Bundesliga

Robin Knoche im Darts-Interview: "Bei der ersten 180 rastet man komplett aus"

Unions Robin Knoche im kicker-Interview

"Die erste 180 vergisst man nicht - da rastet man wirklich komplett aus"

Er hat sie schon geknackt: Robin Knoche und die 180.

Er hat sie schon geknackt: Robin Knoche und die 180. imago images

Herr Knoche, wenn Sie bei der Darts-WM dabei wären: Welchen Spitznamen und welche Einlaufmusik würden Sie wählen?

Eine wirklich gute Frage. Es müsste natürlich etwas sein, was zu einem passt und was man auch mit etwas Besonderem verbindet. Da müsste ich mir wirklich länger Gedanken machen. Das Lied sollte einen einfach motivieren und zu Höchstleistungen treiben.

Als ein Knoche wäre "Bones" von "Imagine Dragons" zum Beispiel eine Möglichkeit …

(lacht) Das war klar, dass das kommt. Aber ich persönlich würde mir, auch als Spitznamen, eher etwas anderes wünschen.

Darts-WM 2023

Wie intensiv verfolgen Sie die Darts-WM in London?

Sie ist ja noch relativ am Anfang. Es ist ähnlich wie bei einer Fußball-WM: Je interessanter am Ende die Partien sind, desto besser sind auch die Einschaltquoten. Je mehr es Richtung Finale geht, desto interessanter sind auch die Partien. Aber ich schaue es mir schon immer an, wenn es möglich ist.

Was fasziniert Sie am Darts?

Die Präzision und die mentale Stärke, die die Spieler an den Tag legen. Wie in jedem Sport gehören zum einen die Fähig- und Fertigkeiten dazu, aber auch der Kopf darf nie außer Acht gelassen werden. Das ist bei dieser Sportart noch extremer. Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell ein Spiel deswegen kippen kann. Jede Partie kann auf einmal in eine andere Richtung gehen.

Gerade in einem Hexenkessel wie dem Alexandra Palace.

Das ist natürlich noch ein Aspekt. Das Publikum und die Atmosphäre - das ist der Wahnsinn. Da sind ja wirklich nur positiv Bekloppte. Für den Sport ist das schön.

Wer ist denn Ihr persönlicher Lieblingsspieler? Und warum?

Michael Smith. Ich hätte es ihm auch im letzten Jahr schon gewünscht, nachdem er viele Jahre immer nah dran war und immer gescheitert ist. Er hat ja kürzlich beim "Grand Slam of Darts" einen großen Titel geholt. Aber es wäre ihm zu gönnen, dass er auch mal im WM-Finale die Oberhand behält. Er hat ein super Scoring und macht auf mich einen sehr sympathischen Eindruck.

Der "Bully Boy" ist auch einer der schnellsten Spieler.

Einfach unfassbar, wie schnell er die 180er da reinschmettert. Das ist schon cool anzusehen.

Wer sind denn für Sie die Favoriten auf die Sid Waddell-Trophy?

Neben Smith gehören natürlich Peter Wright, Gerwyn Price und Michael van Gerwen zum engsten Favoritenkreis, auch Humphries und Jonny Clayton. Einer von ihnen wird sie sich schnappen.

Waren Sie schon einmal im Ally Pally?

Nein, aber wenn sich mal die Gelegenheit ergibt, würde ich es mir gerne anschauen. Einfach mal die Atmosphäre aufsaugen - das wäre schon cool.

Steffen Freund war dort als Teletubby verkleidet, Mark Uth als Figur aus "Top Gun".

Jetzt fragen Sie bitte nicht, als was ich gehen würde.

Doch.

(lacht) Da lassen wir uns mal überraschen, in welchem Outfit ich dann komme. Dazu habe ich mir auch noch keine Gedanken gemacht.

Wie häufig sind Sie selbst an der Scheibe?

Gerade bei solchen Events greift man gerne zu den Pfeilen und hat ein bisschen mehr Lust, zumal ja gerade keine Fußballspiele sind.

Haben Sie schon eine 180 geschafft?

Natürlich! Ein paar waren es schon inzwischen. Aber die erste vergisst man nicht, da rastet man schon wirklich komplett aus. Leider war ich alleine, aber ich habe sie aufgenommen, fotografiert, natürlich direkt an meine Freunde in der Heimat weiterverschickt. Die Freude wollte ich einfach teilen.  

