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"Das Team ist abgenutzt": Massive Kritik an Napoli

Präsident des italienischen Meisters verspricht Besserung

"Das Team ist abgenutzt": Massive Kritik an Napoli

Sinnbild der sportliche Krise in Neapel: Dribbelkünstler Khvicha Kvaratskhelia ist vor dem Tor zu harmlos.

Sinnbild der sportliche Krise in Neapel: Dribbelkünstler Khvicha Kvaratskhelia ist vor dem Tor zu harmlos. IMAGO/HochZwei/Syndication

Es passt ins Bild: Ausgerechnet Luciano Spalletti, seines Zeichens gefeierter Meistermacher in Neapel und nach seinem ursprünglich gestarteten Sabbatjahr kurzerhand zum neuen italienischen Nationaltrainer aufgestiegen, hat sich selbst zum Jahresende über seinen Ex-Klub geäußert und den Negativtrend quasi immer erahnt. Die Kurzzusammenfassung: Der 64-Jährige habe damals alles gegeben und sich aufgeopfert, den größten Erfolg der stolzen Süditaliener nach 33-jähriger Warterei zu erreichen, um am Höhepunkt bewusst zu gehen.

Denn, und das machte Spalletti in seinen aktuellen Statements gegenüber der italienischen Presse klar: Dass das Team im Anschluss an den Gewinn des Scudettos nicht mehr auf absolutem Top-Niveau würde agieren können, sei für ihn nur logisch gewesen. Spieler wie Torgarant Victor Osimhen (Vertrag jüngst verlängert) oder Dribbelkünstler Khvicha Kvaratskhelia (jeweils neun Torbeteiligungen) würden mal einbrechen, Verletzungspech und schlicht kein Glück haben.

Demütigungen, Rote Karten und eine Taxifahrt

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Und genau hier befindet sich der amtierende Meister nun: von der großen Konkurrenz abgehängt, längst aus dem Rennen um die Spitze gekickt. Das enttäuschende 0:0 gegen Monza am Freitagabend, es war zum Jahresabschluss quasi die Kirsche auf dem nicht mehr frischen Kuchen.

Der Trainerwechsel weg von Rudi Garcia und hin zu Walter Mazzarri hat rein sportlich keine Besserung gebracht, das Team dümpelt im oberen Mittelfeld vor sich hin und ist jüngst im Achtelfinale der Coppa Italia auch noch von Frosinone Calcio mit 0:4 gedemütigt worden. Seit drei Ligaspielen warten die Partenopei außerdem auf ein eigenes Tor, stehen mit bereits sechs Niederlagen und erst 28 Punkten auf Serie-A-Rang 8 und haben sich zuletzt auch noch in Diskussionen verloren. Beim 0:2 in Rom hat es gleich zwei dumme Rote Karten für Osimhen und Matteo Politano gegeben, während nun gegen Monza der zuletzt in der Nacht zu Weihnachten mit dem Taxi heimgefahrene Coach Mazzarri geflogen ist.

Der Napoli-Präsident nimmt die Schuld auf sich

Die italienische Presse reagiert auf diese handfeste Krise natürlich ohne Gnade, haut eher noch mehr drauf. So erkennt die "Gazzetta dello Sport" zwischen den beiden Trainern keine Veränderung: "Zwischen Garcias Napoli und seinem hier (Mazzarris; Anm. d. Red.) lassen sich aus egal welchem Blickwinkel keine klaren Unterschiede erkennen - Laufarbeit, Aggressivität, Spielidee." Nichts sei anders, besser, neu. Vielmehr noch, so das Blatt weiter: "Das Team ist abgenutzt, die Spieler wirken nicht mehr gefestigt - und das ist ein Fehler des Trainers."

Der "Corriere dello Sport" legt folgendermaßen nach und geht bei seiner Schelte auf das jüngste Spiel gegen Monza ein: "Vier kolossale Chancen, 25 Schüsse und 58,3 Prozent Ballbesitz ... und dennoch wird gesagt werden, dass Meret (Torwart der SSC; Anm. d. Red.) es war, der durch seinen gehaltenen Elfmeter Neapel vor der bereits sechsten Niederlage unter seiner Regie gerettet hat."

Nun steht auf jeden Fall erst einmal der Jahreswechsel und eine kurze Pause an, ehe es am 7. Januar (Sonntag, 15 Uhr, LIVE! bei kicker) mit dem Gastspiel beim FC Turin weitergeht. Und genau darin meint der gewohnt lautstarke und exzentrische Präsident Aurelio de Laurentiis eine Chance. "Ich hoffe, dass 2024 Gesundheit bringt und unsere Wünsche erfüllen lässt", so der 74-jährige Eigentümer vor italienischen Medien, wo er sich demonstrativ vor seinen Verein stellte. "Alles, was bis heute passiert ist, liegt in meiner Verantwortung. Es ist meine Schuld. Ich muss mich bei allen Neapolitanern entschuldigen und am meisten bei unseren Fans für den Tabellenplatz."

Sein Ansatz nun: "Die Saison ist noch lang und wir werden auf dem Transfermarkt reagieren. Die Wahrheit hat aber mehr Gesichter, damit will ich aber niemanden langweilen." Er wolle damit sagen, dass am Ende nicht nur der Trainer schuld am sportlichen Erfolg trage.

mag