Bundesliga

BVB-Kapitän Reus und die große Frage: Verlängern oder trennen?

Die Schlussphase in Stuttgart liefert den Kritikern des Routiniers neue Argumente

BVB-Kapitän Reus und die große Frage: Verlängern oder trennen?

Kapitän Marco Reus wurde nach seiner Einwechslung in Stuttgart seiner Führungsrolle nicht gerecht.

Kapitän Marco Reus wurde nach seiner Einwechslung in Stuttgart seiner Führungsrolle nicht gerecht. picture alliance / Eibner-Pressefoto

Es wäre wahrlich zu billig und einfach, den späten Ausgleich zum 3:3 in Stuttgart allein auf den Schultern von Kapitän Marco Reus abzuladen. Im Kollektiv stellte sich Borussia Dortmund am Samstag schlecht an - in der gesamten zweiten Hälfte, insbesondere aber in der denkwürdigen Schlussphase, die aus einem sicher geglaubten Sieg eine gefühlte Niederlage werden ließ. Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzic schwankten in ihren Gefühlen zwischen Frust, Enttäuschung und Wut. Die Fans tobten - und entluden ihren Ärger auch auf Reus.

Fakt ist: Auch der 33-Jährige, der nicht in der Startelf stand, sondern in der 63. Minute beim Stand von 2:0 für den BVB eingewechselt wurde, ging am Ende mit unter. Exemplarisch dafür war die Szene, die zum 3:3 in der siebten Minute der Nachspielzeit führte. Statt sich mit aller Macht gegen das drohende Unheil zu stemmen, trabte Reus als ein Teil einer langen Fehlerkette nur durchs Niemandsland. Auch seine Führungsrolle als Kapitän der zu diesem Zeitpunkt sehr jungen Elf nahm er nicht ausreichend wahr. Reus gab weder verbal die Richtung vor noch setzte er durch körperliches Engagement ein Zeichen.

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kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
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Ein Ärgernis, das durch den VfB bitter bestraft wurde und Dortmund einen herben Dämpfer im Titelkampf verpasste - auch wenn tabellarisch aufgrund des zeitgleichen Remis des FC Bayern gegen Hoffenheim (1:1) streng genommen nichts passiert ist. Der Rückstand beträgt sechs Spieltage vor Saisonende weiter zwei Punkte.

In sechs Wochen wird nicht nur der Meister feststehen. Dann endet - Stand jetzt - auch der Vertrag von Reus. Obwohl es in den vergangenen Tagen und Wochen vereinzelt Meldungen gab, wonach es einen Durchbruch in den Gesprächen gegeben habe, fehlt weiter die Unterschrift des langjährigen Borussen unter einen neuen Ein-Jahres-Vertrag - und die Schlussphase in Stuttgart lieferte den Kritikern Argumente dafür, dass eine Trennung am Saisonende aus Sicht des Klubs möglicherweise das Beste wäre.

"Reus wird nicht besser, die Verletzungen werden weiterhin bleiben und er wird natürlich älter. Wenn man Marco Reus nicht mehr hundertprozentig vertraut, dann sollte man eine vernünftige Lösung finden, die für beide Seiten gut ist. Reus ist ja jetzt schon nicht mehr unantastbarer Stammspieler als Kapitän", sagte etwa Lothar Matthäus am Sonntag im TV-Sender "Sky" und nannte Julian Brandt und Karim Adeyemi als interne Nachfolger für Reus' sportliche Rolle im offensiven Mittelfeld.

Nachvollziehbare Argumente für Trennung wie für Verlängerung

Den Vertrag nicht zu verlängern, wäre aufgrund Reus' langer Zugehörigkeit zum BVB fraglos eine harte Entscheidung, aber auch eine, für die es nachvollziehbare Argumente gäbe. Finanzielle - auch wenn der neue Vertrag deutlich unter den Konditionen des alten liegen würde. Aber auch, was die interne und externe Wirkung betrifft: Wäre eine Trennung doch das bislang klarste Signal, eine neue Hierarchie und Leistungskultur bei der Borussia etablieren zu wollen.

Doch auch für eine weitere Zusammenarbeit gibt es Argumente: Ist Reus fit, zählt er weiter zu den gefährlichsten BVB-Akteuren. In 19 Liga-Spielen in dieser Saison traf er sechs Mal und bereitete fünf Treffer vor. Hinzu kommen je ein Tor und eine Vorlage in der Champions League und im DFB-Pokal. Entscheidend wäre im Falle eines Verbleibs, wie Reus mit seiner Rolle umgehen würde, sollte er - wie es angesichts seines fortschreitenden Alters zu erwarten ist - häufiger von der Ersatzbank kommen. Dass in dieser Beziehung noch Nachholbedarf herrscht, war am Samstag nicht zum ersten Mal erkennbar.

Matthias Dersch

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