Bundesliga

Bürki über Degradierung: "Das Geschäft kann knallhart sein"

BVB-Keeper von der 1 zur 38

Bürki über seine Degradierung: "Das Geschäft kann knallhart sein"

Er blickt auf seine Zeit beim BVB kritisch zurück: Roman Bürki.

Er blickt auf seine Zeit beim BVB kritisch zurück: Roman Bürki. imago images

2015 war der Schweizer vom SC Freiburg zum BVB gewechselt, lange Jahre war er dort der unumstrittene Stammkeeper. "Im Großen und Ganzen würde ich der Zeit eine sehr positive Note geben", sagt Bürki im Interview mit den "Ruhr Nachrichten" deswegen und verweist auf zwei Pokalsiege und viele Spiele "vor ausverkauftem Haus".

Die letzten rund eineinhalb Jahre allerdings verliefen gar nicht nach Plan. Bürki wurde schon in der vergangenen Saison vom damaligen Coach Edin Terzic nach schwachen Leistungen aus dem Tor genommen, Marwin Hitz absolvierte den Großteil der Spiele in der Rückrunde. Und im Sommer 2021 verpflichtete Dortmund einen neuen Schweizer Stammkeeper - Bürki war endgültig abgeschrieben, was sich auch an der Rückennummer bemerkbar machte.

Bürki fragte sich: "Was ist denn jetzt los?"

"Ich kam aus dem Urlaub zurück und war nicht mehr die Nummer 1, sondern die Nummer 38. Natürlich habe ich mich da erst einmal gefragt: Was ist denn jetzt los?", sagt der 31-Jährige und kritisiert: "Man sollte einfach auch den Menschen dahinter sehen. Ich habe diese Situation als schwierig empfunden." Es sei "auf jeden Fall nicht einfach für mich gewesen, das kann ich sagen", ergänzt er und mutmaßt: "Es sollte vermutlich Veränderungen im Kader geben, eine andere Richtung eingeschlagen werden, die man wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren auf anderen Positionen sehen wird."

Ich habe sehr viel gelernt über den Fußball und zuletzt auch darüber, wie das Business tickt.

Roman Bürki

Die Zeit seitdem sei lehrreich gewesen. "Ich habe sehr viel gelernt über den Fußball und zuletzt auch darüber, wie das Business tickt", sagt er: "Man muss die Zusammenhänge in Gänze verstehen ab dem Punkt, an dem Fußball kein Hobby mehr ist, sondern auch ein Geschäft. Und das kann knallhart sein und einem von einem Tag auf den anderen ein Wechselbad der Gefühle bescheren." Im Juni 2020 hatte er seinen Kontrakt noch um drei Jahre verlängert, ein Dreivierteljahr später wurde er degradiert: "Wenn du im Fußball einen Vertrag verlängerst, wird dir natürlich gesagt, dass man auf dich zählt. Und doch kann es ein Jahr später anders aussehen."

Neue Rolle belastet Bürki

Die neue Rolle als Nummer 3 hinter Gregor Kobel und Hitz, zeitweise sogar hinter den U-23-Keepern Luca Unbehaun und Stefan Drljaca, belastete Bürki zunehmend. "Ich habe alles gegeben, aber das hat zu keiner echten Chance geführt", berichtet er: "Ich musste lernen, mich von diesem immerwährenden Druck zu befreien. Weil ich mit allen hier ein gutes Verhältnis habe, nach wie vor, kam dann auch der Spaß wieder zurück."

Ohne deren Unterstützung hätte ich es nicht ausgehalten, ein Jahr lang nur zu trainieren ohne die Aussicht auf Einsätze.

Roman Bürki

Die Mitspieler und der Betreuerstab hätten "einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich positiv und wirklich topfit geblieben bin", sagt er: "Ich habe hier tolle Menschen kennengelernt in Dortmund, allen voran meine Teamkollegen. Ohne deren Unterstützung hätte ich es nicht ausgehalten, ein Jahr lang nur zu trainieren ohne die Aussicht auf Einsätze."

"Gregor macht seine Sache gut"

Einen Vorwurf an Kobel oder Hitz möchte er aber nicht äußern. "Ich kann das trennen: Es ist ja nicht der Kollege, der diese Entscheidung trifft. Es war ja nicht Gregor Kobel, der gesagt hat, jetzt komme ich, du spielst nicht mehr", sagt Bürki: "Die Entscheidung kam vom Klub. Gregor macht seine Sache gut."

Nachdem sich einige Wechseloptionen im vergangenen Sommer und auch im abgelaufenen Winter-Transferfenster zerschlagen hatten, ist inzwischen klar, dass Bürki nach der laufenden Saison wechseln wird - in die USA, zu St. Louis City. Dort "etwas ganz Neues von Grund an mit aufzubauen, finde ich eine coole, spannende Chance. Deswegen habe ich mich dafür entschieden."

Patrick Kleinmann

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