Bundesliga

Darum will Tuchel einen neuen Sechser

Bayerns Chef-Trainer erklärt, was ihm bei Kimmich, Goretzka und Co. fehlt

Darum will Tuchel einen neuen Sechser

Bayern-Coach Thomas Tuchel erklärte seinen Wunsch nach einem Sechser mit defensiver DNA.

Bayern-Coach Thomas Tuchel erklärte seinen Wunsch nach einem Sechser mit defensiver DNA. IMAGO/Propaganda Photo

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Der kicker hatte schon im Mai berichtet, dass Trainer Thomas Tuchel, nachdem er gerade beim FC Bayern angefangen und den Kader analysiert hatte, in dieser nun laufenden Transferperiode gerne einen neuen, defensivdenkenden Sechser möchte. Ein Spielertyp wie ihn Casemiro von Manchester United verkörpert. Jetzt, vier Monate später, ist der Stand derselbe. Der Münchner Chefcoach betonte seinen Wunsch erneut. Diesmal mit ausführlicherer Begründung - und mit einer Erklärung dafür, was den aktuell im Kader stehenden zentralen Mittelfeldspielern fehle.

Diese Fähigkeiten, die sich Tuchel wünscht, könne er nicht einfach so auf Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Konrad Laimer oder Ryan Gravenberch übertragen. "Wir lehren nicht", sagt der Bayerntrainer: "Wir versuchen, die Spieler so weiterzuentwickeln, dass sie ihr Potenzial komplett ausschöpfen können." Analysiert hat er "alle vier Mittelfeldspieler", sagt der 49-Jährige: "Sie sind sehr beweglich, sie lieben, aus meiner Sicht, zwischen den Strafräumen zu spielen. Was wir aber nicht haben, ist ein defensiver Sechser, der die Position hält, defensiv denkt, verstärkt auf die Absicherung achtet und darauf, was im hinteren Drittel des Platzes passiert."

Kimmich bringt viel Qualität ins Team, aber er hat immer noch nicht die DNA eines defensiven Sechsers

Thomas Tuchel

Blickt er auf Kimmich, Goretzka, Laimer und Gravenberch, sieht er "vier Spieler, die alle viele Qualitäten haben", in ihrer offensiven Denkweise "ähneln sie sich", wenngleich sie unterschiedliche Spielertypen seien. "Ryan aber ist ein sehr guter Dribbler, Leon ein sehr physischer Spieler, Konny eher der Balljäger und Joshua der strategische Typ, der am liebsten alles machen würde und auch prinzipiell auch alles machen könnte", so Tuchels Kurz-Einschätzung: "Er bringt viel Qualität ins Team rein, aber er hat immer noch nicht die DNA eines defensiven Sechsers. Er mag es zu gerne, sich frei zu bewegen, er versucht überall zu helfen und mag es, überall involviert zu sein. Er ist ein guter Assistgeber, spielt viele vorletzte Pässe - das zeichnet ihn aus."

Braucht es also doch noch einen weiteren Sechser, einen anderen als die derzeit vorhandenen - selbst, wenn sich diese Frage für Uli Hoeneß nicht stelle, wie der Ehrenpräsident meinte? "Ob wir Fußballspiele auch ohne diesen Spielertyp gewinnen können? Ja, natürlich. Es ist unser Job, Lösungen zu finden", sagt Tuchel, "Ich bin mit Uli in einem sehr guten Austausch, klar, er ist ja auch in unserem Transferausschuss. Wir sind im Moment weit weg von einer Sechser-Thematik - und es ist auch nicht notwendig, dass wir immer derselben Meinung sind. Wichtig ist, dass er meinen Standpunkt kennt." Und dass in diesem Gremium eine offene Diskussion geführt werde, kontrovers, aber zielführend.

Ist Bayern auf der Sechser-Suche? Tuchel: "Nicht verzweifelt. Wenn es aber eine Möglichkeit gibt, sind wir offen"

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Sind die Bayern nun konkret auf der Suche nach einem Sechser? "Suchen wir einen Sechser?", wiederholt Tuchel die Frage und antwortet: "Nicht verzweifelt. Weil wir auch unseren Spielern, die noch Vertrag haben, vertrauen - in ihre Qualitäten, in ihren Charakter. Wenn es aber eine Möglichkeit gibt, dann sind wir offen dafür." Heißt: Augen und Ohren sind geöffnet, die Fühler auf dem Transfermarkt sanft ausgestreckt. Womöglich ergibt sich ja ein Leihgeschäft, wohl wissend, wie Tuchel klar unterstreicht: "Es gibt nur ein paar wenige Spieler, die uns, meiner Meinung nach, besser machen können. Diese Spieler sind manchmal nicht verfügbar; manchmal passieren Dinge, die wir nicht wissen; oder Dinge passieren erst in den nächsten Wochen. Schauen wir mal, wir sind entspannt."

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