Bundesliga

Borussia Dortmund: Ersetzt Julian Brandt Mahmoud Dahoud?

Dahouds Ausfall muss kompensiert werden

Brandt, Hazard und ein Außenseiter: Rose sucht die Super-Acht

Darf er für Dahoud ran? Julian Brandt lauert.

Darf er für Dahoud ran? Julian Brandt lauert. imago images/Revierfoto

Ob die Korrelation der Ereignisse glücklich oder unglücklich war, das liegt wohl im Auge des Betrachters. Als im Spiel von Borussia Dortmund gegen Sporting am Dienstag klar wurde, dass Mahmoud Dahoud wegen einer Knieverletzung früh vom Platz muss, war dessen Trainer Marco Rose sicher froh, dass er den gerade erst genesenen Julian Brandt wieder auf der Bank sitzen hatte. Andererseits hätte der Coach sicher nichts dagegen gehabt, auch mal länger als sieben Minuten auf beide Spieler gleichzeitig zurückgreifen zu können.

Trainer und Spieler müssen es nun nehmen, wie es gekommen ist. Glücklicherweise stellte sich Dahouds Blessur "nur" als Innenbanddehnung heraus, Schlimmeres war zunächst befürchtet worden. Der deutsche Nationalspieler soll in der zweiten Oktoberhälfte wieder eine Option sein, die startet mit dem übernächsten Spiel des BVB gegen Mainz 05 am Samstag, den 16. Ob es für den gebürtigen Syrier reicht, lässt sich jetzt aber natürlich noch nicht seriös einschätzen.

Fußballerisch bestehen bei Brandt keine Zweifel, aber ...

Klar ist, dass Rose für die kommende Begegnung am Samstag eine weitere Option für die Achter-Position fehlen wird. Dahoud, einer der wenigen Dortmunder, der die gesamte Vorbereitung absolvieren konnte, stand bisher bei jedem der nun zehn Pflichtspiele der laufenden Saison in der Startelf, auf der Sechs oder zuletzt eben auf einer der etwas vorgerückten Positionen im Halbfeld. Da auch Giovanni Reyna mit einer Muskelverletzung wohl erst nach der Länderspielpause einsatzbereit sein wird, bleiben Rose für die Besetzung der Position neben dem gesetzten Jude Bellingham deutlich weniger Optionen als bei Vollauslastung des Kaders.

Erster Kandidat ist wohl Brandt, der nach seiner Muskelverletzung überraschend schnell wieder im Kader stand. Gegen Sporting war der 25-Jährige durch die frühe Einwechslung länger gefordert als geplant, agierte bemüht, aber gerade im Vergleich zu Nebenmann Bellingham deutlich körperloser und fahrlässiger. Ein vermeidbarer Ballverlust in der Schlussphase brachte ihm sogar einen laustarken Rüffel von Mats Hummels ein. Der ehemalige Leverkusener muss noch beweisen, dass er den vielfältigen Anforderungen im System von Rose gewachsen ist. Was die fußballerischen Möglichkeiten angeht, besteht kein Zweifel an Brandt, aber die ebenso gefragten Qualitäten in der Defensive muss er noch dauerhaft nachweisen.

Die zweite Option ist Thorgan Hazard, dessen Vielseitigkeit Rose zuletzt gelobt hatte. Der nominelle Offensivspieler, der selbst am liebsten zentral hinter den Spitzen agiert, aber auch als spielstarker Außen- und Mittelstürmer agieren kann, bewies bei der belgischen Nationalmannschaft als Linksverteidiger vor einer Dreierkette, dass er auch den Rückwärtsgang einlegen kann.

Ein Startelf-Comeback von Can erscheint noch weniger realistisch

Weniger realistisch scheint zumindest aktuell ein Startelf-Comeback von Emre Can, der erst Anfang der laufenden Woche wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist. Der Nationalspieler dürfte aber am Samstag wieder im Kader stehen. Außenseiterchancen hat eventuell noch Raphael Guerreiro. Der Portugiese, eigentlich als Linksverteidiger gesetzt, hat die spielerischen Qualitäten, auch weiter zentral zu spielen - und taucht im Laufe eines Spiels durch seine Interpretation der Rolle ohnehin häufig genau in den Achterräumen auf. Für ihn würde in dieser Konstellation wohl Nico Schulz hinten links starten. Auch Tobias Raschl wäre eine Option, der mit einem mit Profivertrag ausgestattete U-23-Akteur ist aber eher Sechser und kann bislang erst 25 Bundesliga-Minuten aus dem Juni 2020 vorweisen.

Möglich, aber eher unwahrscheinlich ist dagegen eine Grundordnung ohne zwei Achter. Bislang agierte Rose in Dortmund entweder in einem 4-4-2 mit einer Mittelfeldraute oder in einem 4-3-3 mit einer Sechs und ebenfalls zwei Achtern. Die Formation mit zwei Außenstürmern wählte der Coach in den Partien gegen wie Eintracht Frankfurt, Union Berlin und zuletzt Sporting, also gegen Teams mit Dreierkette und gefährlichen Außenverteidigern, um eben die im Vorwärtsdrang zu binden. Zuletzt hatte der FC Augsburg ähnlich wie Lissabon am Dienstag in einem 3-3-2-2 agiert, dessen Lücken in den Halbräumen vor der Abwehrkette am Sonntag vom SC Freiburg aber ziemlich deutlich aufgezeigt wurden. Gut möglich also, dass FCA-Trainer Markus Weinzierl beim BVB zu einer Viererkette zurückkehrt - und dass sein Gegenüber Rose ungeachtet von der Entscheidung wieder mit der Raute spielen lässt.

Patrick Kleinmann