Bundesliga

Schalkes Klubspitze sträubt sich, Clemens Tönnies anzupumpen

Diskussion um Finanzhilfe des ehemaligen S04-Bosses

Die Klubspitze sträubt sich, Tönnies anzupumpen

"Wir dürfen Schalke nicht untergehen lassen": Clemens Tönnies würde S04 finanziell unterstützen.

"Wir dürfen Schalke nicht untergehen lassen": Clemens Tönnies würde S04 finanziell unterstützen. imago images

Bereits im Juni berichtete der kicker: "Schalke wollte Tönnies anpumpen". Damals befand sich der Aufsichtsratsvorsitzende noch im Amt, schon damals sträubte sich der Vorstand des FC Schalke aber eigentlich, den Milliardär nach ein paar Millionen zu fragen - und verwarf seine Gedankenspiele ja dann auch wieder.

Mittlerweile ist Tönnies nicht mehr "verheiratet" mit Schalke 04 - der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende (2001 bis 2020) war im Sommer von all seinen S04-Ämtern zurückgetreten. Die Königsblauen brauchen dringend Verstärkung, vor allem auf der rechten Verteidigerposition und im Sturmzentrum, doch die Kassen sind leer. Also liegt der Gedanke nahe, Tönnies um Geld zu bitten. Dieser hat seine Bereitschaft dazu dieser Tage signalisiert: "Wir dürfen Schalke nicht untergehen lassen. Da bin ich der Allerletzte, der nicht hilft."

Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass Tönnies Anfang Oktober deutlich gemacht hat, dass sein im Sommer erfolgter Rückzug dauerhaft sei. Wichtig im Gesamtzusammenhang ist zudem, dass sich die Vereinsführung im kicker-Exklusivinterview wenige Tage später unmissverständlich losgesagt hat vom Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden.

Nicht umsonst haben wir nach dem Rücktritt von Clemens Tönnies von einer Zäsur für den Verein gesprochen.

Alexander Jobst

Vorstandsmitglied Alexander Jobst betonte: "Das Konzept zur Zukunft von Schalke 04 hat keinen Bezug zu Clemens Tönnies, weder in einem Amt noch als potenzieller Investor. Nicht umsonst haben Jochen Schneider und ich nach dem Rücktritt von Clemens Tönnies von einer Zäsur für den Verein gesprochen."

Schneider ließ es sich am Sonntag bei "Sky" nicht nehmen, Tönnies für dessen geleistete Arbeit nachhaltig in den höchsten Tönen zu loben. "Er hat überragende Verdienste um den FC Schalke 04, war viele Jahre Motor und Gesicht des Vereins", sagte der Manager. Es wirkte so, als hätte er das Hintertürchen geöffnet mit seiner Aussage, eine finanzielle Hilfe von Tönnies müsse man "intern beantworten".

Unglaubwürdigkeit und Unruhe würden drohen

Schalkes Führung thematisiert den Sachverhalt intern, doch wie schon in den gesamten letzten Monaten sträubt sich die Klubspitze, ihren ehemaligen Funktionär anzupumpen. Aus mehreren Gründen. Die Bosse würden sich nach ihren im Sommer bewusst deutlich formulierten Aussagen unglaubwürdig machen. Außerdem wissen sie, dass eine Finanzhilfe des einst mächtigsten Schalkers für extreme Unruhe unter den Mitgliedern sorgen würde - was den langfristigen Ausgliederungsplan zusätzlich zu allen ohnehin bestehenden Widrigkeiten gefährden könnte.

Gegen Tönnies als Geldgeber sprechen zudem rein praktische Gründe. Der 64-Jährige hat Schalke früher keine Millionen geschenkt - und er würde das auch diesmal nicht tun. Mit Tönnies' Finanzspritze würde der e.V., der 240 Millionen Euro Verbindlichkeiten mit sich herumschleppt und zudem (erfolgreich) eine Landesbürgschaft in Höhe von 31,5 Millionen Euro beantragt hat, noch weiter im Schuldensumpf versinken - unabhängig davon, dass auch die Zinsfrage zu klären wäre.

Die Alternative zu den Tönnies-Millionen lautet: Spielerverkäufe.

Alles zur Diskussion um Tönnies sowie zum S04-Trainerdebüt von Christian Gross lesen Sie im kicker (Montagausgabe) oder im e-Magazin. Außerdem Thema: Warum die Kolasinac-Verpflichtung ein guter, aber noch kein sehr guter Transfer für Schalke ist.

Toni Lieto

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