Bundesliga

BVB-Prinzipienwechsel zeigt gegen PSG Wirkung - und stärkt den Trainer

Dortmund spürt wieder die Lust aufs Gewinnen

BVB-Prinzipienwechsel zeigt gegen PSG Wirkung - und stärkt den Trainer

Große Freude bei BVB-Coach Edin Terzic und Anerkennung von BVB-Star Kylian Mbappé.

Große Freude bei BVB-Coach Edin Terzic und Anerkennung von BVB-Star Kylian Mbappé. IMAGO/Sven Simon

Das Gesicht von Kylian Mbappé sprach Bände: Der Superstar von Paris Saint-Germain war innerlich bereits auf Jubeln eingestellt, als er in der 18. Minute an Dortmunds Keeper Gregor Kobel vorbeigezogen war und sein folgender Abschluss aufs leere Tor zuflog. Dann jedoch kam plötzlich der eigentlich bereits abgehängte BVB-Innenverteidiger Niklas Süle angegrätscht und spitzelte den Ball "aus Reflex" noch artistisch mit dem Fuß ins Toraus. Die Pariser Party war gecrasht, Mbappé geschockt statt euphorisiert.

Es war die spektakulärste Szene in einem über weite Strecken spektakulärem Fußballspiel zwischen dem BVB und PSG, die vor allem in der ersten Hälfte mit offenem Visier spielten und den 81.000 Zuschauern im Dortmunder Stadion ein Feuerwerk an Torchancen boten. Ganz anders als noch im Hinspiel, das die Borussen sang- und klanglos mit 0:2 verloren hatten, bot die von Trainer Edin Terzic sehr mutig eingestellte Dortmunder Mannschaft diesmal dem französischen Starensemble die Stirn.

Süle: "Wir wollten mutig auftreten"

"Wir wollten mutig vor unseren Fans auftreten. War uns wichtig, ihnen im letzten Champions-League-Spiel des Jahres ein cooles Spiel zu liefern", verriet Süle nach dem Spiel bei DAZN den Matchplan, des bereits vorab fürs Achtelfinale qualifizierten BVB. Es gelang. Die Fans gingen zufrieden und bestens unterhalten nach Hause. Denn die Schwarz-Gelben hatten nicht nur ein toll anzuschauendes Fußballspiel geboten, sondern sich durch das 1:1 nach Toren von Karim Adeyemi (51.) und Warren Zaire-Emery (56.) auch zum Sieger der sogenannten Todesgruppe F gekürt. Ein nach der Auslosung kaum vermuteter Erfolg - der im krassen Gegensatz zu den nationalen Auftritten steht.

Denn während der BVB international zuletzt begeisterte, zweimal gegen Newcastle gewann (1:0, 2:0) sowie in Mailand siegreich den Platz verließ (3:1), läuft Schwarz-Gelb in der Bundesliga als Fünfter der Musik hinterher. Im DFB-Pokal ist der Klub ebenfalls ausgeschieden. Eine maximal unbefriedigende Situation für den Fast-Meister aus der Vorsaison, die zu reichlich Unruhe im Umfeld und zu starkem Druck bei den sportlichen Verantwortlichen Edin Terzic und Sebastian Kehl geführt hat.

Lust aufs Gewinnen statt Angst zu verlieren

Vor der Saison - und auch in den vergangenen Wochen - war das Duo nicht müde geworden zu betonen, dass der BVB in dieser Saison keinen Unterschied machen wolle zwischen den Wettbewerben. "Es geht nur ums Gewinnen oder Verlieren", sagte Terzic mehrmals. Doch der Alltag sah häufig anders aus - was nicht nur an der dann fehlenden Champions-League-Hymne lag, sondern vor allem an der Herangehensweise des BVB.

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"Weniger sexy, mehr Erfolg" - so lautete in der Liga über weite Strecken der Hinrunde das Erfolgscredo des BVB, das nur gegen Teams aus dem Mittelfeld und dem Tabellenkeller aufging, nicht aber gegen stärkere Kontrahenten. Insbesondere zuletzt in Leverkusen (1:1) und im Pokal in Stuttgart (0:2) hatte sich der Klub als Reaktion auf die Niederlagen gegen München (0:4) und Stuttgart (1:2) selbst kleiner gemacht als er ist, sich hinten eingeigelt und - wenn auch ungewollt - viel zu passiv agiert. Es regierte die Verunsicherung, nicht das Vertrauen. Man spürte keine Lust aufs Gewinnen, sondern nur eine Angst zu verlieren - mit bekannten Folgen.

Prinzipienwechsel bereits gegen Leipzig

Bereits am vergangenen Samstag gegen Leipzig war trotz der Niederlage (2:3) ein erneuter Prinzipienwechsel zu spüren gewesen, auch wenn er auch bedingt durch eine lange Unterzahl am Ende nicht von Erfolg gekrönt war. Gegen Paris knüpfte der BVB daran an - und wurde mit dem Gruppensieg und reichlich Applaus der eigenen Fans belohnt.

"Wir haben sehr hoch und sehr mutig verteidigt. Dadurch hatten wir viele Balleroberungen. So entstand auch unser Tor. Das gibt Selbstvertrauen, wenn wir merken es funktioniert", sagte Terzic anschließend am DAZN-Mikro und freute sich insbesondere über die Reaktion seiner Spieler auf die Pariser Chancen: "Wichtig ist, wie wir damit umgehen, wenn es mal nicht funktioniert. Bleiben wir dann mutig? Bleiben wir auf dem Vorderfuß? Oder werden wir passiv? Das darf nicht passieren." Und passierte diesmal auch nicht. Stattdessen konnte der 41-Jährige bilanzieren: "Wenn wir uns für diesen Ansatz entscheiden, dann geht es darum, dass wir in alle gemeinsam mit Leben füllen, in jeder Situation des Spiels. Und heute hatten wir von Anfang bis Ende eine gute Dynamik und Energie drin."

Samstag in Augsburg - ohne Champions-League-Hymne

Es war eine wichtige Erkenntnis. Für die Spieler, die sich mit dem gegen Leipzig und gegen Paris gezeigten Ansatz wesentlich wohler zu scheinen fühlen als mit dem defensiven zuvor. Und für den Trainer, der zuletzt stark in die Kritik geraten war und nun genauer wissen dürfte, welcher Weg ihn und seine Mannschaft auch national am besten aus der brisanten Lage führen dürfte. "Es ist gut, dass das belohnt worden ist", attestierte DAZN-Experte Michael Ballack. "Das ist wichtig als Trainer - darüber entsteht Vertrauen."

Bereits am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) muss der BVB nachweisen, wie nachhaltig der jüngste Aufwärtstrend ist. Dann ist die Terzic-Elf beim FC Augsburg gefordert, ohne Flutlicht und vor eher unspektakulärer Kulisse. Es ist der Moment, den Beweis zu erbringen, dass sie verstanden haben, dass es nur ums Gewinnen oder Verlieren geht. Ein Erfolg ist nötig, um den Anschluss an die Champions-League-Ränge nicht noch weiter zu verlieren. Denn nur so sind besinnliche Weihnachten in Dortmund möglich.

Matthias Dersch

Bilder zur Partie Borussia Dortmund gegen PSG