Wout Weghorst hat schon echt gute Pfeile geschmissen.

Robin Knoche über seinen ehemaligen Teamkollegen

Gibt es noch andere "Highlights" aus der Darts-"Karriere"?

Ein Zwölfdarter. Am Ende waren es 161, die ich auschecken konnte. Das war schon das Highlight zusätzlich zur 180.

Darts ist üblicherweise ein beliebter Zeitvertreib in Trainingslagern - auch bei ihren bisherigen Klubs in Wolfsburg und bei Union Berlin?

Ja, das kann man sagen. Man hat immer eine kleinere Gruppe dabei, die sich auch für Darts interessiert.

Wer war der beste Ihrer Teamkollegen, gegen den Sie bisher gespielt haben?

Bei Wolfsburg Wout Weghorst, er hat schon echt gute Pfeile geschmissen. Aber ist ja klar als Holländer - was willst du da erwarten? Er hat auch mal erzählt, dass er schon mit van Gerwen gespielt hat, der mal die Elftal besucht hat. Die Holländer sind ja eh Darts-verrückt. Bei Berlin war es Torhüter Lennart Moser.

Sie kickten als gebürtiger Niedersachse ab den C-Junioren bis zum Sommer 2020 für Wolfsburg. Wie intensiv verfolgen Sie ihr Ex-Team noch? Zu wem besteht noch Kontakt?

Natürlich hat man immer eine besondere Beziehung zu seinem ersten Verein, aber man fokussiert sich auf den eigenen Verein. Kontakt habe ich noch zu Marcel Schäfer. Auch mit Josuha Guilavogui und Xaver Schlager, der inzwischen bei Leipzig spielt, verstehe ich mich sehr gut.

Es ist natürlich schon ärgerlich, weil man gerne für das eigene Land spielen möchte.

Knoche über seine DFB-Ambitionen

Sie sind 30 Jahre alt, in der Bundesliga spielen Sie auf konstant hohem Niveau. Für ein Länderspiel hat es aber noch nicht gereicht, auch wenn Sie im November 2014 einmal mit dabei waren. Ärgert Sie, dass Sie noch keine Chance erhalten haben?

Es ist natürlich schon ärgerlich, weil man gerne für das eigene Land spielen möchte. Das ist die größte Auszeichnung, die du dir erarbeiten kannst. Auf der anderen Seite habe ich solche Entscheidungen nicht zu treffen, das muss man akzeptieren. Die trifft der Bundestrainer. Man kann sich nur über Leistung empfehlen. Es wäre natürlich noch ein Wunsch.

Schielen Sie gerade nach der missglückten deutschen WM noch auf die Heim-EM?

Die ist ja noch ein bisschen hin. Das ist im Fußball ein langer Zeitraum, das Geschäft zu schnelllebig. Darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken.

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Sie gelten als guter Schütze, aber im letzten Spiel vor der Winterpause in Freiburg haben Sie beim 1:4 einen Elfmeter verschossen. Haben Sie erstmal genug vom Punkt?

Das wäre schlecht, wenn man sich wegen eines verschossenen Elfmeters aus der Verantwortung stiehlt. Das war generell ein gebrauchter Tag, den wir da hatten. Aber ich würde natürlich wieder antreten.

Wie groß ist die Vorfreude auf das Europa-League-Spiel bei Ajax Amsterdam Mitte Februar?

Sehr groß. Wir haben uns bei der Auslosung sehr gefreut. Aber wir wissen, dass wir davor ein paar andere Aufgaben haben.

In 264 Spielen haben Sie gerade mal 21 Gelbe Karten und eine Ampelkarte kassiert. Geht fair bei Ihnen vor oder ist das einfach Ihre Spielweise?

Es ist wohl eine Mischung aus beidem, aber es ist schon einfach meine Spielweise. Ich habe früher relativ viel über das Stellungsspiel gelöst, das habe ich mir bis heute so bewahrt. Da kommt mir auch das System bei Union mit relativ kurzen Abständen zugute. Stellungsspiel, Auge und das Antizipieren gehört glaube ich zu meinen Stärken. Wenn du schon vorab da bist, ehe der Zweikampf richtig losgeht, dann kommst du natürlich auch ohne Gelbe Karte davon.

Interview: Christoph Laskowski