Bundesliga

Bobic: "Die wohl dämlichste Idee überhaupt"

Stimmen aus der Bundesliga zur Super League

Bobic: "Die wohl dämlichste Idee überhaupt"

Klarer Gegner der Super League: Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic.

Klarer Gegner der Super League: Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic. imago images

Eintracht Frankfurt - Sportvorstand Fredi Bobic: "Ich dachte, mich könnte in dem Business Fußball nichts mehr überraschen. Aber die egoistische Entscheidung von einigen wenigen Vereinen zur Super League ist die wohl dämlichste Idee überhaupt, insbesondere noch in den aktuellen Zeiten, in denen alle seriösen Vereine alles dafür tun, dass Fans wieder in die Stadien dürfen. Dieses Monstrum geht an allen Idealen vorbei, die sich der Fußball noch bewahrt hat und ist Wasser auf die Mühlen all jener, die den Sinn des Profifußballs einzig in der beständigen Rotation der Gelddruckmaschine sehen. Ich hoffe und wünsche mir, dass alle an diesem künstlichen Gebilde teilnehmenden Vereine hart sanktioniert werden. Ich habe viel Sympathie für die Überlegung, sie aus den durch die UEFA organisierten Wettbewerben auszuschließen und bin sehr froh, dass die deutschen Spitzenklubs die Einladung ablehnen. Ich hoffe, sie bleiben bei dieser richtigen Entscheidung - im Sinne aller."

Vorstandssprecher Axel Hellmann (auf Sky): "Die Super League ist eine total abwegige Idee, darüber haben wir auch im Vorstand gesprochen. Wir sind zwar nicht gefragt worden - aber an so einem Projekt würden wir uns nicht im entferntesten beteiligen oder es unterstützen. Jeder anständige Klub in Europa muss sich davon distanzieren. Denn es ist nicht nur Verrat an der Kultur des Fußballs, sondern auch an dem, was die Menschen wollen. Die Front wird auch bröckeln, weil die Vereine den Druck, den Sie jetzt von ihren eigenen Fans verspüren, total unterschätzt haben."

Hertha BSC - Carsten Schmidt, Vorsitzender der Geschäftsführung: "'Sie sind die Besten, Die Meister, Die Besten, The champions!' (Text Champions League Hymne) Und so muss es auch bleiben! Spieler, Fans, Vereine - alle, die den Fußball lieben, wollen diese Hymne einmal live in ihrem Stadion hören. Dafür kämpft jeder in seiner Liga. Die Bundesliga war, ist und bleibt immer das Wichtigste. Wir sind für sportlichen Wettbewerb und gegen eine geschlossene Veranstaltung zu rein kommerziellen Zwecken! Wir unterstützen daher die Haltung der DFL und freuen uns, dass die deutschen Topclubs das ebenso sehen."

Dortmunds Trainer Edin Terzic

Die Champions League als höchstes Gut der Emotionen: Dortmunds Trainer Edin Terzic. picture-alliance

Borussia Dortmund - Trainer Edin Terzic: "Ich kann mir keinen europäischen Wettbewerb vorstellen, der mehr Emotionen auslösen kann als die Champions League. Es darf nicht passieren, dass Fans durch Zuschauer ersetzt werden. Wir dürfen die Emotionalität und die Liebe zu diesem Sport nicht verlieren - das ist der große Wunsch, den ich als Trainer äußern möchte."

Werder Bremen - Trainer Florian Kohfeldt: "Ich lehne die Super League vollständig ab, nicht nur als Vereinsvertreter von Werder Bremen, sondern auch als Fußballer. Es hat für mich nichts mehr damit zu tun, warum Fußball so groß geworden ist. Auch bezüglich der Champions-League-Reform lehne ich jegliche Form von Teilnahme an Wettbewerben und Generierung von Geld ab, die nicht über einen sportlichen Weg entstanden sind. Das ist komplett gegen den Sinn dieses Spiels, denn: Dann ist es ein Showgeschäft ..."

Es hat für mich nichts mehr damit zu tun, warum Fußball so groß geworden ist.

