2. Bundesliga

Der Hamburger SV und die neue Balance

Walters Umgang mit der Unterzahl als Beleg für eine Entwicklung

Der HSV und die neue Balance

Steht mit seiner Mannschaft an der Tabellenspitze der 2. Liga: HSV-Coach Tim Walter.

Steht mit seiner Mannschaft an der Tabellenspitze der 2. Liga: HSV-Coach Tim Walter. IMAGO/Jan Huebner

Daniel Heuer Fernandes ist wichtig, dass sich in diesen ersten Wochen der neuen Spielzeit kein völlig neuer HSV präsentiert. "Wir haben immer noch die Rotationen in unserem Spiel", sagt der Torwart. Und doch ist ein lange fehlendes Element derzeit ganz entscheidend: das Gleichgewicht. "Die Balance muss passen", erklärt der 30-Jährige, "dazu gehören auch mal Abschläge in die Räume, manchmal passt es eben auch, eine Kette zu überspielen."

In Hannover legte der HSV nach dem zuvor souveränen 3:0 gegen Hertha BSC - insbesondere nach der Roten Karte gegen Guilherme Ramos nach 53 Minuten - ein weiteres Reifezeugnis ab. "Es ging um mehr als unsere Spielidee, nämlich ums Verteidigen", verrät Heuer Fernandes, "wir haben gesehen, dass das die Basis unseres Spiels ist. Jeder weiß, dass wir bei unserer Offensive immer unsere Aktionen haben." Und das, obwohl mit Laszlo Benes (fehlte nach Erkältung komplett) und Immanuel Pherai (mit Adduktorenproblemen nur auf der Bank) zwei Hauptdarsteller der ersten Wochen nicht mitgewirkt haben.

Wir wollten unbedingt die Null halten und dennoch nicht zu tief stehen.

Jonas Meffert

Ohne Grundsätzliches zu verändern, hat Tim Walter eine Anpassung zur Vergangenheit vorgenommen. Und die wurde in Hannover auch im Umgang mit dem Platzverweis deutlich. In der Vorsaison hatte Kapitän und Abwehr-Chef Sebastian Schonlau beim prestigeträchtigen Derby auf St. Pauli bereits während der ersten Hälfte Rot gesehen und Walter statt mit Vierkette fortan einfach mit Dreierkette weitergespielt - und 0:3 verloren.

Dieses Mal nicht auf schmalem Grat

Auf diesem schmalen Grat zwischen Mut und Übermut wandelte der 47-Jährige in Hannover nicht: Er stärkte umgehend mit Top-Zweikämpfer Stephan Ambrosius die Viererkette, und beließ, obwohl er Angreifer Jean-Luc Dompé opferte, drei klar offensiv ausgerichtete Spieler auf dem Feld. Jonas Meffert verrät den Plan dahinter: "Wir wollten unbedingt die Null halten und dennoch nicht zu tief stehen, um weiter eigene Möglichkeiten haben zu können."

Der erfolgreiche Lernprozess auf mehreren Ebenen wirft Ertrag ab. Zehn Punkte aus einem anspruchsvollen Auftaktprogramm sind ein starkes Zwischenzeugnis und Platz 1 trotz des frühen Zeitpunkts der Saison für die Protagonisten von Bedeutung. "Natürlich sind wir noch früh in der Saison", sagt Heuer Fernandes, "aber unsere Vorbereitung war mit den vielen Verletzten nicht optimal. Da ist es für unser Gefühl schon wichtig, dass wir gleich von Anfang an oben dabei sind." Und die neue Balance könnte ein entscheidender Faktor sein, dass der HSV in diesem Jahr auch oben bleiben kann. 

Sebastian Wolff

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