Seine Antrittsworte vor eineinhalb Jahren haben für Erheiterung gesorgt. Wenn er seinen Zwei-Jahres-Vertrag als Sportvorstand beim HSV erfülle, wäre das bereits ein Erfolg, hatte Jonas Boldt gesagt. Und damit ausdrücklich keinen Scherz gemacht. Nach seiner Vertragsverlängerung durch den Aufsichtsrat am Dienstag bis 2023 ist perfekt: Er wird diesen ersten "Erfolg" verbuchen in einem Klub, der seit 2013 keinen Sportchef mehr über diesen Zeitraum beschäftigt hat. Doch es ist auch klar: Es kann nicht der einzige Erfolg der Ära Boldt bleiben.
Seit Frank Arnesen (von 2011 bis 2013) wechselten die sportlichen Verantwortungsträger in Hamburg beinahe jährlich. Boldt hat seit seinem Amtsantritt nicht alles richtig gemacht, der verpasste Aufstieg im Sommer ist nicht ursächlich ihm anzulasten, weil wegweisende Personalentscheidungen wie die für Trainer Dieter Hecking bereits weitgehend vorbereitet waren. Aber er stand einer Crew vor, die ihr Ziel letztlich krachend verfehlt hat und keine Ausfahrt fand als absehbar war, dass sie sich auf dem Irrweg befand. Entscheidend ist aber eben auch, dass Boldt in den Wochen danach mit seinem Team bereit war, entscheidende Dinge zu verändern. Dass er bewies, dass im Misserfolgsfall nicht der ganze Verein auseinanderbrechen muss, wenn die Strukturen stimmen.
Die vergleichsweise harmonische Trennung von Hecking, die Verpflichtung von Daniel Thioune und die Zusammenstellung des Kaders sind Hinweise darauf, dass es stimmt zwischen Sportvorstand und Sportdirektor Michael Mutzel, dass eine Basis da ist, die nicht beim ersten Sturm auseinanderbricht. Das ist weit mehr als der HSV in der Vergangenheit hatte.
Es ist weniger der 16-Punkte-Start und auch nicht die bloße Sehnsucht nach Kontinuität, die am Ende für die Ausdehnung der Zusammenarbeit sprach - es ist vielmehr die Tatsache, dass inzwischen einige Rädchen ineinandergreifen, wo sich sonst noch viele blockiert haben. Das allein garantiert nicht, dass auf Boldts "ersten Erfolg", zwei Jahre Hamburg, nun auch der nötige zweite, der Bundesliga-Aufstieg, gelingt. Es erhöht aber die Wahrscheinlichkeit. Und macht diese Vertragsverlängerung logisch. Im Übrigen für beide Seiten. Denn, Anfragen anderer Interessenten hin oder her: So ernst Boldt es auch gemeint hat, dass bereits die Vertragserfüllung in Hamburg ein Erfolg sei, so wenig hätte ihn allein das Erreichen dieser einen Vorgabe zufriedenstellen können.