Bundesliga

Dahmen im Interview: "Ich hatte mit der Entscheidung echt zu kämpfen"

Augsburgs neuer Keeper erklärt Mainz-Abschied und DFB-Traum

Dahmen im Interview: "Ich hatte mit der Entscheidung echt zu kämpfen"

Neue Herausforderung in Augsburg: Der frühere Mainzer Keeper Finn Dahmen.

Neue Herausforderung in Augsburg: Der frühere Mainzer Keeper Finn Dahmen. IMAGO/Krieger

Herr Dahmen, ein Vögelchen aus Mainz hat mir gezwitschert, dass Sie fast jeden kicker-Bericht lesen.

Das stimmt! (grinst)

Soweit zufrieden mit dem Inhalt?

Auf jeden Fall. Ich bin immer up-to-date, was die Transfernews angeht. Ich weiß Bescheid über Neuzugänge und Abgänge, in der Bundesliga kenne ich mich ganz gut aus!

Vom Interesse des FC Augsburg haben Sie also auch vor einem Jahr schon etwas mitbekommen. Warum hat es im vergangenen Sommer nicht mit einem Wechsel geklappt?

Ich wäre vor einem Jahr gerne schon gewechselt, es lag letztlich daran, dass Mainz und Augsburg sich nicht einigen konnten.

Da haben die Mainzer Verantwortlichen anders entschieden, das musste ich akzeptieren.

Wie schwer fiel es, stattdessen erneut als Mainzer Nummer zwei hinter Robin Zentner in die Saison zu gehen?

Das war schon sehr frustrierend, das wussten die Mainzer Verantwortlichen auch. Ich muss sagen, dass ich ein bisschen gebraucht habe. Ich hatte mit der Entscheidung echt zu kämpfen, habe aber dann irgendwann den Switch geschafft und durfte ja letztlich doch noch ein paar Spiele machen.

Zwischen Ende Januar und Ende Februar war das, weil Zentner verletzt fehlte. Nach drei Siegen in sechs Spielen ging es für Sie wieder auf die Bank.

Für mich persönlich lief es ganz gut, mit der Mannschaft waren wir auch relativ erfolgreich. Dann saß Robin sogar einmal auf der Bank, während wir in Leverkusen gewonnen haben. Ich hatte mir erhofft, dass ich noch ein Spiel bekomme. Aber ja … Da haben die Mainzer Verantwortlichen anders entschieden, das musste ich akzeptieren.

Sie sprechen von "Verantwortlichen", war da nicht nur Trainer Bo Svensson involviert?

Das weiß ich nicht. Das Gespräch war mit dem Trainer und dem Torwarttrainer.

Und die haben gesagt: "Sorry, aber Robin geht wieder in den Kasten"?

Ja, genau. Das war für mich schwierig zu akzeptieren, aber so ist es halt leider. Deswegen war für mich schnell klar, dass ich im Sommer eine neue Aufgabe annehmen möchte.

Das war der Moment, als Sie wussten, dass Sie Ihren im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern würden?

Eigentlich wollte ich ja letzten Sommer schon weg. Und da sich an meiner Situation nichts geändert hatte, war es für mich keine Option, nochmal in Mainz zu verlängern.

Und das war frühzeitig der endgültige Entschluss für Sie?

Wenn Mainz irgendwann gesagt hätte, dass ich auf jeden Fall die Nummer eins bin, hätte ich nochmal überlegt. Aber so … gab es keine Überlegung.

Gab es auch andere Optionen außer Augsburg?

Es wurden mehrere Gespräche geführt, aber Augsburg war die spannendste Option, die mich am meisten gereizt hat.

Augsburg ist ähnlich wie Mainz noch nicht der riesengroße, aber ein cooler Verein, eben ein etablierter Bundesligist.

Warum?

Hier kann was Cooles entstehen. Wir spielen Bundesliga, Augsburg ist ähnlich wie Mainz noch nicht der riesengroße, aber ein cooler Verein, eben ein etablierter Bundesligist. Ich möchte jetzt einfach in der Bundesliga Stammtorwart werden.

In Augsburg treffen Sie auf viele bekannte Gesichter, mit Arne Maier, Niklas Dorsch und Mergim Berisha wurden Sie U-21-Europameister. Haben Sie sich vorab ausgetauscht?

