2. Bundesliga

"Die Nebengeräusche lassen wir nicht rein"

HSV-Coach Walter erklärt, wie seine Wagenburg funktioniert

"Die Nebengeräusche lassen wir nicht rein"

Kann mit seinem HSV den sechsten Sieg in Serie einfahren: Tim Walter.

Kann mit seinem HSV den sechsten Sieg in Serie einfahren: Tim Walter. IMAGO/Jan Huebner

1978/79 gewannen die Hamburger zum einzigen Mal im Profifußball sechs Ligaspiele in Folge, seinerzeit noch im Oberhaus - am Ende der Spielzeit stand die Meisterschaft. Und exakt das ist es, was den amtierenden Coach weit mehr antreibt als Rekorde. Walter will das große Ziel Aufstieg erreichen. Und weiß, dass er auf dem Weg dahin genau jene Euphorie in der Hansestadt braucht, die aktuell seine Mannschaft trägt. "Es ist wieder hipp, zum HSV zu gehen", sagt der 46-Jährige. Der Grund aus seiner Sicht: "Wir haben gezeigt, dass wir Spaß machen. Und das Geheimnis dahinter ist unsere große Geschlossenheit."

Die Geschlossenheit ist in Wahrheit Walters Wagenburg, denn: Außerhalb der Katakomben herrschte diese in den zurückliegenden Wochen und Monaten nicht, der Trainer aber erklärt, dass er penibel darauf achtet, dass zumindest im sportlichen Bereich keine äußeren Einflüsse ankommen. "Die Nebengeräusche nehmen wir wahr, aber wir lassen sie nicht rein. Den Rahmen, den wir geschlossen halten können, der ist auch geschlossen."

"Jetzt gibt es wieder diesen extremen Teamgeist"

Dass dies mittlerweile besser gelingt als in den ersten Saisonwochen, hat Walter am Donnerstag während der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den FCK bemerkenswert offen eingeräumt. "Wir hatten unsere Problemchen", spricht er über das, was in den ersten Partien sichtbar geworden ist. "Das Transferfenster war noch geöffnet, für ein paar Jungs war noch nicht klar, ob sie bleiben und wer kommt. Es gab auch innerhalb der Mannschaft etwas Unsicherheit und es war etwas anders als zum Ende der vergangenen Saison." Da hatte der HSV zum Ende hin schon mal fünf Partien in Folge gewonnen, und jetzt sieht Walter seinen Kader atmosphärisch wieder genau auf diesem Level: "Jetzt gibt es wieder diesen extremen Teamgeist, der ganz zu Beginn etwas gefehlt hat. Und dieser Funke springt auch auf die Zuschauer über."

Sportlich sieht er seine Mannschaft gar weiter, vor allem gegenüber der Anfangsphase der Vorsaison, als häufig Führungen nicht über die Zeit gebracht worden sind und eine Vielzahl von Unentschieden zum Rückstand auf die Aufstiegsplätze geführt hatte. "Jetzt", findet der Coach, "sind wir reifer, schaffen es viel mehr, die Dinge zu Ende zu spielen. Wir vermeiden viel häufiger einfache Ballverluste und das zeigt unsere Entwicklung." Diese führte bis jetzt auf Platz 1. Walter will die daraus resultierenden Erwartungen keineswegs bremsen, sein Personal aber sensibilisieren. "Oben bleiben ist schwerer als oben ankommen. Vor uns liegen noch große Aufgaben, dessen sind wir uns bewusst. Aber ich spüre den Willen und den Spaß, jedes Spiel separat zu betrachten. Jeder freut sich auf jedes einzelne Spiel." Das nächste soll im nächsten Schritt münden.

Sebastian Wolff