Bundesliga

Eine neue Stärke, viele neue Fehler: FCA rutscht wieder ab

Haarsträubendes Defensivverhalten macht Effizienz vor dem Tor wertlos

Eine neue Stärke, viele neue Fehler: Der FCA rutscht wieder ab

Zweiwöchige Aufarbeitung: Augsburgs Trainer Markus Weinzierl.

Zweiwöchige Aufarbeitung: Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. IMAGO/Avanti

Reuter rätselt: "Normalerweise bärenstark"

In einer Statistik war der FCA Spitzenreiter der Liga. Die Betonung liegt auf "war". Nur sieben Gegentore nach Standards kassierte der FCA in den ersten 25 Spielen. Die 90 Minuten in Stuttgart verhagelten mit gleich drei Gegentreffern dieser Kategorie die gute Statistik und damit auch die Punkteausbeute im Kellerduell. "Normalerweise" sei man da "bärenstark" rätselte auch Geschäftsführer Stefan Reuter über das Abwehrverhalten seiner Spieler.

Orientierungslosigkeit und fehlende Zuordnung

Zunächst wurde Waldemar Anton nach einem Freistoß aus dem Halbfeld nur alibimäßig und damit nicht ausreichend beim Kopfball gestört. Am Ende nahm die Orientierungslosigkeit und die fehlende Zuordnung maximales Ausmaß, als Tiago Tomas beim zweiten Ball nach einem unzureichend geklärten Freistoß die Augsburger 2:3-Niederlage am Samstag besiegelte. Zwischendrin setzte Omar Marmoush noch einen Freistoß direkt unter die Latte.

Dass alle Gegentreffer im Duell gegen den schwäbischen Nachbarn aus Standards resultierten, lag weniger daran, dass die Augsburger aus dem Spiel heraus gut verteidigt hätten als an der fehlenden Präzision des VfB. Ein konsequent auftretender Gegner hätte den FCA problemlos mit einer weitaus höheren Niederlage nach Hause geschickt. "Wir hätten mit der Führung viel souveräner auftreten müssen, mit viel mehr Ballbesitz, mit viel mehr Entastung", meinte Reuter.

Wir hätten mit der Führung viel souveräner auftreten müssen, mit viel mehr Ballbesitz, mit viel mehr Entastung.

Stefan Reuter

Uduokhai und Gouweleeuw sollen wieder für Stabilität sorgen

Die Dreierkette in der Abwehr ließ mit der Entschlossenheit, der Zweikampfstärke und der guten Raumaufteilung all die Faktoren vermissen, die zuletzt gegen Bielefeld (1:0) und Dortmund (1:1) Teil des Erfolgsrezepts waren. Frederik Winther konnte den angeschlagenen Felix Uduokhai in seinem erst vierten Bundesligaspiel diesmal nicht gleichwertig ersetzen, Kapitän Jeffrey Gouweleeuw hielt nach seiner Erkältung nicht lange durch und war darüber hinaus weit von seinem gewohnten Niveau entfernt. Nach der Länderspielpause wird Weinzierl wieder auf sein Stammtrio bauen können.

Nur die Rückkehr des routinierten Personals wird aber nicht ausreichen. Die mutlose, passive und größtenteils destruktive Spielweise mit dem Ball wird auch gegen die meisten anderen Konkurrenten dazu führen, dass es durch fehlende Entlastung und wachsenden Gegnerdruck nur eine Frage der Zeit ist, bis es im eigenen Tor klingelt. Man habe "zu wenig Fußball gespielt" erkannten nahezu alle Beteiligten. Ob Reuter, Weinzierl oder das kickende Personal, das sich in den Interviews stellte. Die Frage bleibt nur: Warum?

Augsburg braucht mehr spielerische Lösungen - siehe Maier

Sicher, die spielerischen Qualitäten der Augsburger reichen nicht dafür aus, jeden Gegner an die Wand zu spielen. Doch so beschränkt sind sie nun auch wieder nicht, wie der Einsatz in homöapathischer Dosierung am Samstag annehmen lässt. Bestes Beispiel: Arne Maier, der sich vor dem zwischenzeitlichen 2:1 gekonnt durch die Stuttgarter Hintermannschaft dribbelte und im richtigen Moment den völlig freistehenden Michael Gregoritsch vor dem Tor bediente. Wenn der FC Augsburg sich im Abstiegskampf nicht darauf verlassen will, dass nach 34 Spieltagen mindestens zwei, besser drei Mannschaften einfach noch schlechter waren, müssen Trainer und Mannschaft selbst die Initiative ergreifen und solche Spielsituation öfter erzwingen.

Noch etwas unverständlicher wird die fehlende Bereitschaft im Angriffsspiel mit dem Blick auf die Chancenverwertung. Zweimal tauchte der FCA am Neckar im ersten Durchgang vor dem Stuttgarter Tor auf, zweimal gab es einen Treffer zu bejubeln. Doch die folgende Kombination aus dem fahrigen Defensivspiel und dem Einstellen jeglicher Offensivbemühungen stand dem Erfolg mit dem effizienten Minimalismus im Weg.

Knapp zweiwöchige Aufarbeitung - dann kommt Wolfsburg

Der vorentscheidende, zumindest aber richtungsweisende Sprung aus den Tiefen des Tabellenkellers war zum Greifen nah. Stattdessen finden sich Weinzierl und Co. punktgleich mit dem VfB und der Hertha und nur einen Zähler vor Bielefeld wieder mittendrin im Schlamassel. Knapp zwei Wochen haben alle Beteiligten Zeit, um sich Gedanken zu machen, was gegen den VfL Wolfsburg am 3. April besser werden muss, und vor allem, wie sie das anstellen möchten.

Moritz Kreilinger

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