Bundesliga

Bonhofs klare Kante: "Seoane ist genau der richtige Trainer"

Gladbachs neuer Boss über sportliche Pläne, Hannelore Kraft und Visionen

Bonhofs klare Kante: "Seoane ist genau der richtige Trainer"

Der neue Präsident von Borussia Mönchengladbach: Rainer Bonhof.

Der neue Präsident von Borussia Mönchengladbach: Rainer Bonhof. IMAGO/Revierfoto

Nach 20 Jahren räumte Rolf König seinen Posten als Borussias Boss, Rainer Bonhof rückte auf in die führende Position. In einer Phase, in der sportlich einiges im Argen liegt. Es gab schon mal mehr Sonnenschein rund um die Fohlen, nicht nur in Bonhofs aktiver Zeit.

Zuletzt gingen die Fans auf die Barrikaden und verweigerten beim 1:1 in Heidenheim die Unterstützung der Mannschaft - nachvollziehbar nach dem blamablen Aus im Pokal-Viertelfinale beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken (1:2).

Propagiert war ohnehin eine Saison des Umbruchs, aber ein bisschen mehr als Platz 12 dürfte es schon sein, argumentieren nicht nur Borussias Anhänger. Logisch, dass auch Trainer Gerardo Seoane in die Kritik gerät, der erst im Sommer übernommen hatte, aber mit seinem Team die schlechteste Saison seit 13 Jahren erlebt.

Seoane ist der Mann, der es richten kann.

Rainer Bonhof

Dennoch ist Bonhof von den Qualitäten des Trainers vollauf überzeugt. "Gerardo ist genau der richtige Trainer, dafür gibt es viele Gründe", so Borussias Legende im Interview mit der Rheinischen Post. Und zählt auf: "Erstens, weil er sich ohne Wenn und Aber für uns und unseren Weg entschieden hat. Dann sehe ich ihn auf dem Trainingsplatz, wie er sich die Jungs nimmt, mit ihnen ins Detail geht: Einwürfe, Ballmitnahme, Eins-gegen-eins, daran wird gefeilt. All das habe ich lange nicht gesehen. Seoane ist der Mann, der es richten kann."

Der frühere Weltklasse-Spieler jedenfalls sieht viele Beispiele in der Entwicklung junger Spieler, die unter Seoane den nächsten Schritt gemacht haben. "Es gibt ja Resultate: Wir haben die Entwicklung eines Robin Hack, wir haben einen Florian Neuhaus, der durchhing und jetzt performt, oder wir haben Rocco Reitz, bei dem wir an den richtigen Stellschrauben gedreht haben."

Erst war Bonhof Spieler, später Trainer, dann lange Jahre Vize, jetzt also Präsident der Borussia. Eine logische Entwicklung, Vorgänger Rolf Königs hatte den 71-Jährigen als seinen Nachfolger vorgeschlagen. "Die Raute im Herzen trägst du ein ganzes Leben mit dir herum", sagt Bonhof. "Der Verein, die Fans, die Mitglieder, die ganze Stadt, alle sind wahnsinnig mit Borussia infiziert. Und das spüren die Spieler, das Trainerteam und alle, die mit der Mannschaft zu tun haben."

Vizepräsidentin Hannelore Kraft kann "Impulse geben"

Bonhof ist übrigens nicht der einzige Promi in Borussias Führung: Hannelore Kraft, neue Vizepräsidentin, war sieben Jahre lang Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen und damit die erste Frau an der Spitze der Landesregierung im bevölkerungsreichsten Bundesland. Und Borussia-Anhängerin ist die Politikerin durch und durch. "Bei ihr habe ich den Eindruck, nicht viele wussten, dass sie Borussia-Fan ist", so Bonhof im Gespräch mit der Rheinischen Post. "Ich wusste: Wenn sich die Möglichkeit mal ergibt, müssen wir etwas mit Hannelore auf die Beine stellen. Sie hat ein großes Standing, dazu kommt ihre Persönlichkeit, sie kann mit ihrem Feingefühl für Menschen Impulse von außen geben."

Am Karsamstag erlebt Gladbachs Führungsriege in neuer Besetzung erstmals ein Bundesligaspiel im Borussia-Park, dann stellt sich der SC Freiburg in Mönchengladbach vor. Auf einen Tipp wollte sich Bonhof im Gespräch mit der RP nicht einlassen, aber eine andere Sache liegt ihm auf jeden Fall am Herzen.

"Erst mal wünsche ich mir, dass ich Christian Streich sehe. Dann bedanke ich mich bei ihm für das, was er für die Bundesliga in der langen Zeit als Trainer in Freiburg getan hat", so Bonhof. "Alles andere wird sich auf dem Platz zeigen."

Oliver Bitter

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