Bundesliga

Jens Stage: Eine Grätsche als Symbol für den Werder-Spirit

Joker Stage demonstriert den "vollen Einsatz"

Eine Grätsche als Symbol für den Werder-Spirit

Leitete seinen Tribut: Jens Stage, hier gegen Ozan Kabak.

Leitete seinen Tribut: Jens Stage, hier gegen Ozan Kabak. Getty Images

Ole Werner nannte weder den platzierten Abschluss von Marvin Ducksch, der nur per einem Kontakt die 1:0-Führung am vergangenen Freitag bedeutet hatte, und er erwähnte auch nicht den nervenstark verwandelten Elfmeter von Niclas Füllkrug zum 2:1-Endstand beim Auswärtssieg in Sinsheim. Für den Trainer des SV Werder Bremen war "die entscheidende Szene des Spiels" bei der TSG 1899 Hoffenheim eine andere.

Es lief bereits die Nachspielzeit, zu deren Beginn Jens Stage gerade erst eingewechselt wurde, ehe er nur eine Minute später sogleich in den Mittelpunkt rückte. Hoffenheim-Profi Georginio Rutter hatte an der linken Grundlinie des Bremer Strafraums Werder-Kapitän Marco Friedl mit einer Finte stehen gelassen, in der Mitte brachte sich bereits Grischa Prömel aussichtsreich in Stellung, um seine Hereingabe aus etwa nur drei Metern mindestens gefährlich aufs Tor zu bringen - doch Stage hatte die Aktion antizipiert.

Stage verhinderte den möglichen 2:2-Ausgleich

Der Däne brachte seinen Fuß als Block vor den Ball, ehe Keeper Jiri Pavlenka überhaupt eingreifen und womöglich überwunden werden konnte. So verhinderte der Neuzugang vom FC Kopenhagen den möglichen 2:2-Ausgleich kurz vor Schluss - und mit seiner Körpersprache ließ er das auch jeden wissen: Stage sprang auf, warf seine Faust jubelnd in die Luft, wie man das wohl sonst nur von einem Torschützen erwarten würde. Dass jedoch situativ gleich mehrere Bremer Mitspieler heranstürmten, um ihn ebenfalls dafür zu feiern, zeigte, welch Spirit aktuell in dieser Werder-Mannschaft steckt.

Szene zeigt, wovon "die Mannschaft auch lebt"

"Die Szene ist ein Ausdruck dessen, wie es gelebt wird, wenn man von der Bank kommt und vollen Einsatz für das Team bringt - auch wenn man vielleicht nicht ganz so lange spielt", sagt Clemens Fritz, Leiter Profifußball beim Aufsteiger. Und auch Werner hatte sich nach eigener Aussage („Es ist nie einfach, für Spieler draußen zu sitzen. Da muss man trotzdem reinkommen und seinen Job erledigen für die Gruppe“) aus genau jenem Grund für die Grätsche eines nur kurzzeitig eingesetzten Werder-Profis als Schlüsselmoment entschieden: Weil sie "das überragend zeigt", und somit ein Symbol dafür darstellte, wovon "die Mannschaft auch lebt".

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kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
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Diese Geschlossenheit hat ihren Ursprung sicherlich bereits in der vergangenen Saison, als der Klub in der 2. Liga vielschichtige Turbulenzen zu überstehen hatte - um den direkten Wiederaufstieg letztlich doch noch zu erreichen. Nach einer mannschaftlichen Findungsphase im ersten Saisondrittel, einem Trainerwechsel und einer sportlichen Aufholjagd. Mit dieser Haltung treten die Bremer nun nach wie vor auch in der Bundesliga auf.

Werder aktuell nahezu so erfolgreich wie zuletzt 2018/19

Doch all das brauchte auch seine Zeit. "Es ist etwas, was sich entwickeln muss und was sich entwickelt hat", erklärt Fritz - gerade im Vergleich zur zurückliegenden und grundlegend anderen Situation vor nicht einmal eineinhalb Jahren, als Werder eben ohne eine solche Geschlossenheit aus der Bundesliga abgestiegen war. Und dass der Klub die bisherigen neun Spiele dort mit einer Ausbeute von 15 Punkten aktuell nahezu so erfolgreich bestritten hat wie zuletzt in der Saison 2018/19 (17 Punkte), hat den Entwicklungsprozess nur noch weiter vorangetrieben.

Tim Lüddecke

BVB und Bayern je einmal vertreten: Die kicker-Elf des 9. Spieltags