2. Bundesliga

Derbyzeit ist Zimmer-Zeit: Was der FCK-Kapitän an Djokovic mag

"Ich spiele lieber erfolgreich als schön"

Derbyzeit ist Zimmer-Zeit: Was der FCK-Kapitän an Djokovic mag

FCK-Kapitän Jean Zimmer ist heiß aufs Derby beim KSC.

FCK-Kapitän Jean Zimmer ist heiß aufs Derby beim KSC. IMAGO/Eibner

Jean Zimmer nutzte die zwei Tage Freizeit, die Trainer Dirk Schuster ihm und seinen Teamkollegen gegönnt hatte, zu einem entspannenden Stelldichein mit der Familie. Er tankte Kraft, widmete sich lange seinen beiden Töchtern und schwang nebenbei das Tennis-Racket. Ein Idol hat der Kapitän des 1. FC Kaiserslautern nicht, wenn es um den Rückschlagsport mit der Filzkugel geht, sehr wohl aber gibt es Spieler, die ihm imponieren; der nun seine sportliche Rente genießende Roger Federer am meisten, nicht zuletzt ob der Eleganz seines Spiels. Auch den gerade zum US-Open-Champion gekürten Serben Novak Djokovic schätzt Zimmer. Vor allem dessen Mentalität. Obendrein, sagt Zimmer, sei der Djoker ein Spieler mit Ecken und Kanten, der sich gerne auch mal mit dem Publikum anlege, "und das finde ich grundsätzlich sympathisch".

In einer Woche, in der die Roten Teufel im Südwestklassiker beim Karlsruher SC gastieren, schmiegt diese Aussage sich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Der Tabellenzehnte aus Baden nimmt in Zimmers ganz persönlicher Lieblingsderby-Liste Platz zwei ein, vor dem 1. FC Saarbrücken und hinter dem SV Waldhof. Am Montag dieser Woche jährte sich ein legendäres Duell mit den Mannheimern zum zweiten Mal; ein Duell, das nicht wenige als die Geburtsstunde des "neuen alten" FCK bezeichnen und als jene Partie ausmachen, in der das Fundament für den Aufstieg im Sommer 2022 gegossen wurde.

Der neue Schulterschluss

Die damals von Marco Antwerpen befehligte Elf hielt ihrem Gast nach zwei Feldverweisen über eine Hälfte lang zu neunt stand und ertrotzte ein 0:0. An jenem 11. September 2021 habe es einen neuen Schulterschluss zwischen Fans und Mannschaft gegeben, erinnert sich Zimmer, alte Kaiserslauterer Fußballtugenden seien reanimiert worden. Zimmer lebt diese immer mit Haut und Haaren, mal mit mehr, mal mit weniger guten Leistungen.

Am ersten Spieltag der aktuellen Runde war der 29-Jährige aufgrund einer Rot-Sperre aus der Vorsaison zum Zusehen gezwungen, in den darauffolgenden vier Spielen gehörte er jeweils der Startelf an. Auf der Position des Rechtsverteidigers oder rechten Schienenspielers ist er gesetzt. Erik Durm dient ihm dieser Tage aufgrund von Hüftproblemen und damit einhergehendem Trainingsrückstand nicht als ernsthafte Konkurrenz.

Ausgezeichnet war Zimmers Darbietung am dritten Spieltag gegen die SV Elversberg, nach einer eher mäßigen Anfangsphase. Zimmer legte den zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich für Ragnar Ache auf und markierte das 3:2-Siegtor mit einem Volleyschuss selbst (kicker-Note 1,5). In der Vorsaison (Schnitt 3,71) war Zimmer komplett ohne Treffer geblieben, zwei Tore hatte er vorbereitet. Nutzen zog daraus in beiden Fällen Terrence Boyd, beim Treffer zum 2:2-Endstand in Kiel und der 1:0-Führung gegen den Hamburger SV (Endstand 2:0).

Wollen wir jetzt über Schönheit im Fußball sprechen? Ich spiele lieber erfolgreich als schön.

Jean Zimmer

Als der 1. FC Kaiserslautern mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet war, wurde rund um den Betzenberg ein erstes Wehklagen hörbar. Nun, nach drei Siegen am Stück, mit neun Punkten und Platz sechs, erwachen in manch einem Fan zart die ersten Träume. Übliche Gefühlsamplituden bei einem Traditionsverein. Zimmer registriert dies gelassen: "Das ist ja dasselbe wie voriges Jahr. Als Mannschaft und Verein können wir das schon ganz gut einschätzen." Mit dem bisher Erreichten dürfe man durchaus zufrieden sein.

Rückblickend auf die beiden Karlsruhe-Vergleiche der vergangenen Runde konnte der 1. FC Kaiserslautern sich nur mit den 90 Minuten der Hinserie einverstanden erklären. Trotz einer prozentualen Ballbesitzverteilung von 30:70 und 8:20 Torschüssen gewann er 2:0. Ein Triumph der Effizienz. Entgegengesetzt verlief das zweite Aufeinandertreffen. Der FCK avancierte zur besseren Elf mit einem klaren Plus an guten Torchancen, unterlag aber. Spielanteile 53:47 Prozent, Torschüsse 16:7, Endstand - 0:2. Ball paradox.

Rhetorische Fragen

Für Haltungsnoten hat Jean Zimmer gerade in Derbys kein Auge, er wählt einen pragmatischen Ansatz: gewinnen, egal wie. "Wollen wir jetzt über Schönheit im Fußball sprechen", formulierte der Kapitän im November vergangenen Jahres nach dem 2:0-Erfolg eine rhetorische Frage, "ich spiele lieber erfolgreich als schön." Im Anschluss an das 3:2 gegen Elversberg argumentierte er unlängst ähnlich: "Es war mit Sicherheit unsere schlechteste Leistung in dieser Saison; aber wenn wir immer drei Punkte holen, spiele ich von mir aus immer schlecht."

Es scheint, als liefe Jean Zimmers Motor schon heiß, wenn er den Begriff "Derby" nur hört. Derby-Zeit ist eben seine Zeit.

Andreas Böhm

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