Bundesliga

Gastbeitrag von Markus Krösche: Vollauslastung der Stadien von existenzieller Bedeutung

Frankfurts Sportvorstand über ein Zeichen der Aufbruchstimmung

Gastbeitrag von Markus Krösche: Vollauslastung der Stadien von existenzieller Bedeutung

Er plädiert für eine Vollauslastung der Stadien: Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche.

Er plädiert für eine Vollauslastung der Stadien: Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche. imago images/Jan Huebner

Ein Gastbeitrag von Markus Krösche, Sportvorstand von Eintracht Frankfurt

Die Pandemie hat uns Sportlern in der vergangenen Saison deutlich vor Augen geführt, was fehlt, wenn die Stadien leer sind. Dem Fußball fehlt die Grundlage, er ist von der Lebensader und den großen Emotionen so gut wie abgeschnitten. In den vergangenen Monaten haben sich die Klubs - auch in anderen Sportarten und in der gesamten Veranstaltungsbranche - an allen Regeln und Vorschriften orientiert, diese meist vorbildlich umgesetzt und stets den von der Politik vorgegebenen Weg eingehalten.

Das Hygienekonzept der DFL wurde gelobt und kopiert

Zu Beginn der Pandemie haben die Profiklubs die Möglichkeit bekommen, ein schlüssiges und höchst professionell ausgearbeitetes Hygienekonzept der DFL umzusetzen und mit Spielen ohne Zuschauer die Saison 2019/20 zu beenden. Das war wichtig und dieser Vertrauensvorschuss seitens der Politik wurde mit einem reibungslosen Ablauf des Sonderspielbetriebs gerechtfertigt. Unser Modell wurde vielfach – auch über die Bundesgrenzen hinaus – gelobt und kopiert.

Zu Beginn der Saison 2020/21 hatten viele Klubs die Gelegenheit, an den ersten beiden Spieltagen ihre Heimspiele, je nach Inzidenzlage, vor Publikum auszutragen. In Frankfurt waren gegen Bielefeld (6500) und Hoffenheim (8000) ebenfalls Fans im 51.500 Zuschauer fassenden Deutsche-Bank-Park. Damals gab es keine geimpften Menschen, Massentests kamen erst langsam ins Rollen und auch die Maskenpflicht war erst seit wenigen Monaten eingeführt. Die Krankenhäuser waren voll ausgelastet, das medizinische Personal weit über den Grenzen der Belastbarkeit. Keinen Zweifel gab es zu diesem Zeitpunkt daran, dass Massenveranstaltungen und Profisport keine Priorität hatten. Die Inzidenz war ein nachvollziehbarer Richtwert.

Ein Zeichen für die Rückkehr zur Normalität

An diesem Samstag, den 31. Juli 2021, und somit fast ein Jahr nach den letzten Partien vor Publikum, spielen wir mit der Eintracht zu Hause gegen den französischen Klub AS St. Etienne. Es ist ein Testspiel als Höhepunkt in der Saisonvorbereitung und gilt gleichzeitig als Eröffnung der neuen Spielzeit. Fans im Stadion sind hier ein wichtiges Zeichen. Ein Zeichen für die Rückkehr zur Normalität, Aufbruchstimmung in der Pandemie und Lebensfreude. Vorfreude auf eine neue Saison - und auf ein "normales" Leben mit dem Virus ohne pandemiebedingte Einschränkungen.

Doch noch immer gilt die Inzidenz als Richtwert für die Zulassung von Zuschauern. Und damit fühlt es sich so an, als würden wir auf der Stelle treten. Als habe es keine erfolgreiche Impfkampagne mit über 60 Prozent an mindestens erstgeimpften Menschen in der Gesamtbevölkerung Deutschlands gegeben, als seien flächenweite Tests noch immer illusorisch.

Eine Vollauslastung ist von existenzieller Bedeutung

Mit Entscheidungen dieser Art wird es unmöglich sein, den Profisport und die Veranstaltungsbranche dauerhaft am Leben zu halten. Die Klubs als Wirtschaftsunternehmen haben schon jetzt teilweise schwerwiegende finanzielle Probleme und direkte sowie indirekte Arbeitsplätze sind akut gefährdet. Daher ist sehr zeitnah eine Vollauslastung der Stadien von existenzieller Bedeutung für alle Vereine. Es steht zudem die Frage im Raum, wie man Menschen für eine Impfung überzeugen möchte, wenn schon ein Einlass in ein Fußballstadion für vollständig Geimpfte nur in einer sehr begrenzten Zahl unter freiem Himmel möglich erscheint.

Die Lösung darf also nicht ein bloßes Festhalten an der Inzidenz als Richtwert sowie Abstandsregeln sein. Pandemie 2021 darf weder so aussehen noch sich so anfühlen wie Pandemie 2020. Wir müssen versuchen, jedem Einzelnen die eigene Entscheidungsgewalt für sein Handeln zurückzugeben, sofern man geimpft, genesen oder getestet ist. Die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen sollte wieder mehr in den Vordergrund rücken, vor allem dann, wenn der Staat keine Lösungen mehr hat - und mit Impfung, Tests und Abstands- und Maskenmöglichkeit alles vorhanden ist.

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