Bundesliga

Eberl-Beben bei Borussia

Sportdirektor verlässt den Klub

Eberl-Beben bei Borussia

Will sich bei den Fohlen zurückziehen: Max Eberl.

Will sich bei den Fohlen zurückziehen: Max Eberl. picture alliance/dpa

Laut Sky, Sport1, Bild und auch nach kicker-Informationen hat Eberl die Vereinsbosse darüber informiert, dass er sein Amt als Sportdirektor niederlegen möchte. Mehr noch: Eberls Abschied steht fest. Der Manager will und wird seine Ära in Gladbach beenden. Höchstwahrscheinlich schon jetzt im Winter und nicht erst im Sommer.

Seit 1999 arbeitete der 48-Jährige bei der Borussia, erst als Spieler, dann als Nachwuchsdirektor, ab 2008 als Sportdirektor. Schon Ende des vergangenen Jahres soll Eberl seinen Rücktritt angeboten haben. Möglich, dass er nach einer Pause bei einem neuen Klub einsteigt. Angebote, so heißt es in der Branche, hat der scheidende Sportdirektor vorliegen. Ein Kandidat könnte RB Leipzig sein, das seit Sommer und der Trennung von Markus Krösche keinen Sportdirektor mehr hat. Interessantes Detail: Da Eberl von sich aus hinwirft, wird die Borussia den bis 2026 gültigen Vertrag nur ruhen lassen. Ein neuer Arbeitgeber in diesem Zeitraum müsste für Eberl also eine Ablöse zahlen.

Kritik an Eberl wächst

Fakt ist: In den zurückliegenden Monaten wirkte Eberl angeschlagen. Nach einem sonderbaren Auftritt vor dem DFB-Pokalspiel bei Hannover 96, als der Sportdirektor auffallend schmallippig auf Fragen reagierte, meldete er sich krank. In Hannover (0:3) und beim Heimspiel gegen Union Berlin (1:2) am vergangenen Samstag saß Eberl nicht auf der Bank. Äußerte sich öffentlich auch nicht mehr zur sportlich kritischen Situation seines Klubs. Es ist denkbar, dass Eberl persönliche Gründe für seinen Abschiedswunsch anführen wird. Denn hinter den Kulissen knirschte es in der jüngeren Vergangenheit zunehmend.

Die Kritik an seiner Arbeit nahm im vergangenen Jahr deutlich zu. In der Branche macht außerdem seit längerem das Gerücht die Runde, Eberl könnte ein interessantes Angebot eines anderen Vereins vorliegen. So oder so: Eberls 13-jährige Tätigkeit bei der Borussia endet mitten in einer absoluten Krisensituation - und trifft den fünfmaligen Deutschen Meister bis ins Mark.

Dabei liegt die Verlängerung von Eberls Vertrag noch gar nicht lange zurück. Kurz vor Weihnachten 2020 hatte der 48-Jährige das Arbeitsverhältnis langfristig bis ins Jahr 2026 ausgeweitet. Damals sprach Eberl von "Visionen", die der Klub und er persönlich hätten, von "Ehrgeiz und Lust, mit Borussia etwas zu gewinnen" - nur 13 Monate später alles Makulatur. Die Borussia steckt in der schwierigsten Lage seit dem Fast-Abstieg 2011, muss nach den jüngsten Niederlagen mehr denn je um den Klassenerhalt bangen und die Rettungsmission ohne ihren erfahrenen Frontmann bestreiten.

Eberl - Baumeister des Erfolgs

Im Oktober 2008 hatte Eberl den Posten des Sportdirektors übernommen. Nach schwierigen Jahren und der Relegationsrettung in der Saison 2010/11 setzte der fünfmalige Deutsche Meister unter Eberls sportlicher Führung zum Höhenflug an. Gladbach etablierte sich unter den Spitzenteams der Liga, zog in den vergangenen Jahren allein dreimal in die Champions League ein und spielte viermal Europa League.

Durch gute Entscheidungen auf der Trainerposition und kluge Spielertransfers wurde Eberl zum Baumeister des Erfolgs.

Eberl hält an Rose fest, Gladbach verspielt Europa

Seit Februar 2021 allerdings geht es in Gladbach rasant bergab. Die Abschiedsankündigung von Trainer Marco Rose läutete den sportlichen Absturz ein. Das ließ auch die Kritik an Eberls Arbeit zunehmen. Obwohl sich die Mannschaft monatelang im freien Fall befand, hielt der Sportdirektor am höchst umstrittenen Rose fest. Am Ende verspielte Gladbach die Europapokalteilnahme.

Missglückte Kaderpolitik

Weiterer Kritikpunkt: Die missglückte Kaderpolitik. Eberl verpasste es auch im vergangenen Sommer, dem seit 2019 fast unveränderten Kader die dringend benötigte Blutauffrischung zuzuführen - wobei nicht außer Acht gelassen werden darf, dass Corona die Marktlage im Fußball schlagartig veränderte und in besonderem Maße auch die Wirtschaftssituation bei der Borussia. Es fehlte, auch durch den geplatzten Transfer von Marcus Thuram zu Inter Mailand im Sommer, das Geld für die notwendige Umstrukturierung des Kaders. Und nach Saisonende werden Spieler von erheblichem Marktwert wie Matthias Ginter und Denis Zakaria ablösefrei gehen. Wenn sie nicht doch noch auf den letzten Drücker jetzt im Januar wechseln.

Eberl investiert in Hütter - Erfolg bleibt aus

Das Versäumnis der verpassten Restrukturierung des Kaders ist einer der entscheidenden Gründe für die Talfahrt in der laufenden Saison. Darunter leidet auch die Arbeit von Rose-Nachfolger Adi Hütter, der in Anbetracht der sportlichen Talfahrt selbst mächtig unter Druck steht. Eberl investierte stolze 7,5 Millionen Euro und viel Überzeugungsarbeit, um den Österreicher von Eintracht Frankfurt loszueisen. Bisher ohne den erhofften und erwarteten sportlichen Erfolg. Die Ära Eberl bei Borussia Mönchengladbach - sie endet.

Jan Lustig

13 Jahre Eberl: Gladbachs Manager im Überblick