2. Bundesliga

HSV-Coach Baumgart: "Du musst die Lösungen annehmen"

Steckt noch zu viel Walter in der Mannschaft?

Der HSV zwischen Geschenken und Offenbarungseid: "Du musst die Lösungen annehmen"

Das 0:2 in Düsseldorf ließ Steffen Baumgart sichtlich nachdenklich zurück.

Das 0:2 in Düsseldorf ließ Steffen Baumgart sichtlich nachdenklich zurück. IMAGO/Team 2

Zweieinhalb Jahre lang leitete Tim Walter als Trainer die Geschicke des HSV. Zweieinhalb Jahre drückte er dem Verein und dem Team seinen Stempel auf, implementierte seine kontroverse Spielidee und formte den Kader dieser entsprechend. Dass es nach der Entlassung des 48-Jährigen dauern würde, bis der neue Coach Steffen Baumgart seine Philosophie vollends auf den Platz bringen würde, war also abzusehen. Dass es nach dem mehr als enttäuschenden 1:2 gegen Schlusslicht Osnabrück beim 0:2 in Düsseldorf in einem zweiten aufeinanderfolgenden offensiven Offenbarungseid enden würde, hatte aber wohl niemand kommen sehen.

Unerwünschte Premiere lässt Serie reißen

Erstmals in der bald sechsjährigen Zweitligahistorie blieben Zweitliga-Toptorjäger Robert Glatzel und Co. gänzlich ohne Schuss aufs Tor und erzielten somit folgerichtig das erste mal seit 30 Pflichtspielen keinen Treffer - weshalb Baumgarts erstes Fazit gegenüber Sky durchaus überraschend daherkam: "Ich habe die Lösungen auf dem Platz gesehen", gab er zu Protokoll, ehe er den entscheidenden Einwand folgen ließ: "Du musst sie halt umgesetzt kriegen. Und das fällt der Mannschaft gerade schwer."

Es gibt keine elf Häuptlinge und ich muss klarmachen, dass es eine Richtung gibt.

Steffen Baumgart

Ein Umstand, der auch vor Moritz Heyers Gelb-Roter Karte in Gleichzahl bereits unübersehbar gewesen war, weshalb sich natürlich die Frage nach dem Warum stellt. Einem Warum, das Baumgart und seine Schützlinge durchaus noch etwas länger beschäftigen könnte. "Die Lösungen sind da, du musst sie annehmen und nicht eine neue Idee haben", deutete der 52-Jährige erst nur an, ehe er dann klar zum Ausdruck brachte, dass seine Herangehensweise noch nicht zu allen Spielern durchgedrungen sei: "Wenn du elf Häuptlinge auf dem Platz hast, hast du ein Problem. Es gibt aber keine elf Häuptlinge und ich muss klarmachen, dass es eine Richtung gibt."

Steckt also noch zu viel Walter in der Mannschaft? Wenn es nach Baumgart und seiner Vorstellung geradlinigen Fußballs geht, ja. "Es kommt nochmal die Idee, nochmal der Haken", monierte er die mangelnde Zielstrebigkeit seiner Schützlinge, die er speziell am Flügelspiel festmachte: "Du kommst über außen und klappst dann lieber ab und flankst nicht rein. Die Jungs sind in der Situation, aber wenn der Gedanke an die Flanke gar nicht da ist, wird es schwierig."

Individuelle Aussetzer bleiben an der Tagesordnung

Als ob die spielerisch maue Darbietung trotz Rückkehr des Taktgebers Laszlo Benes nicht schon genug gewesen wäre, blitzte in der Defensive die wohl unschönste Facette des eigentlich vergangenen "Walter-Balls" auf. So ging beiden Treffern der Fortuna jeweils mindestens ein folgenschwerer individueller Fehler voraus. Den Konter zum 0:1 leitete Bakery Jatta mit einem Fehlpass ein, ehe die Abstimmung zwischen Dennis Hadzikadunic und Ignace van der Brempt nicht passte und Noah Katterbach am Ende der Fehlerkette Felix Klaus zu viel Raum ließ. Dem 0:2 ebnete ein haarsträubender Abspielfehler Jonas Mefferts den Weg.

"Von den letzten vier Toren, die wir kassiert haben, war eins gut herausgespielt", meinte Baumgart mit Blick auf den ersten Düsseldorfer Treffer, "alles andere sind Geschenke, bei denen der Gegner nicht so viel tun muss". Ein Problem, das es auch vor Baumgarts Ankunft bereits gab, sich seither jedoch nicht gebessert hat, weshalb der gebürtige Rostocker ein hartes Urteil fällte: "Momentan macht jeder Spieler auf dem Feld drei, vier Fehler, die unnötig sind, weil es nicht darum geht, dass der Gegner presst oder überragend attackiert."

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Vor dem nächsten Duell mit Wehen Wiesbaden, einem Aufsteiger, der auf Fehler lauern wird und gegen den es spielerischer Lösungen bedarf, ist die Liste der zu verbessernden Punkte also lang. "Das, was wir im Moment spielen, hat nichts damit zu tun, dass wir aufsteigen wollen", weiß Baumgart, der dennoch an die Fähigkeiten seines Teams glaubt: "Das Können und die individuelle Klasse ist in dieser Mannschaft. Ich hoffe, dass wir sie ganz schnell zeigen."

mja

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