Florian Kohfeldt

Werder Bremen - Geschäftsführer Frank Baumann: "Ich war entsetzt. Nicht mal so sehr darüber, dass die Super League kommen soll, weil es diese Drohkulisse ja schon seit langer Zeit gibt - sondern vielmehr über die Erläuterung, warum sie kommen soll. Das zeigt für mich, dass dort einige Herren das Spiel nicht verstanden haben, so wie es in Europa funktioniert. Das war wirklich sehr erschreckend.

Es kommen immer mehr Investoren aus unterschiedlichen Fußball-Kulturen. In Amerika und Asien ist es vielleicht normal, dass man im Sport in der Regel geschlossene Systeme hat. Doch im europäischen Fußball passt das nicht und dort gehört das nicht hin. Es gibt Grundfeste, wie der Fußball in Europa funktionieren sollte - da waren sich ganz viele Klubs über viele Jahre absolut einig. Dass dabei jetzt einige ausbrechen wollen, hat natürlich wirtschaftliche Gründe und spricht vielleicht auch für eine gewisse Gier.

Wir lehnen die Entstehung einer Super League mit allem, was wir haben, ab. Was leider vergessen wird, ist, dass die Reform der Champions League durch ist, was ein Grund ist für diese Drohkulisse ist. Wir können das nicht gutheißen. Vielleicht hat der eine oder andere jetzt durch die Hintertür sein Ziel erreicht.

In Amerika und Asien ist es vielleicht normal, dass man im Sport in der Regel geschlossene Systeme hat. Doch im europäischen Fußball passt das nicht.

Frank Baumann

Ich persönlich glaube nicht, dass die Super League kommen wird. Doch diese Diskussion hat dem Fußball definitiv geschadet. So ein Wettbewerb hätte extreme Auswirkungen auf die gesamte Fußballfamilie, weil einige wenige Klubs ihr eigenes Ding machen, wenn sie außerhalb der Verbände ihre eigenen Wettbewerbe spielen.

Es ist positiv zu bewerten, dass der FC Bayern und Borussia Dortmund eine Teilnahme ausgeschlossen haben, sodass es keine direkte Auswirkungen auf die Bundesliga haben wird, aber es könnte die Zusammenstellung der internationalen Wettbewerbe haben - und dann auch auf die Bundesliga. Ich glaube, die Grundfeste dieses Sports würden dadurch erschüttert werden. Ich kann für Werder versprechen, dass wir an keinem Wettbewerb teilnehmen, der nicht von den Verbänden organisiert worden ist."

Borussia Mönchengladbach - Sportdirektor Max Eberl: "Bis auf diese Zwölf sind unisono alle anderen der Meinung, dass Fußball und Sport aus Wettbewerb besteht, dass man sich mit Leistung für etwas qualifizieren kann und nicht per se oder per Order Mufti irgendetwas in Stein gemeißelt ist. Dementsprechend ist es für uns ein absolutes No-Go, was da gerade geplant ist, was zwölf Vereine für sich im Kopf haben. Wenn ich jetzt das Zitat von Herrn Perez höre, der Plan sei alternativlos, weil es 2024 diese Vereine wegen Corona nicht mehr geben würde, dann weiß ich nicht, ob das jetzt der Klub der Superreichen ist oder der Klub der Super-Verschuldeten.

Das sind Vereine, die in den letzten Jahren maßlos über ihre Möglichkeiten gelebt haben und einfach jetzt mit dieser Super League versuchen, ihren Arsch zu retten. Deswegen hoffe ich sehr, dass der Fußball sich dagegen genauso wehrt, wie er es seit gestern getan hat. Und abgesehen von diesen zwölf Vereinen habe ich nicht einen gehört, der diese Super League haben möchte."

Deswegen hoffe ich sehr, dass der Fußball sich dagegen genauso wehrt, wie er es seit gestern getan hat.

Max Eberl

VfL Wolfsburg - Trainer Oliver Glasner: "Für mich ist es eines der herausragenden Merkmale des Fußballs, dass Leistung honoriert und Nichtleistung bestraft wird. Deshalb bin ich ein Befürworter der sportlichen Challenge. Auch denke ich, dass die Protagonisten - Trainer, Spieler, Fans - nicht involviert waren. Auch deshalb bin ich kein großer Freund von diesen Plänen."

