Bundesliga

Drohung gegen Kauf - Kentsch unter Druck von allen Seiten

Bielefeld: Funkel und Büskens auf der Liste

Drohung gegen Kauf - Kentsch unter Druck von allen Seiten

Rüdiger Kauf, Arminia Bielefeld

Ist sich mit Geschäftsführer Roland Kentsch alles andere als grün: Rüdiger Kauf. imago

Dem Versuch, sich reinwaschen zu wollen, folgt der Schulterschluss nach außen - um den nahenden Sturm zu überstehen. Die Fehler werden bei anderen gesucht. So attackierte Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch (52) in Radio Bielefeld die Stadt hinsichtlich des Stadionausbaus ("Die Stadt muss sich hinterfragen, ob sie ihren wichtigsten Werbeträger angemessen unterstützt"). Oberbürgermeister Eberhard David antwortete mit einer schallenden Ohrfeige: "Ich werde mich nicht auf dieses Niveau begeben, wenn Herr Kentsch wieder einen Schuldigen sucht und so die Fans von eigenen Fehlern ablenken will." Und: "Mit einem geordneten Neuanfang im sportlichen und administrativen Bereich könnte es mit dem Aufstieg klappen." Kentsch unter Druck.

Und jetzt hat er den Bogen wohl überspannt. Dem Affront gegen die Stadt ging nämlich der gegen Rüdiger Kauf (34) voraus. Den Kapitän, der fehlende Investitionen ins Team und so Kentschs Politik kritisiert hatte, setzte der Finanz-Boss im Beisein Dammeiers massiv unter Druck. Kauf-Berater Rainer Störk: "Kentsch hat Kauf gedroht, dass er kein Spiel mehr für Arminia macht, wenn er nicht die Klappe hält!" Bei seiner lautstarken Attacke soll sich Kentsch wie ein Diktator geriert haben - Dammeier sah schweigend zu. Kauf, seit acht Jahren Armine mit hoher Identifikation, erklärt zu dem Vorfall nur: "Dazu etwas zu sagen, ist für mich zu riskant." Ex-Armine Mathias Hain erinnert sich an ähnliche Auftritte: Als Hain sich gegen Kritik am Team gewehrt habe, "hat Kentsch nur gesagt, dass er der Einzige im Verein ist, der machen und sagen kann, was er will."

Funkel und Büskens auf der Liste

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Bezeichnend für das Kernproblem der Arminia, bei der Friedhelm Funkel und Mike Büskens Trainer-Kandidaten sind. Kein Finanzchef der Liga mischt sich so ins Sportliche ein wie Kentsch. Der kritisiert mal das Spiel mit nur einer Spitze, mal die Einwechslungen und mischt sich bei Transfers ein. Sein Allmachtsanspruch stößt vielen Arminen auf. So beantragt der Verwaltungsrat bei der Jahreshauptversammlung am 22. Juni eine Satzungsänderung zur Ämter- trennung. Nur im Notfall soll es noch erlaubt sein, dass wie Kentsch der Schatzmeister des Klubs auch Geschäftsführer der GmbH ist. Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder hatten Kentsch schon vor der JHV 2008 gebeten, nicht mehr als Schatzmeister zu kandidieren - der, beratungsresistent, machte es trotzdem. Die Gruppierung "Kritische Arminen" im DSC fordert sogar die Ablösung der Bosse.

Kentsch und Schwick - der Druck wird immer größer. Dass die Führungscrew nach der Entlassung Michael Frontzecks Bild soufflierte, dieser bekomme nur 100 000 Euro Abfindung, zeigt, dass die Bosse mit allen Mitteln versuchen, vor der JHV ihre Haut zu retten. Nach kicker-Informationen erhält der Ex-Trainer, mit dem erst im Januar verlängert worden war, zwischen 300 000 und 400 000 Euro.

"Ich hinterfrage mich jeden Tag", behauptete Kentsch direkt nach dem Abstieg. Entscheidend ist aber, auch die Konsequenzen daraus zu ziehen.

Stephan von Nocks