Manuel Riemann war am Samstagabend so etwas wie die Bochumer Punktversicherung in den ersten 70 Minuten. Schließlich hatte der Schlussmann und Wortführer etliche starke Paraden gezeigt und den klaren wie besonders in den Anfangsminuten dominierenden Favoriten RB Leipzig zur Verzweiflung getrieben. Profis wie Yussuf Poulsen, Christopher Nkunku oder Emil Forsberg scheiterten regelmäßig.
Kurz nach Schlusspfiff war dem Schlussmann seine starke Leistung aber nicht mehr anzusehen, vielmehr schüttelte der 33-jährige Routinier vehement mit dem Kopf und "pfefferte" sogar sein Tape auf den Rasen. Die Erklärung dahinter: Riemann war sauer, sauer auf seine Kollegen.
Riemann wird mehr als deutlich
Was in erster Linie etwas mit dem 0:1 in der 70. Minute zu tun hatte, als die beiden RB-Joker Dominik Szoboszlai und André Silva als Flankengeber und Kopfballspieler mit einer einfachen Ecke die komplette VfL-Abwehr hatten alt aussehen lassen. "Wir verlieren hier ein Spiel wieder nach einer Standardsituation (...) und da ist es auch egal, ob der Gegner hier 45 Millionen, 100 Millionen oder 200 Millionen einwechselt", so Riemann zum Start seines unmissverständlichen Interviews mit "Sky". "Wir verlieren einfach nach einer Standardsituation. Und der erste Ball, ich weiß gar nicht, ob der schon drin war (der Kopfball von Silva war bereits im Tor; Anm. d. Red.), aber auf jeden Fall laufen da vier Leipziger Spieler nach, die den Ball über die Linie stolpern wollen. Von uns steht genau keiner da."
"Das ist einfach zu wenig", wurde ein sichtlich genervter Riemann noch deutlicher - und sprach in der Folge seines Statements sogar einigen Mitspielern die richtige Einstellung ab: "Das ist zu wenig, das hat auch nichts mit Naivität zu tun. Bei einer Ecke weiß ich in der Regel schon, dass ich mein eigenes Tor verteidigen muss. Aber anscheinend nicht alle - keine Ahnung."
Das verstehe ich einfach nicht.
Manuel Riemann über das Verhalten nach dem 0:1
Doch damit noch nicht genug. Zwar sei es "dumm", ein solches Gegentor zum 0:1 nach einer Ecke zu bekommen, doch dass dann nur drei Minuten später Nkunku via Heber schon das vorentscheidende 2:0 macht, verstand Riemann erst recht nicht mehr: "Ganz ehrlich, bei zehn Spielern geht nach dem Gegentor nach der Ecke der Kopf nach unten - oder sagen wir mal bei acht." Dem Führungsspieler fehle dann die Cleverness, weil die Leipziger mit den Einwechslungen natürlich umgestellt haben. Da müsse man dann einfach sicher an der Mittellinie stehen und erst einmal beobachten, wie RB fortan angreifen wolle. So aber seien seine Mitspieler ins offene Messer, ins 0:2 gelaufen. "Vier Leute pressen, fünf stehen hinten, Leipzig spielt einen tiefen Pass und es steht 2:0. Das darf uns so einfach nicht passieren."
"Das verstehe ich einfach nicht", sagte Riemann am Schluss noch wiederholend - und teilte dabei auch mit, diese ganzen Punkte gleich auch noch in der Kabine direkt mit den Mitspielern besprechen zu wollen. Denn Kommunikation sei nach wie vor ein Thema, "das sagt der Trainer ja auch schon lange. Nur müssen wir jetzt einfach mal anfangen, die Dinge auch umzusetzen. Am besten schnell." Schließlich steht nach der Länderspielpause am übernächsten Samstag (16. Oktober, 15.30 Uhr) das Gastspiel in Fürth an. Es wird das Duell 18. gegen 17.