TSG Hoffenheim - Trainer Sebastian Hoeneß: "Ich sehe das auch sehr kritisch. Ich war fast geschockt, das ist keine gute Entwicklung im Fußball. Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir den Kontakt zu den Fans nicht verlieren. Ich persönlich habe auch keinen Bock, fünfmal im Jahr Manchester United gegen Real Madrid zu sehen. Es zeigt auch wenig Solidarität unter den Klubs, ich hoffe sehr, dass das Rad noch zurückgedreht wird."

Ich persönlich habe auch keinen Bock, fünfmal im Jahr Manchester United gegen Real Madrid zu sehen.

Sebastian Hoeneß

Spielergewerkschaft VDV - Vizepräsident Carsten Ramelow: "Wir brauchen keine Super League, von der nur wenige Klubs wirtschaftlich profitieren würden. Dies widerspricht dem Solidaritätsgedanken. Vielmehr gilt es, die Einheit des europäischen Fußballs zu erhalten und die nationalen Wettbewerbe zu stärken. Es ist sehr schade, dass Spielerinteressen bei dieser Diskussion instrumentalisiert werden. Die Verantwortlichen sind aufgerufen, hier eine vernünftige Lösung zu finden, die auch von Spielern und Fans akzeptiert wird."

Christian Günter - Kapitän SC Freiburg: "Wenn man sich Vereine wie Arsenal oder Tottenham anschaut, die aktuell eine durchschnittliche Saison spielen und dann trotzdem in die Super League kommen, dann hat das vom sportlichen Gedanken nullkommanull mit Fußball zu tun. Im Fußball geht es darum, dass es auch mal kleinere Mannschaften gibt, die ein überragendes Jahr spielen und dann verdient in die Champions League reinkommen. Da mögen andere Vereine noch soviel größer sein oder mehr Geld haben, aber wenn sie es sportlich nicht hinbekommen, dann hat es der kleinere Verein verdient. Diese Werte tritt die Super League mit Füßen. Und wir spielen ja auch Fußball für unsere Fans und es kann nicht immer nur um noch mehr Geld gehen. Es geht dann nur noch darum, wer den größten Investor hat. Es macht in meinen Augen überhaupt keinen Sinn."

DFL - Geschäftsführer Christian Seifert: "Wirtschaftliche Interessen einiger weniger Topklubs in England, Italien und Spanien dürfen nicht die Abschaffung gewachsener Strukturen im gesamten europäischen Fußball zur Folge haben. Es wäre insbesondere unverantwortlich, die nationalen Ligen als Basis des europäischen Profifußballs auf diese Weise irreparabel zu beschädigen. Ich unterstütze daher die gemeinsame Erklärung der UEFA mit den Ligen und Nationalverbänden aus England, Italien und Spanien."

DFB - "Der DFB positioniert sich klar gegen das Konzept einer europäischen Super League. Im Fußball muss es immer um die sportliche Leistung gehen. Sie bestimmt über Auf- und Abstieg sowie die Qualifikation für die jeweiligen Wettbewerbe. Die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger Klubs dürfen nicht das praktizierte solidarische Miteinander des Fußballs aufkündigen. Jeder Verein wird sich entscheiden müssen, ob er Teil des solidarisch organisierten Gesamtfußballs bleiben oder ausschließlich egoistische Eigeninteressen außerhalb der UEFA und der nationalen Fußballverbände verfolgen möchte. Der DFB steht daher klar hinter der ausdrücklichen gemeinsamen Erklärung der UEFA mit den Ligen und Nationalverbänden aus England, Italien und Spanien."

"RIP LFC": Englische Fans protestieren gegen die Super League

Bayern München - Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge: "Der FC Bayern hat sich an den Planungen einer Super League nicht beteiligt. Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Statik im Fußball eine seriöse Basis garantiert. Der FC Bayern begrüßt die Reformen der Champions League, weil wir glauben, dass sie für die Entwicklung des europäischen Fußballs der richtige Schritt sind. Die modifizierte Vorrunde wird zu mehr Spannung und Emotionalität im Wettbewerb beitragen. Ich glaube nicht, dass die Super League die finanziellen Probleme der europäischen Klubs lösen wird, die durch Corona entstanden sind. Vielmehr sollten alle Vereine in Europa solidarisch daran arbeiten, dass die Kostenstruktur, insbesondere die Spielergehälter und die Honorare für die Berater, den Einnahmen angepasst werden, um den gesamten europäischen Fußball rationaler zu gestalten."

