Bundesliga

Deutschland? USA? Indien? Thurk auf Klubsuche

15 Jahre und 15 Tage nach dem ersten Profitor für Mainz

Deutschland? USA? Indien? Thurk auf Klubsuche

Erstes Profi-Tor: Michael Thurk (re.) kann sich noch gut an den DFB-Pokal 1999 erinnern. Links Policella.

Erstes Profi-Tor: Michael Thurk (re.) kann sich noch gut an den DFB-Pokal 1999 erinnern. Links Policella. Getty Images

"Wir waren am Ende zu neunt. Jürgen Klopp und Marcio (Machado, Anm. d. Red.) mussten mit Gelb-Rot vom Platz." Das Duell mit den Herthanern am Bruchweg ist dem 38-Jährigen noch sehr präsent. "Wir haben das mit Hilfe der Fans über die Zeit gebracht. Immer, wenn die Hertha am Ball war, haben alle im Stadion gepfiffen. Wir wurden dagegen gefeiert, es war eine besondere Atmosphäre."

Mindestens ebenso einprägsam: Die darauffolgende Runde im Pokal im Olympiastadion München, als es im Viertelfinale gegen den großen FC Bayern ging (0:3). "Nervenflattern hatten wir nicht. Es war reine Vorfreude, gegen Matthäus, Effenberg und Co. zu spielen", sagt Thurk. Kürzlich besuchte er den Olympiapark wieder, da kamen die Erinnerungen hoch: "Meine Frau, die damals im Stadion war, und ich waren neulich in der Olympiahalle bei Lenny Kravitz. Da haben wir uns darüber unterhalten, wie eiskalt das damals war." Minus sechs Grad garantiert, meint Thurk lachend über jenen 22. Dezember 1999.

"Natürlich wird es schwer, aber ich bin topfit"

15 Jahre später sieht der Arbeitsalltag des gebürtigen Frankfurters so aus: Reha. Nach einem Riss der Syndesmose in seinem letzten Spiel für Heidenheim im Finale des Württemberg-Pokals gegen die Stuttgarter Kickers (4:2 am 7. Mai 2014) und drei Operationen ackert er für sein Comeback. Denn die Schuhe an den Nagel hängen will er noch nicht: "Natürlich wird es schwer, aber ich bin topfit. Dass die Vereine in der ersten und zweiten Liga eher auf Jüngere setzen, ist mir auch klar."

Kontakte nach Indien und in die USA

Angebote gab es: "Manuel Friedrich hat gefragt, ob ich nicht mit nach Indien kommen möchte. Ich musste wegen der Verletzung absagen." Gleiches gilt für ein eventuelles Engagement in der Major League Soccer in den USA: "Ich hatte schon die Flüge gebucht nach Columbus, um meinen Kumpel Gregg Berhalter zu besuchen. Er ist dort Cheftrainer. Ich hatte ein Probetraining geplant." Auch das klappte nicht wegen der Verletzung. Nun hofft er, im Januar etwas zu finden.

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Aktuell lebt er mit der Familie in Augsburg, wo er neben Mainz seine wohl beste Zeit im Profifußball hatte. "Das waren meine erfolgreichsten Stationen. Wir hatten in Mainz eine Supertruppe. Ans alte Bruchwegstadion erinnere ich mich gerne zurück", sagt der Mann, der zusammengerechnet mit 60 Treffern der erfolgreichste Torschütze der 05er in der 1. und 2. Bundesliga (18 und 42) ist.

Das Image des schwierigen Charakters

Dass nach Stationen in Cottbus (dort hatte er bereits vor dem Mainzer Aufstieg unterschrieben; Energie blieb in Liga zwei), erneut Mainz, und bei Eintracht Frankfurt seine gute Zeit in Augsburg mit einem Zerwürfnis mit Trainer Luhukay endete, darüber scheint der wuselige Angreifer hinweg. Nur so viel will er noch sagen: "Man muss es so sehen: Die Verantwortlichen wünschen sich mündige Spieler. Wenn man dann seine Meinung sagt und der Verein diese nicht hören will, dann ist man gleich ein schwieriger Charakter."

Nichtsdestotrotz erklärt er, nach wie vor die Entwicklung der bayerischen Schwaben, der Frankfurter Eintracht und natürlich der Rheinhessen zu verfolgen. "Der Start der Mainzer mit dem Aus in der Europa League und im Pokal war alles andere als gut. Für mich kam es überraschend, dass die Mannschaft dann so gut in die Liga reingekommen ist."

Thurk traut 05ern einiges zu

15 Jahre und 15 Tage nach seinem ersten Profitreffer traut er den 05ern trotz der aktuellen Schwächephase einiges zu: "Ich glaube, dass die Mannschaft das Potenzial hat, um zwischen Platz sieben und zehn zu landen."

Benjamin Hofmann