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BVB News | Brandt: "Die Stadt wird jetzt eine Woche lang brennen"

Der BVB steht vor der Krönung einer turbulenten Saison

Brandt: "Die Stadt wird jetzt eine Woche lang brennen"

Julian Brandt kann mit dem BVB Meister werden - noch fehlt ein Spiel.

Julian Brandt kann mit dem BVB Meister werden - noch fehlt ein Spiel. IMAGO/Sven Simon

Es war bereits spät, als die Mannschaft von Borussia Dortmund am Sonntagabend in der Heimat landete. Das hinderte die Fans des BVB allerdings nicht daran, ihren Helden einen (vor-)meisterlichen Empfang zu bereiten: Rund 250 Anhänger waren gekommen, um den neuen Tabellenführer nach dem 3:0-Sieg in Augsburg zu feiern. Innenverteidiger Niklas Süle, vor einem Jahr vom bisherigen Serienmeister FC Bayern nach Dortmund gewechselt, klatschte fröhlich im Takt der Gesänge, Trainer Edin Terzic wurde umringt von kleinen Fans, die eigentlich längst ins Bett gehört hätten. Doch sie warfen sich viel lieber um den Hals des 40-Jährigen, der gleich in seiner ersten Saison als Cheftrainer das Kunststück vollbringen kann, die Münchner vom Thron zu stoßen und den ersten Meistertitel des BVB seit der Doublesaison 2012 einzufahren. Es wäre die Krönung einer überaus turbulenten Saison, die Terzic und seinem Team immer wieder alles abverlangte - und in der sich eine Einheit formte, die sich die Chance auf den großen Wurf redlich erarbeitete.

Noch allerdings sind Terzic und sein Team nicht am Ziel. Noch muss ein letztes Spiel absolviert, ein letzter Sieg eingefahren werden. Am Samstag im Heimspiel gegen Mainz 05, für die es um nichts mehr geht, kommt es darauf an. Gewinnt der BVB, ist es egal, was der FC Bayern parallel in Köln macht, dann wandert die Schale in die Hände der Dortmunder. Dann steigt die schwarz-gelbe Party. Dann fährt er los, der Korso um den Borsigplatz, zu dem - sollte er denn tatsächlich stattfinden - Hundertausende Fans der Dortmunder pilgern dürften.

Ich habe den Jungs gesagt, dass wir noch eine Woche durchziehen müssen - ohne Rücksicht auf Verluste.

Hans-Joachim Watzke

"Wir freuen uns auf das Finale vor 81.000 Fans, die entsprechend aus dem Haus sein werden. Das haben wir uns hart erarbeitet. Ich habe den Jungs gesagt, dass wir noch eine Woche durchziehen müssen - ohne Rücksicht auf Verluste", hatte Klubboss Hans-Joachim Watzke direkt nach dem Spiel noch einmal die Sinne der Spieler geschärft, ebenso Sportdirektor Sebastian Kehl und Terzic, der nach dem Spiel mit erhobenem Zeigefinger auf die mehreren Tausend Dortmunder Fans ins Augsburg zuging. Die Botschaft: Ein Spiel noch, dann können wir gemeinsam feiern. Aber keinen Tag früher.

Den Spielern indes gönnten die Dortmunder Führungskräfte den ausgiebigen Jubel. Eine gehörige Portion Druck war durch den souverän herausgespielten Sieg gegen den noch abstiegsgefährdeten FCA abgefallen. Nach der Niederlage der Münchner in Leipzig lag der Ball für sie auf dem Elfmeterpunkt. Doch so groß wie die Chance auf die Tabellenspitze war auch der Druck, der plötzlich auf ihren Schultern lastete. Wie man damit umgehe? "Indem man darüber nachdenkt, was man gewinnen kann", hatte Terzic seinen Spielern vor der Partie mitgegeben. Und diese Worte fruchteten offenbar.

Vom Anpfiff an übernahm der BVB das Kommando und fand immer wieder spielerische Lösungen gegen die Augsburger. Dortmund erspielte sich Chancen, traf aber zunächst nicht - und blieb dennoch ruhig, ehe Sebastien Haller in der 58. Minute sein Team mit dem ersten von insgesamt zwei Treffern auf Siegkurs brachte. Der 28-Jährige steht sinnbildlich für die große Entwicklung dieser Elf. In der Hinrunde fehlte er aufgrund einer Hodenkrebserkrankung, doch der Schicksalsschlag brach ihn nicht, sondern weckte ungeahnte Kräfte. Haller kehrte im Winter auf den Platz zurück und wurde zu einem Schlüsselfaktor für Dortmunds Aufschwung, der mit dem Gewinn der Meisterschaft gekrönt werden könnte. "Ein Wunder", nannte Terzic die Geschichte seines Mittelstürmers - und das nicht zu Unrecht.

Der meisterliche Auftritt in Augsburg wurde aber nicht nur Haller geprägt. Auch Mats Hummels bestätigte seine Topform der vergangenen Wochen. Sein Zweikampf gegen Ermedin Demirovic über das halbe Feld stand beispielhaft für die in diesem Jahr entwickelten Widerstandskraft des BVB. Ebenso die coole Reaktion von Emre Can nach einer Provokation von Demirovic im Seitenaus. Vor einem halben Jahr hätte sich Dortmunds Aggressive Leader davon vermutlich noch aus der Bahn werfen lassen, diesmal jedoch lächelte er die Attacke einfach weg und schritt von dannen.

"Die Stadt wird jetzt eine Woche brennen", prognostizierte Julian Brandt, der in der Nachspielzeit das dritte Dortmunder Tor erzielen konnte, und versprach: "Wir werden uns extrem gut auf das Spiel gegen Mainz vorbereiten. Wir wissen um unsere Chance." Der ganz große Triumph und der dazugehörige Zug um den Borsigplatz sind zum Greifen nah. Die 250 Fans am Flughafen boten darauf am Sonntagabend bereits einen klitzekleinen Vorgeschmack.

Matthias Dersch

Bilder zur Partie FC Augsburg gegen Borussia Dortmund