, aber Corona hat das ein wenig gestoppt.

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Salifou 2011 im Trikot des FC Saarbrücken. imago/Becker&Bredel

Zur Person:

Moustapha Salifou wurde im Juni 1983 in Lomé, Togo geboren. Für die Nationalelf Togos, für die er 66 Einsätze absolvierte, debütierte er bereits im Alter von 17 Jahren. 2002 ging er nach Deutschland zum damaligen Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen. Weitere Stationen waren Stade Brest und FC Will, bevor er zu Aston Villa wechselte. Dort erhielt er zunächst einen Vertrag über ein Jahr, anschließend einen weiteren Kontrakt über drei Spielzeiten. Nach seiner Zeit in England ging es zurück nach Deutschland zum Drittligisten 1. FC Saarbrücken. Bald darauf war Schluss mit Profifußball. 

Jan Mauer