2. Bundesliga

Ein gesungener Auftrag an Hürzeler

St. Pauli baut die Tabellenführung aus, muss aber unnötig zittern

Ein gesungener Auftrag an Hürzeler

Die Entscheidung über seine Zukunft soll noch im Februar fallen: Fabian Hürzeler.

Die Entscheidung über seine Zukunft soll noch im Februar fallen: Fabian Hürzeler. IMAGO/Eibner

Der Trainer hat noch immer nicht unterschrieben, und wie vom kicker bereits vor zwei Wochen berichtet, soll die Entscheidung noch im Februar fallen. Vieles deutet dieser Tage darauf hin, dass der Zweitliga-Spitzenreiter dann sein Vertragsangebot an den 30-Jährigen, der nur mit Ausstiegsklausel verlängern will, zurückziehen wird. Die Botschaft der Anhänger nach dem Abpfiff an der Förde war klar. Zur Melodie von "Guantanamera" sangen sie in Richtung Hürzeler: "Nur unterschreiben, du musst doch nur unterschreiben." Der Besungene hat es registriert, mehr aber auch nicht: "Ich habe zu dem Thema alles gesagt."

Der Erfolgstrainer sprach am späten Freitagabend in den Katakomben des Holstein-Stadions lieber über ein Spiel seiner Mannschaft, das zwei Gesichter hatte. 45 Minuten präsentierten sich die Hamburger spielstark und vor allem gnadenlos effizient, wie ein echter Spitzenreiter eben. Nach der 3:0-Pausenführung stolperten sie von einer Verlegenheit in die andere - auch weil Nikola Vasilj wieder auf Berg- und Talfahrt ging: Schon in Magdeburg (0:1) hatte der Keeper folgenschwer gepatzt, beim 1:0 gegen Braunschweig war er der Retter, in Kiel nun holte er die Störche mit zwei Patzern beim ersten und zweiten Gegentreffer zurück ins Spiel, eine gute Figur machte er auch beim dritten Tor nicht. Der Trainer aber bewertet den Auftritt losgelöst von Vasilj und bemängelt: "Wir haben es nach der Pause nicht mehr geschafft, kompakt zu agieren. Auch mit dem Ball haben wir es nicht geschafft, unser Spiel auf den Platz zu bringen."

Hürzeler: "Hätten es ruhiger gestalten können"

Herausgekommen ist exakt jenes wilde Spiel, das Hürzeler unbedingt vermeiden wollte und vor dem er so eindringlich gewarnt hatte. "Wir mussten zittern." Und sie haben ausreichend Ansätze für Verbesserungen vor der zweiten Auswärtsreise in Folge, am kommenden Freitag zum FC Schalke 04. "Wir hätten es mit der defensiven Stabilität, die uns die ganze Saison eigentlich auszeichnet, ruhiger gestalten können. Das ist ein Punkt, bei dem wir uns verbessern müssen und auch werden."

Trotz der Zitterpartie bleibt die Erkenntnis, dass des Trainers Schachzüge aufgegangen sind. Ohne den gesperrten Elias Saad hatte Hürzeler seine gesamte offensive Dreierreihe umbesetzt: Oladapo Afolayan stürmte auf dem von ihm bevorzugten linken statt dem rechten Flügel, dort durfte Connor Metcalfe ran, und in der Mitte erhielt Marcel Hartel den Vorzug vor Johannes Eggestein. Das formidable Ergebnis: Alle drei sammelten jeweils zwei Scorerpunkte: Afolayan traf doppelt, Hartel und Metcalfe erzielten ein Tor und bereiteten eines vor. "Diese Effektivität", freut sich der Coach, "haben wir zuletzt nicht in dem Ausmaß gezeigt." Sie war entscheidend dafür, dass der Vorsprung auf den Zweiten seit Freitagabend sechs Punkte beträgt. "Und genau das", sagt Aushilfs-Mittelstürmer Hartel, "war unser Ziel."

Sebastian Wolff

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