Wenn Schiedsrichter im Mittelpunkt des Geschehens stehen, heißt das für sie selten etwas Gutes. Weil man einen guten Unparteiischen, der alles im Griff hat, kaum wahrnimmt, so heißt es. Dieter Pauly, 1942 im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt geboren, sorgte einst für eine Ausnahme.
Am 30. Mai 1981, im Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln, fing Fotograf Dieter Wiechmann die bemerkenswerte Szenerie ein, wie sich Referee Pauly und Kölns Nationaltorhüter Harald "Toni" Schumacher Auge in Auge gegenüberstanden und anschrien. Der Schnappschuss wurde schließlich in dem vom kicker und vom Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) durchgeführten Wettbewerb als "Sportfoto des Jahres" ausgezeichnet.
Auf Tuchfühlung: Harald "Toni" Schumacher und Schiedsrichter Dieter Pauly (re.). imago images/Wiechmann
Es war erst - oder schon - Paulys erste Bundesliga-Saison, in der er solchen Eindruck schindete. Nicht immer nur guten. Werder Bremens langjähriger Manager Willi Lemke nominierte ihn einmal in der kicker-Kategorie "Ich würde nie ein Bier trinken gehen mit …", weil Lemke Pauly als so hochnäsig wahrgenommen hat.
In jedem Fall war Pauly einer, der mit seiner Gestik auffiel. Auch positiv. 1986 durfte der Mann, der zwischen 1980 und 1990 immerhin 97 Bundesliga-Spiele leitete, das DFB-Pokalfinale zwischen dem FC Bayern München und dem VfB Stuttgart (5:2) pfeifen. Auch 65 internationale Einsätze häufte er an.
Ein Abschiedsspiel für einen Schiedsrichter
Gleich dreimal - 1985, 1988 und 1990 - wählte der DFB Pauly zum Schiedsrichter des Jahres. 1990 schließlich, im Bökelbergstadion in seiner Heimatstadt Mönchengladbach empfing die Borussia Ajax Amsterdam, wurde ihm eine besondere Ehre zuteil: Als erster DFB-Schiedsrichter bekam Dieter Pauly ein Abschiedsspiel.
Am Dienstag, einen Tag vor seinem 82. Geburtstag und nur eine Woche nach dem Tod des Fotografen Wiechmann, ist ein besonderer Schiedsrichter der Bundesliga-Geschichte verstorben.