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Eberls Rausschmiss: Konsequent und ein Zeichen der Stärke

Kommentar

Eberls Rausschmiss: Konsequent und ein Zeichen der Stärke

Nicht mehr in Leipzig im Amt: Max Eberl.

Nicht mehr in Leipzig im Amt: Max Eberl. imago/kicker

Eineinhalb Jahre hat Oliver Mintzlaff nach der Trennung von Sportdirektor Markus Krösche im Frühsommer 2021 daran getüftelt, eine überzeugende und zukunftsträchtige Nachfolgelösung zusammen zu stellen, und diese dann im Dezember mit dem "absoluten Wunschkandidaten" Max Eberl präsentiert. Nach nicht einmal zehn Monaten ist das Projekt mit dem Rauswurf des Sport-Geschäftsführers, für den RB eine siebenstellige Ablöse an Borussia Mönchengladbach zahlte, schon wieder Geschichte. So überraschend der Zeitpunkt dieser Entscheidung einen Tag vor dem Bundesliga-Gipfel gegen den FC Bayern auch kam, die Entscheidung ist konsequent und ein Zeichen der Stärke.

Die Botschaft hinter der Freistellung - "fehlendes Commitment zum Klub" - lässt an Deutlichkeit keine Wünsche offen und keinen Raum für Spekulationen: Wer sich wie Eberl nicht mit voller Überzeugung dem Verein und seiner Aufgabe hingibt, für den ist kein Platz im Fußball-Kosmos von Red Bull. Erst recht nicht, wenn er so viel Macht und Verantwortung vereint, wie sie in der Geschichte des Vereins kein Sportlicher Leiter zuvor innehatte. Nicht mal der langjährige RB-Macher Ralf Rangnick.

Was die sportliche Arbeit betrifft, hat Eberl die hohen Erwartungen mit dem XXL-Umbruch im Sommer und der Verpflichtung von gleich zehn Neuzugängen erfüllt. Unter seiner Regie wurde im Sommer ein sattes Transferplus von gut 80 Millionen Euro erwirtschaftet und obendrein ein stark verjüngter Kader zusammengestellt, der nach den bisherigen Einschätzungen genügend Qualität und Charakter besitzt, um das Weiterkommen in der Champions League und den für die erneute Zulassung zur Königsklasse notwendigen vierten Platz in der Bundesliga zu gewährleisten.

Eberl bekannte sich nicht zu Leipzig

In Misskredit geriet Eberl jedoch in der RB-Führung durch die Tatsache, dass er weder durch sein internes Auftreten noch durch externe Äußerungen den Eindruck erweckte, er identifiziere sich voll und ganz mit der Aufgabe, der er sich vertragsgemäß langfristig verschrieben hatte. Dazu gehörte, dass immer wieder seine Präsenz in Leipzig vermisst wurde, weil er gerade mal wieder zu seinem Wohnsitz in München gependelt war. Dazu gehört vor allem die Tatsache, dass Eberl die immer wieder aufgekommenen Gerüchte um einen möglichen Wechsel zum FC Bayern nicht mit klaren Bekenntnissen zum aktuellen Arbeitgeber aus der Welt schaffte.

Im Gegenteil: Mit den für sein Naturell befremdlich lapidaren Äußerungen zu diesem Thema nährte er immer wieder aufs Neue den Verdacht, dass Leipzig nur seine zweite Wahl ist und er nur auf den Absprung zum Rekordmeister warte. Dass er an dieser Taktik auch in den Tagen vor dem direkten Aufeinandertreffen der beiden Klubs festhielt, brachte das Fass bei den handelnden Personen - vor allem bei Aufsichtsrats-Chef Oliver Mintzlaff sowie Eberls Geschäftsführer-Kollegen Johann Plenge und Florian Hopp - zum Überlaufen.

Eine Bedrohung für Leipzigs weiteren sportlichen Werdegang ist Eberls Freistellung nicht. Rouven Schröder, bislang Eberls rechte Hand, übernimmt zumindest fürs Erste die sportliche Leitung und damit ein vielversprechendes sportliches Fundament. Es warten aber auch eine Fülle von drängenden Aufgaben. Zu allererst müssen die Gespräche mit den langjährigen RB-Profis Yussuf Poulsen, Kevin Kampl und Lukas Klostermann, deren Verträge im Sommer auslaufen, aufgenommen beziehungsweise fortgeführt werden. Für Schröder könnten die nächsten Wochen richtungsweisend sein, ob aus der Interims- eine Dauerlösung wird.

Eberl-Beben in Leipzig - Welche Rolle spielt der FC Bayern?

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