2. Bundesliga

Werder Bremen - Matchwinner Bittencourt fordert Sieger-Gen

Werders Führungsspieler direkt wieder wichtig

Bittencourt: "Das muss in diese Köpfe rein"

Gefeierter Matchwinner: Leonardo Bittencourt.

Gefeierter Matchwinner: Leonardo Bittencourt. imago images/Eibner

63 Minuten hatte Leonardo Bittencourt am Freitagabend auf seinen Einsatz warten müssen. Wirklich gut damit umgehen konnte er aber eher nicht: "Ich war sehr ungeduldig." Auch Ömer Toprak, zunächst ebenfalls Einwechselspieler, wurde frühzeitig bei Bittencourt vorstellig, meinte: "Leo, es wird jetzt Zeit, du musst jetzt langsam mal rein." Der Werder-Kapitän, der erstmals seit fast zweimonatiger Ausfallzeit wieder im Kader stand, hatte da offenbar so eine Eingebung.

Mit der Einwechslung Bittencourts nach gut einer Stunde sendete Werder-Coach Markus Anfang gleichwohl ein deutliches Signal. Sein Impuls von der Bank war als Schachzug für noch mehr Offensivgeist auf dem Platz zu verstehen gewesen; bei einem 0:1-Rückstand nur verständlich. Aus der Bremer Dreier- wurde eine Viererkette, Manuel Mbom rückte aus dem Mittelfeld zurück ins rechte Glied, dadurch erhielten Bittencourt und Schmid (sowie kurz darauf der eingewechselte Oscar Schönfelder) mehr offensive Freiheiten auf den Flügeln - und sie verschafften ihrer Mannschaft mehr Präsenz in der Nürnberger Hälfte.

Bittencourt spürte die Überzeugung schon in der Kabine

Schon nach der ersten Hälfte, die Werder ebenfalls dominiert hatte, aber eben in Rückstand beendete, sei in der Kabine die Überzeugung spürbar gewesen, dass "wir das Spiel heute drehen", so Bittencourt. Der 27-Jährige verwies dabei auch auf die Tatsache, dass erstmals in dieser Saison die fünf aktuellen Mitglieder des Bremer Mannschaftsrats im Kader standen, und bei Abpfiff übrigens auch auf dem Feld: Toprak, Christian Groß, Bittencourt (alle eingewechselt), Niclas Füllkrug (Torschütze und Vorlagengeber), Milos Veljkovic.

"Die Jungs haben ein Stück weit auch die Sicherheit gefühlt: Ömer war da, Grosso war da, ich war da." Also jene von den Mitspielern gewählten Führungsspieler, die zuletzt länger ausgefallen waren und die "die Erfahrung haben", erläuterte Bittencourt: "Sodass in der Kabine nicht immer nur der Trainer etwas sagen muss, sondern wir uns untereinander Mut zusprechen."

Da brauchst du ein paar Jungs, die das ganze Szenario schon kennen.

Bittencourt

Viele der Werder-Jungprofis würden Situationen wie am Freitagabend ja auch noch nicht so oft durchlebt haben: einen 0:1-Rückstand, in Nürnberg. "Das musst du erst mal abschütteln können, und da brauchst du ein paar Jungs, die das ganze Szenario schon kennen", sagte Bittencourt, deshalb sei es für den Bundesliga-Absteiger hilfreich, dass die erfahreneren Profis wieder zurück sind: "Es war ein schöner Tag, hat Spaß gemacht."

Getrübt worden wäre Bittencourts Freude jedoch, wenn Werder das Spiel nicht mehr gedreht, wenn er in der 88. Minute nicht das 2:1 erzielt hätte. Punktgewinne interessieren ihn weniger, denn die würden einen nicht so richtig weiterbringen: "Ich will gewinnen", sagte er, gleich dreimal. "Und das muss in diese Köpfe rein." Zuletzt beim 1:1 gegen Tabellenführer St. Pauli, als er wegen eines Infekts ausgefallen war, hatte der Offensivspieler das Gefühl, die Hamburger wollten den Sieg mehr. Doch diesmal, in Nürnberg "habe ich gemerkt: Heute wollen wir gewinnen - daran müssen wir weiterarbeiten".

Nach der Pause wartet Schalke - mit Bittencourt?

Nach der Länderspielpause, wenn es gegen den FC Schalke 04 geht, dann wieder mit Bittencourt in der Startelf? In Nürnberg ließ Trainer Anfang noch etwas Vorsicht walten, "wir müssen ein bisschen auf dich aufpassen", sagte er ihm, um einen Rückschlag nach seiner fast dreimonatigen Innenbandverletzung im Knie zu vermeiden. Die Einwechslung erzielte dann jedoch trotzdem noch ihre Wirkung. "Dass es so geklappt hat", so Bittencourt, "ist für den Trainer schön, für mich schön - aber übernächste Woche möchte ich dann gerne von Beginn an spielen."

Tim Lüddecke