Bundesliga

Die Regel, die Glasner nicht kannte

Wofür Trainer Rot sehen

Die Regel, die Glasner nicht kannte

Winkte zum Abschied - ab: Oliver Glasner nach seinem Platzverweis in Sinsheim.

Winkte zum Abschied - ab: Oliver Glasner nach seinem Platzverweis in Sinsheim. IMAGO/Avanti

Dass er etwas Verbotenes tat, wusste Oliver Glasner, die Folgen jedoch kannte er nicht. Am Samstag spielte der Trainer von Eintracht Frankfurt im Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim kurz vor dem Pausenpfiff einen zweiten Ball aufs Spielfeld und verhinderte so, dass die Hausherren das Spiel fortsetzen konnten. Dieser "stille Protest", wie er es selbst nach der 1:3-Niederlage nannte, zog korrekterweise die Rote Karte für Glasner nach sich.

Der Österreicher war von einer Gelben Karte ausgegangen, weil er ja "nicht ausfällig geworden" sei, und offenbarte damit eine Regel-Wissenslücke, die ihm nun eine Sperre einbringt. Denn Schiedsrichter Harm Osmers hatte bei "Sky" bereits richtig erklärt: "Laut Regelwerk ist vorgeschrieben, dass bei Teamoffiziellen, wenn sie einen Gegenstand auf das Spielfeld werfen, ein Feldverweis notwendig ist."

In Regel 12 ("Fouls und unsportliches Betragen") ist genau festgehalten, wofür Trainer und andere Teamoffizielle Rot sehen. Der Regeltext lautet:

Des Feldes verwiesen wird ein Teamoffizieller u. a. bei folgenden Vergehen:

- Verzögerung der Spielfortsetzung durch das gegnerische Team (z. B. durch Nichtfreigabe des Balls, Wegspielen des Balls, Behinderung der Bewegung eines Spielers)

- absichtliches Verlassen der eigenen technischen Zone, um: gegenüber einem Spieloffiziellen zu protestieren oder sich bei diesem zu beschweren; zu provozieren oder aufzuhetzen

- Betreten der technischen Zone des gegnerischen Teams in aggressiver oder konfrontativer Art und Weise

- absichtliches Werfen/Treten von Gegenständen auf das Spielfeld

Kommentar

- Betreten des Spielfelds, um: einen Spieloffiziellen zur Rede zu stellen (einschließlich während der Halbzeitpause und nach Spielende); das Spiel, einen Gegner oder einen Spieloffiziellen zu beeinflussen

- Betreten des Video-Überprüfungsraums (VÜR)

- physisches oder aggressives Verhalten (einschließlich Spucken oder Beißen) gegenüber gegnerischen Spielern, Auswechselspielern oder Teamoffiziellen, Spieloffiziellen, Zuschauern oder anderen Personen (z. B. Ballkinder, Sicherheits- oder Wettbewerbspersonal)

- zweite Verwarnung im selben Spiel

- anstößige, beleidigende oder schmähende Äußerungen und/oder Handlungen

- Einsatz unzulässiger Elektro- oder Kommunikationsgeräte und/oder ungebührliches Verhalten aufgrund des Einsatzes solcher Geräte

- Tätlichkeit

Entscheidend für Glasners Platzverweis war also der Punkt "absichtliches Werfen/Treten von Gegenständen auf das Spielfeld" - und dabei ist es erst mal unerheblich, ob es sich um einen zweiten Ball oder eine Trinkflasche handelt. Hätte Glasner protestiert, indem er außerhalb des Spielfelds einen Gegenstand wirft, wäre er mit Gelb davongekommen.

jpe