Bundesliga

Borussia Dortmunds lange Mängelliste in Leverkusen

In Gladbach gilt für den BVB: Ausrutschen verboten

Dortmunds lange Mängelliste in Leverkusen

Startete so schwach wie zuletzt wie zuletzt Thomas Doll: Edin Terzic.

Startete so schwach wie zuletzt wie zuletzt Thomas Doll: Edin Terzic. imago images

Man kann Edin Terzic nicht vorwerfen, nicht alles zu versuchen. In Leverkusen klatschte er 90 Minuten lang an der Seitenlinie in die Hände, rief Kommandos, diskutierte mit dem Vierten Offiziellen und der Leverkusener Bank. Der 38-Jährige warf in die Waagschale, was er zu bieten hatte - und musste miterleben, wie seine Mannschaft zumindest in weiten Teilen der Partie deutlich weniger investierte als er selbst.

Es mangelte beim 1:2 gegen den direkten Konkurrenten um die Champions-League-Qualifikation erneut in weiten Teilen an Intensität in den direkten Duellen, an Stabilität in der Rückwärtsbewegung, an Konzentration im Passspiel, an Struktur in der Raumaufteilung, an Automatismen im Pressing und Offensivspiel, und nicht zuletzt an Konstanz und Körpersprache, kurzum: an vielem, was eine Spitzenmannschaft kennzeichnet.

Qualität ist immer das Ergebnis von Talent plus Mentalität.

Edin Terzic

"Qualität ist immer das Ergebnis von Talent plus Mentalität" sagte Terzic nach dem Spiel angemessen angefressen, "heute haben wir uns zu sehr aufs Talent verlassen, uns zu wenig gewehrt und es nicht geschafft, den Schalter umzulegen." Insbesondere in den Phasen nach den beiden Gegentoren gingen die Köpfe runter, hingen die Schultern der Dortmunder gefährlich tief in Bodennähe.

In Hälfte eins führte dieses Verhalten dazu, dass Leverkusen mehrere Male für eine schnelle Vorentscheidung hätte sorgen können, wenn nicht müssen. In Hälfte zwei bedeutete der abermalige Rückschlag das jähe Ende einer kurzen, aber durchaus vielversprechenden Dortmunder Drangphase, die auch in einer Führung hätte enden können. Bezeichnend etwa war, dass es der BVB in der vierminütigen Nachspielzeit nicht einmal schaffte, auch nur in die Nähe des Leverkusener Tores zu kommen. Druck auf den Gegner? Fehlanzeige.

Kein neues Phänomen

Man kennt diese Problematik aus der Vergangenheit. Auch Lucien Favre, Terzics Vorgänger, hatte mit der Wankelmütigkeit seiner Mannschaft arg zu kämpfen. Terzic war Mitte Dezember angetreten mit dem Versuch, der Mannschaft wieder mehr Mut einzuimpfen und den Kampf in den Mittelpunkt zu rücken. Leistungen wie in der zweiten Hälfte in Leipzig (3:1) nährten in Dortmund die Hoffnung, dass der Cheftrainer-Neuling Erfolg haben könnte mit dieser Herangehensweise. Doch es folgten Rückschläge gegen Mainz (1:1) und jüngst in Leverkusen (1:2). Mit nur drei Siegen aus sechs Liga-Spielen (bei einem Remis und zwei Niederlagen) startete Terzic beim BVB unterm Strich so schwach wie zuletzt Thomas Doll 2007 - ohne, dass man ihm gravierende Fehler vorwerfen könnte.

Minimalziel in Gefahr

Der Blick Richtung Tabellenspitze verbietet sich daher. Dortmund hat derzeit andere Themen - und andere Probleme. Denn die Qualifikation zur Champions League ist in der aktuellen Form alles andere als ein Selbstläufer - aus wirtschaftlicher Sicht in Pandemie-Zeiten aber ein Muss. "Wir müssen alles dafür tun, in Mönchengladbach über die volle Distanz eine Topleistung abzurufen", fordert Sportdirektor Michael Zorc daher mit Blick auf das nächste Spiel bei einem direkten Konkurrenten, das bereits am Freitagabend ansteht. Denn einen weiteren Ausrutscher sollte sich der BVB im Januar - der zuvor als Monat der Wahrheit deklariert wurde - schlicht nicht mehr erlauben. Sonst droht das Minimalziel noch stärker in Gefahr zu geraten als ohnehin schon - und der hohe Druck, der auf Terzic und seinem Team lastet, weiter zu wachsen.

Matthias Dersch