Bundesliga

DFL-Investor - "Das Modell zieht klare rote Linien"

Liga-Bosse Lenz und Merkel im Interview

DFL-Investor - "Das Modell zieht klare rote Linien"

Äußerten sich gegenüber dem kicker: Dr. Steffen Merkel und Dr. Marc Lenz (re.).

Äußerten sich gegenüber dem kicker: Dr. Steffen Merkel und Dr. Marc Lenz (re.). IMAGO/Sven Simon

Dass die Sache die Gemüter erhitzt, ist spätestens seit Mai klar. Damals scheiterte ein möglicher Zwei-Milliarden-Deal mit einem Private-Equity-Partner am Verfehlen der nötigen Zweidrittelmehrheit in der Mitgliederversammlung (MV), was kontroverse Aussagen nach sich zog.

Nun der neue Anlauf im kleineren Stil und ohne direkte Ausschüttungen an die Vereine: Für bis zu eine Milliarde Euro soll einer von vier Interessenten (Advent, Blackstone, CVC, EQT) maximal acht Prozent an einer DFL-Tochter erwerben, in die die Medienrechte für 20 Jahre ausgelagert werden. Der Erlös soll ausschließlich ins Liga-Geschäftsmodell fließen. Um konkrete Verhandlungen aufnehmen zu dürfen, benötigen Merkel und Lenz von den 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga bei der Mitgliederversammlung am Montag 24 Ja-Stimmen.

Abgesichert gegen Eingriffe

"Alle Klubs teilen die Ansicht, dass eine Weiterentwicklung notwendig ist und wir dafür investieren müssen. Daraus folgt die Frage nach der Finanzierung dieser Investitionen. Wir haben Optionen aufgezeigt und die Eckpunkte des Lizenzmodells überarbeitet, Kritikpunkte berücksichtigt und verstärkt herausgearbeitet, warum wir Vorteile in einer strategischen Partnerschaft sehen", erklärt Dr. Marc Lenz im Vorfeld der Entscheidung am Montag.

Gegen Eingriffe habe man sich sehr klar abgesichert, sagt der einstige UEFA-Mann: "Das Modell sichert hoheitliche Rechte der Liga zum Beispiel im sportlichen Bereich vollständig ab, zieht klare rote Linien und würde einem Partner nur limitierte Mitspracherechte im wirtschaftlichen Bereich geben. Das ist ungewöhnlich für Private-Equity-Unternehmen. Akzeptiert ein möglicher Partner die roten Linien nicht, ist er nicht der Richtige für uns."

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Welche Rechte bekommt der Investor?

Immer wieder hatten Kritiker Befürchtungen geäußert, dass ein Investor letztlich vor allem seine auf Gewinnmaximierung getrimmten Interessen im Zweifel durchsetzen würde. Um nicht wie im Sommer Schiffbruch zu erleiden, hat die Liga-Führung nachgebessert. "In vielerlei Hinsicht ging es um Transparenz in der Kommunikation", so Dr. Steffen Merkel.

"Ein wichtiger Punkt war die Frage, wo ein Partner mitredet oder ein Veto hat. Dazu gab es noch das eine oder andere Fragezeichen, daher haben wir auch die Liste der Eckpunkte - inklusive aller Rechte - Anfang November in zwei Klubtreffen vollständig offengelegt. Da geht es um Fragen wie: Hat der Partner Rechte in Bezug auf Anstoßzeiten, den Wettbewerbsmodus oder Spielverlegungen ins Ausland? Natürlich nicht!" Tatsächlich hat der Liga-Verband auf seiner Webseite sehr umfangreiche, detaillierte Angaben publiziert. Merkels Botschaft: "Wir haben nichts zu verstecken."

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Die Liga und der "strategische Partner"

Die Diskussion um einen DFL-Investor

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  • Für Investitionen u.a. in Digitalisierung wollte die DFL-Führung Kapital von einen Investor einholen.
  • Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung auf die Stimme genau erreicht.
  • Nach einer außerordentlichen Sitzung hat die DFL beschlossen, den Partnerprozess nicht weiterzuführen. 

Wie Lenz und Merkel mit der Kritik vor allem der organisierten Fans umgehen, wo die Grenzen des Nachverhandlungsrechts eines Partners liegen, was konkret mit den Erlösen geschehen soll und wie die DFL dafür sorgen will, die internationalen Auswüchse bei Transfersummen und Gehältern einzudämmen, lesen Sie im Doppel-Interview in der Donnerstagsausgabe des kicker oder im eMagazine.

Benni Hofmann

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