2. Bundesliga

Bormuth: Vorfreude auf den Kampf mit dem "Büffel"

Das erste Derby gegen die alten Kollegen

Bormuth: Vorfreude auf den Kampf mit dem "Büffel"

Robin Bormuth freut sich auf das Duell mit seinem Ex-Verein Kaiserslautern.

Robin Bormuth freut sich auf das Duell mit seinem Ex-Verein Kaiserslautern. IMAGO/pepphoto

Die Sonne brezelt anständig vom Himmel an diesem Dienstagmorgen. Im Training des Karlsruher SC fließt der Schweiß in Strömen, die Tore fallen beim Spiel auf engem Raum wie überreife Früchte. Auch Innenverteidiger Robin Bormuth trägt sich in die Trefferliste ein. Zweimal gleich. Und ein weiteres Mal, als er versehentlich einen Ball über die Linie des eigenen Gehäuse bugsiert. "Ich muss mich ja anstrengen, wenn ich schon beobachtet werde", unkt der 27-Jährige, der in der vergangenen Saison noch das Leibchen des 1. FC Kaiserslautern getragen hat und an diesem Samstag also, nur 78 Tage nach dem Ende seiner Dienstzeit in der Pfalz, auf seine alten Kameraden treffen wird.

"Ein bisschen komisch ist das schon, aber ich freue mich drauf", sagt Bormuth, beseelt von der Absicht, die Roten Teufel "mit richtig schlechter Laune wieder nach Hause fahren" zu lassen. Von den beiden Duellen der zurückliegenden Spielzeit absolvierte Bormuth nur eines. Er hatte Anteil am 2:0-Hinrundenerfolg des FCK und überzeugte (kicker-Note 2,5). Im Rückspiel musste er wegen eines Muskelfaserrisses passen.

Schublade zu, Schublade auf

Da Robin Bormuth von August 2020 bis Ende Juni 2022 schon einmal beim Karlsruher SC unter Vertrag stand und der Trainer auch da Christian Eichner hieß, fielen ihm Eingliederung und taktische Anpassung leicht. "Das war alles schon da, ich musste nichts neu lernen. Ich wusste, was sie von mir wollen, sie wussten, was sie von mir bekommen. Das war so ein bisschen wie Schublade zu, Schublade auf", sagt Bormuth.

Christian Eichner zeigte sich höchst erfreut, als Bormuths Rückkehr in den Wildpark beschlossen war. "Das eigene Tor mit allem zu schützen, da hatten wir Nachholbedarf", sinnt der Trainer, "Robin bringt ein paar Attribute mit, die in der Zweiten Liga extrem gefragt sind. Für mich war klar, dass wir zugreifen würden, als die Möglichkeit bestand."

Es wird ein intensives Duell, egal wer da vorne spielt. Es wird ordentlich knallen.

Robin Bormuth

Bormuth verkörpere das unangenehme Spiel am Mann und in Zweikämpfen, sei präsent in Kopfballduellen und wisse, worauf es vor dem Tor und im Strafraum ankomme. Im Spielaufbau bestehe fraglos der größte Entwicklungsbedarf, das allerdings sei nicht entscheidend, sondern nur ein schönes "Nice to have", wenn ein Abwehrspieler auch diese Facette beherrsche. "Wenn er das auch noch gut könnte, wäre er vermutlich nicht beim KSC", sagt Eichner, "im Spiel nach vorne arbeiten wir mit ihm, aber er hat eine Positionstechnik, die ist völlig in Ordnung."

Was andere denken? Egal

Zudem, so Eichner, bringe Bormuth eine Eigenschaft mit, die im Profifußball nicht trivial sei: Er mache sich keinen Kopf darüber, was andere von ihm dächten. Bormuth selbst kann dies bestätigen. Während seiner Zeit bei der Fortuna und in der Medienstadt Düsseldorf von 2013 bis 2020 sei das Fell stetig dicker geworden. "Da war immer viel drumherum", erinnert sich Bormuth. Trainerfuchs Friedhelm Funkel habe vorgelebt, wie sich mit dem Rauschen im Blätterwalde und mit Anfeindungen über Social Media am besten umgehen ließe - durch Nichtbeachten.

Bormuth ist ein kluger Kopf. Er studiert nebenbei, ist wortgewandt, freundlich, höflich. Unterdessen kann er auch deutlich werden, gerade auf dem Rasen. All dies prädestiniert ihn für eine Führungsrolle. Bormuth verwehrt sich dieser nicht, fordert sie aber auch nicht ein. So etwas werde er sich "nicht herausnehmen", allein schon, weil der Karlsruher Belegschaft Spieler in den Dreißigern angehörten, die sich in ihrer Laufbahn mit deutlich mehr Meriten geschmückt hätten und daher automatisch Galionsfiguren seien; die beiden Mittelfeldakteure Lars Stindl und Jerome Gondorf sind jeweils 35 Jahre alt. Grundsätzlich gelte: "Zuerst kommt die Leistung. Wenn die stimmt, kann man auch eine Führungsrolle übernehmen."

Wird Bormuth zu Tormuth?

Robin Bormuth wird an diesem Samstag mit offensiven Schwergewichten konfrontiert sein. Terrence Boyd hat seine körperlichen Defizite infolge einer Kniereizung aufgearbeitet, Ragnar Ache platzt vor Energie. Vier Tore hat der 25-Jährige für den FCK in dieser Spielzeit schon markiert. "Er ist ein Büffel, ähnlich wie Terrence", sagt Bormuth, "er ist körperlich unfassbar stark, sprunggewaltig, schnell. Es wird ein intensives Duell, egal wer da vorne spielt. Es wird ordentlich knallen."

Vielleicht setzt Bormuth ja auch offensive Duftmarken. Im Trikot des FCK blieb er zwar ohne Tor, für den KSC allerdings erzielte er in der Saison 20/21 vier Treffer, dabei gar drei am Stück; beim 3:1 in Kiel, dem 1:1 gegen Heidenheim und dem 2:1 in Bochum im Januar 2021. Seitdem wird er zuweilen "Tormuth" gerufen.

An diesem Dienstag vernahm er den Spitznamen mit gemischten Gefühlen. Einmal hatte er schließlich den eigenen Kasten anvisiert.

Andreas Böhm

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