Enger Kontakt bestand nicht, aber ich habe schon mitbekommen, dass die Jungs sich hier wohlfühlen. Das war für mich ein weiteres Argument, dass ich hier sehr gut hinpassen werde.

Was trauen Sie dieser Mannschaft zu?

Viel! Ich glaube, es steckt eine Menge Potenzial in der Truppe. Ich traue uns absolut zu, dass wir eine gute Bundesliga-Saison spielen. Und am besten eine ruhige.

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Auch ohne Berisha? Der will ja bekanntlich weg.

Unabhängig davon. Aber mit Mergim wäre es noch besser, der bringt eine Menge Qualität mit.

Sehen Sie sich als klare Nummer eins beim FCA?

Hier wird keinem etwas geschenkt, ich muss mir meinen Platz schon erkämpfen und am Ende schauen, wie der Trainer sich entscheidet. Aber natürlich bin ich mit dem klaren Anspruch hergekommen, am ersten Spieltag im Tor zu stehen.

Mit Marco Kostmann ist nun ein neuer Torwarttrainer da, waren Sie in die Verpflichtung involviert?

Das war, glaube ich, eine relativ kurzfristige Entscheidung. Ich wurde jetzt nicht gefragt, welchen Torwarttrainer ich mir wünsche. (lacht) Als Bielefeld noch in der Bundesliga gespielt hat, sind wir uns ab und zu über den Weg gelaufen, haben uns da schon ausgetauscht. Und natürlich habe ich mitbekommen, wie er Stefan Ortega Moreno in den letzten Jahren zu einem unfassbaren Torwart geformt hat. Deswegen kann ich mir vorstellen, dass das sehr, sehr gut passen wird.

Finn Dahmen (links) im Gespräch mit kicker-Redakteur Mario Krischel

Gute Laune: Finn Dahmen (links) im Gespräch mit kicker-Redakteur Mario Krischel. kicker

Jener Ortega Moreno, frisch gebackener Triple-Sieger mit Manchester City, schwärmt noch heute von Kostmann.

Zu Recht, wahrscheinlich. Ich glaube schon, dass die Entscheidung für den Torwarttrainer auch etwas mit meiner Verpflichtung zu tun hat.

Inwiefern?

Also ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass Augsburg einen Torwarttrainer holt, der gesagt hätte: "Finn Dahmen passt nicht zu mir!" (grinst)

Mit was für einem Torwart bekommt es Kostmann in Finn Dahmen zu tun?

Ich würde sagen, ich bin ein sehr aktiver Torwart, der gerne durch Coaching viel am Spiel teilnimmt; der immer anspielbereit ist; der aber auch seine Stärken auf der Linie hat, im Eins-gegen-eins. Natürlich bin ich aber auch noch nicht fertig.

Wo sehen Sie bei sich konkret Verbesserungspotenzial?

Eine spezielle Sache möchte ich nicht hervorherben. Ich glaube, es ist in allen Bereichen noch etwas rauszuholen.

Da gab es nie Kontakt. Deswegen kam das nicht infrage.

Haben Sie die Nationalmannschaft nach wie vor im Hinterkopf?

Natürlich ist das der Traum von jedem Nachwuchs- oder Bundesligaspieler. Jetzt will ich mich aber erstmal auf Augsburg konzentrieren und eine gute Saison spielen.

Wie bewerten Sie allgemein das deutsche Torhüterspiel? Aktuell drängt nach Manuel Neuer und Co. keine klare neue Nummer eins hervor.

Es stehen nicht viele junge deutsche Torhüter in der Bundesliga zwischen den Pfosten. Ich habe ja selbst einige Jahre warten müssen. Es liegt auch daran, dass eine gute Torhüter-Generation um die 30 ist und viele Plätze in der Bundesliga einfach besetzt sind. Das macht es schwieriger für die nachkommenden Torhüter. Aber ich bin mir sicher, dass in den nächsten Jahren der eine oder andere nachkommt, und ich will auch zeigen, dass ich ein Kandidat sein kann.

Ihre Mutter ist Engländerin, gab es da mal den Gedanken, für die Three Lions aufzulaufen?

Da gab es nie Kontakt. Deswegen kam das nicht infrage.

Interview: Mario Krischel

Dieses Interview erschien zuerst in der kicker-Ausgabe Nr. 56 am 10. Juli 2023.

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