Borussia Dortmund - Vorstandsvorsitzender Hans-Joachim Watzke: "Die Mitglieder des Boards der European Club Association (ECA) haben sich am Sonntagabend zu einer virtuellen Konferenz zusammengeschlossen und bekräftigt, dass der Board-Beschluss vom vergangenen Freitag nach wie vor Gültigkeit hat. Dieser Beschluss besagt, dass die Klubs die geplante Reform der UEFA Champions League umsetzen wollen. Es war die klare Meinung der Mitglieder des ECA-Boards, dass man die Pläne zur Gründung einer Super League ablehnt. Beide deutsche Klubs, die im ECA-Board vertreten sind, der FC Bayern München und Borussia Dortmund, haben in allen Gesprächen zu 100 Prozent deckungsgleiche Auffassungen vertreten."

RB Leipzig - Geschäftsführer Oliver Mintzlaff: "Die Pläne zur Gründung einer Super League lehnen wir ab. Wir sind Verfechter des sportlichen Wettbewerbs. Und der sportliche Wettbewerb im Profifußball sieht vor, dass man in der nationalen Liga darum kämpft, einen Tabellenplatz zu erzielen, der zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb berechtigt."

Bayer Leverkusen - Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung: "Leistung muss belohnt werden, verstärkte kommerzielle Interessen im modernen Fußballbusiness sind legitim. Aber es ist gleichzeitig essenziell wichtig, die Wurzeln des Sports und die Idee des offenen Wettbewerbs, so wie wir ihn kennen, zu schützen. Dieses Spannungsfeld ist durch die unterschiedlichen Interessen im europäischen Vereinsfußball sehr komplex. Für mich war und ist deshalb die verabschiedete Reform der europäischen Klubwettbewerbe ab 2024 ein tragfähiger und sinnvoller Kompromiss.

Das zeigt sich umso mehr im Hinblick auf die Planung einer geschlossenen Super League. Sie ist leider alleine von finanziellen Ansprüchen und ggf. auch finanziellen Nöten getrieben. Sie würde das Fundament des Fußballs an vielen Stellen konterkarieren. Diese Initiative zeigt leider das fehlende Gespür der daran beteiligten Menschen im Hinblick auf die Konsumenten, die Fans. Wir als Bayer 04 Leverkusen lehnen dieses alternative Format entschieden ab und werden gemeinsam mit den in der UEFA und ECA vertretenen deutschen Klubs alles dafür tun, die über zwei Jahre hinweg erarbeitete Reform 2024 im Sinne des Fußballs zur Umsetzung zu bringen."

VfL Wolfsburg - Geschäftsführer Michael Meeske: "Die Planung einer Super League ist ein Affront all denen gegenüber, die in den letzten Monaten intensiv versucht haben, einen Kompromiss als Ausgleich der unterschiedlichen Interessen für die Reform der UEFA-Klubwettbewerbe zu finden. Wir lehnen diese Pläne ab, da die Versuche eines geschlossenen Teilnehmerkreises die nationalen Ligen sowie die weiteren Wettbewerbe schwächen und die zunehmende Spreizung innerhalb des Fußballs zusätzlich beschleunigen würden. Dadurch wird letztlich das Solidarprinzip von Profi-, Amateur- und Jugendsport stark beschädigt. Dass sich dabei ausgerechnet auch die Spitze der ECA gegen die Mehrheitsverhältnisse innerhalb dieser Vereinsorganisation stellt, macht dieses Vorgehen umso fragwürdiger."

1. FC Union Berlin - Pressesprecher Christian Arbeit: "Wir stehen sehr klar dazu und sagen: Eine solche Abspaltung halten wir ohne den deutschen Markt im europäische Fußball nicht für durchsetzungsfähig. Wenn die Vereine das versuchen wollen, sollen sie es gerne tun. Wir erwarten von den deutschen Vertretern, dort nicht mitzuspielen. Ansonsten berührt uns das nicht so sehr."

kon