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"Widerlichste FIFA-23-Meta jemals": Ist Skill nun irrelevant?

5-4-1-System erntet Kritik von allen Seiten

"Die widerlichste Meta jemals": Wie viel Skill steckt noch im FIFA-eSport?

Die aktuelle 5-4-1-Meta lässt reihenweise FIFA-eSportler verzweifeln.

Die aktuelle 5-4-1-Meta lässt reihenweise FIFA-eSportler verzweifeln. IMAGO/Beautiful Sports

Talent, Training und Hingabe sind drei zentrale Aspekte einer erfolgreichen Karriere im Sport - ob nun in der realen Welt oder dem virtuellen Gegenstück. Horcht man derzeit in die FIFA-eSport-Szene, scheint es damit bei der Fußballsimulation allerdings Probleme zu geben. Es hat eine Meta Einzug gehalten, die den nötigen Skill drastisch reduziert haben soll. 

Kritik vom Weltmeister

Bei dieser handelt es sich um das 5-4-1-System, das die FIFA-Landschaft derzeit dominiert. Engmaschig soll die Defensive stehen, nur situativ gehen Spieler in den vielversprechendsten Situationen das Risiko eines schnellen Gegenangriffs ein. Für den neutralen Beobachter alles andere als attraktiv, gab es im Zuge des vierten FGS Qualifiers auch Kritik von Profis an der neuen Meta. "Jeder spielt Fünferkette, lange Bälle und Beten. So wenig Skill, wie es im Spiel gibt, würde man nicht merken, ob mein Vater oder ich spiele", twitterte Weltmeister und VBLCC-Champion Umut 'RBLZ_Umut' Gültekin. 

Ob die selber wissen, wie schlecht sie wären, wenn das Spiel ein bisschen Skill erfordern würde?

Antonio 'AntonioRadelja' Radelja

"Es zeigt, wie schlecht das Spiel momentan ist", pflichtete Gültekins Coach Daniel 'Fehrminator' Fehr seinem Schützling damals bei. Womit er heftiger Kritik folgte, die Frankfurts Antonio 'AntonioRadelja' Radelja bereits Mitte März noch drastischer formuliert hatte: "Manche Pros haben wirklich so Glück, dass man bei diesem Spiel mittlerweile nur noch Fünferkette reinhauen und ein bisschen beten muss und das reicht, um Spiele zu gewinnen." Der Profi der Hessen frage sich daher, "ob die selber wissen, wie schlecht sie eigentlich wären, wenn das Spiel ein bisschen Skill erfordern würde".

Auch internationale Profis sind bedient

Auch internationale Profis wie Ethan 'EthxnH' Higgins von FUTWIZ haben sich deutlich positioniert. "Wenn ihr willentlich 5-4-1 in Rivals benutzt, ist es Zeit, euch professionelle Hilfe zu suchen", machte der Brite bereits Ende März überdeutlich, was er von der aktuellen Meta hält. 

Während des FGS-Events legte Higgins dann sogar noch mal nach: "Dieses Spiel ist absolut kriminell", hieß es, bevor er sich nach seinem Ausscheiden erneut an der defensiven Herangehensweise und ihren Anwendern abarbeitete: "Ich habe im Elfmeterschießen gegen zwei der furchtbarsten Spieler verloren, gegen die ich jemals gespielt habe. Das ist ein Fakt, das ist, was ich denke, also sage ich es. 5-4-1 ist die widerlichste Meta, von der ich jemals ein Teil war."

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Ganz ähnlich steht auch Donovan 'Tekkz' Hunt zu der derzeit gern verwendeten Taktik in FIFA 23. Der Fnatic-Profi hatte nach seinem Aus in der eChampions League gegen Daniel 'HSV_Daniel7' Dwelk gar verlauten lassen, das Duell der beiden sei "ein perfektes Beispiel dafür, weshalb unser eSport zu kämpfen hat". 

Dass er sich nach einer Partie gegen Dwelk so äußerte, kommt nicht von ungefähr. Der HSV-Profi zählt zu den Profiteuren der aktuellen FIFA-Marschroute und hat das 5-4-1 fast perfektioniert. "Ich sehe es ähnlich. Ein 5-4-1-System zu spielen, ist aktuell leider sehr effektiv. Aber es ist nicht wirklich ansehnlich für die Spieler und die Zuschauer", verriet 'HSV_Daniel7' uns jedoch, dass er selbst kein Liebhaber der eigenen Spielweise ist, die er im Sinne des Erfolgs durchzieht.

Lösungen statt Ausreden

Hat FIFA-eSport also nichts mehr mit den Fähigkeiten der Spieler zu tun? Der ehemalige FIFA-Profi und aktuelle kicker-eSport-Experte Erhan 'Dr. Erhano' Kayman hat eine andere Ansicht: "Scheinbar haben immer noch dieselben Spieler Erfolg. Für mich ist das ein eindeutiger Beweis dafür, dass Spieler, die hart trainieren und sich auf ihre Fähigkeiten konzentrieren, immer noch erfolgreich sein können", ordnete er die Flut an Rage um das FGS-Wochenende auf Twitter ein. 

Von der Hand zu weisen, ist das nicht. So bleibt etwa Anders 'RBLZ_Vejrgang' Vejrgang seinem offensiven Spielstil treu und feiert damit trotzdem Siege auf höchstem Niveau. In der eChampions League setzte er sich beispielsweise gegen den Titelverteidiger Nicolas 'Nicolas99FC' Villalba durch, der als einer der defensiv stabilsten FIFA-Spieler der Welt gilt. Für Kayman ist daher klar: "Es ist falsch, zu behaupten, dass das Spiel skillunlastig sei und jeder jeden schlagen kann."

Daher hat 'Dr. Erhano' auch einen Vorschlag für alle Kritiker parat, die sich nicht mit der neuen Spielweise anfreunden wollen: "Verlierer suchen nach Ausreden, während Gewinner nach Lösungen suchen! Ich kann verstehen, dass FIFA einen mental brechen kann, aber dieses ständige Suchen nach Ausreden ist einfach nicht zielführend." Ganz im Gegenteil zur 5-4-1 Meta, die somit sicherlich weiterhin für Diskussionen sorgen wird. 

mja

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