Bundesliga

Der Fall Mazraoui: "Man könnte an eine Abmahnung denken"

Jura-Professor Fischinger über rechtliche Folgen

Der Fall Mazraoui: "Man könnte an eine Abmahnung denken"

Noussair Mazraoui steht wegen eines Posts mit einem brisanten Video in der Kritik.

Noussair Mazraoui steht wegen eines Posts mit einem brisanten Video in der Kritik. picture alliance / SvenSimon

Mutmaßlich wird man beim FC Bayern relativ froh sein, wenn der Mittwoch vorbei ist. Denn an diesem Tage wollen die Verantwortlichen folgend ihrer Ankündigung ein "ausführliches Gespräch" führen mit ihrem Profi Noussair Mazraoui. Notwendig gemacht hat diese Reaktion des Klubs die Tatsache, dass der Rechtsverteidiger in dem sozialen Netzwerk Instagram einen Post mit einem brisanten Video geteilt hat. In diesem wird den Palästinensern im Konflikt mit Israel, den die brutale Attacke der Hamas auf jüdische Zivilisten neu entflammt hat, der Sieg gewünscht und zudem eine umstrittene Koran-Sure zitiert. Später hatte sich Mazraoui von Gewalt und Terrorverherrlichung distanziert, allerdings nahm er keine Unterscheidung zwischen dem palästinensischen Volk und den Terroristen der Hamas vor.

Was die Verantwortlichen der Bayern letztlich bestärkt haben dürfte in ihrer Einschätzung, dass ein ernsthaftes Gespräch mehr als notwendig ist. Zumal der Klub selbst jüdische Wurzeln hat, am deutlichsten zu Tage tretend in seinem mehrfachen Präsidenten Kurt Landauer, der 2013 posthum zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Doch welche Folgen sind - je nach Gesprächsverlauf - für Mazraoui überhaupt denkbar? "Arbeitsrechtlich ist das ein schwieriger Fall, denn Mazraouis Post ist eine mehrdeutige Äußerung, die daher auf verschiedene Weise interpretiert werden kann", erklärt Prof. Philipp Fischinger. Man könne die zitierte Sure als Drohung verstehen, aber auch anders. Zudem sei die spätere Distanzierung Mazraouis von Terror und Hass zu beachten. "Wir sind hier insgesamt in einer Abwägungsentscheidung", sagt der fußballaffine Mannheimer Jura-Professor.

Als Folge könnte man an eine Abmahnung denken, gegebenenfalls käme dann auch eine Vertragsstrafe in Betracht.

Jenes Abwägen beginne bereits bei der Frage: "Hat er das als Bayern-Spieler publiziert? Nein, er hat es in seiner Freizeit getan. Allerdings wird er natürlich auch in seiner Freizeit als Botschafter des FC Bayern wahrgenommen und muss auf die Interessen und das Ansehen des Vereins Rücksicht nehmen. Daher erscheint es nicht unvertretbar, eine Pflichtverletzung anzunehmen." Was für Mazroui zum Problem werden könnte, so Fischinger: "Als Folge könnte man an eine Abmahnung denken, gegebenenfalls käme dann auch eine Vertragsstrafe in Betracht."

Eine Rolle spielen könnte auch der Faktor, dass der FCB jüngst mit Daniel Peretz einen israelischen Torhüter unter Vertrag genommen hat. "Unter Umständen wird durch Mazraouis Post der Betriebsfrieden beim FCB gefährdet", erklärt Fischinger. "Dann ließe sich auch über eine zeitweise Freistellung nachdenken. Eine sofortige außerordentliche Kündigung wäre aus meiner Sicht dagegen eher schwierig."

Erst kürzlich hatte der Rekordmeister eine gesellschaftspolitisch heikle Personalie zu moderieren und sagte seinem Ex-Verteidiger Jerome Boateng trotz prekärer Personallage im Deckungszentrum ab - "in der Betrachtung aller Aspekte", wie die Münchner es damals formuliert hatten. Der frühere Nationalspieler war zunächst vom Amtsgericht und dann vom Landgericht (LG) München wegen Körperverletzung gegen seine ehemalige Partnerin verurteilt worden. Allerdings wurde dieser Spruch kürzlich vom Bayerischen Obersten Landesgericht aufgehoben und zur Überprüfung an eine andere Kammer des LG verwiesen.

Weitere Bundesligaprofis wegen pro-palästinensischer Social-Media-Einträge in der Kritik

Neben Mazraoui stehen aus der Bundesliga weitere Profis wegen pro-palästinensischer Social-Media-Einträge in der Kritik, darunter Aissa Laidouni (1.FC Union), Klaus Gjasula (Darmstadt 98) und Anwar El Ghazi (Mainz 05). Letztgenannter wurde für seinen mittlerweile gelöschten Post und nach einem Gespräch mit dem Vorstand von den Rheinhessen freigestellt. "Mainz 05 respektiert, dass es unterschiedliche Perspektiven auf den seit Jahrzehnten währenden, komplexen Nahost-Konflikt gibt. Der Verein distanziert sich jedoch deutlich von den Inhalten des Posts, da dieser nicht mit den Werten unseres Klubs einhergeht", teilte der Bundesliga-17. am Dienstagabend mit.

Benni Hofmann

Neuer - und wer noch? Diese Bundesliga-Spieler sind noch ohne Saisoneinsatz