Bundesliga

Arminia Bielefelds Trainerwechsel steht in der Finanzplanung

"Wenn wir nicht mehr den Mut haben, wären wir die falschen Leute"

Bielefelds Trainerwechsel steht in der Finanzplanung

Soll Arminia Bielefeld zum Klassenerhalt führen: Frank Kramer.

Soll Arminia Bielefeld zum Klassenerhalt führen: Frank Kramer. picture alliance

Viel Stehvermögen müssen die Verantwortlichen in Bielefeld derzeit aufbringen, um sich der Kritik aus weiten Teilen des näheren und weiteren Umfelds der Arminia zu erwehren. An ihrer festen Überzeugung, mit dem Trainerwechsel von Uwe Neuhaus zu Frank Kramer richtig zu liegen, lassen sie allerdings keinen Zweifel aufkommen. "Wir haben eine Verantwortung und den Auftrag, dem Klub zu dienen", betont Sportchef Samir Arabi. "Entscheidungen werden immer nach bestem Wissen und Gewissen gefällt."

Die Neuorientierung auf jenem Posten, die die Macher als Schlüsselposition für die weitere Verzahnung von Profitum und Unterbau in einem "Ausbildungs- und Entwicklungsverein" der Zukunft identifiziert haben, erfolgt mit Weitsicht. Die Entscheidung fiel schon im vergangenen Dezember und wurde angesichts der aktuellen sportlichen Schieflage vom Sommer auf sofort vorgezogen - abgedeckt durch die Finanzplanung.

Die Trainerkosten könnten sich auf rund 500.000 Euro summieren

Denn die Kosten dafür sind ein Posten in den aktuellen Lizenzierungsunterlagen, die aktuell an die DFL übermittelt werden, wie der kaufmännische Geschäftsführer Markus Rejek bestätigt. Da der geschasste Uwe Neuhaus und sein ebenfalls von seinen Aufgaben entbundene Co-Trainer Peter Nemeth noch Verträge bis 2022 besitzen, zahlt Arminia nach jetzigem Stand doppelt an Trainergehältern - Kosten, die sich geschätzt auf rund eine halbe Million summieren könnten und erst recht für die finanzschwachen Bielefelder einen erheblichen Brocken darstellten. Fremdgelder, etwa von Unternehmen aus dem "Bündnis Ostwestfalen", das Arminia 2017 vor der Insolvenz bewahrte und später mit entschuldete, fließen nicht.

Zu Wochenbeginn hatten die Geschäftsführung um Arabi und Rejek mit dem Aufsichtsrat und dem Präsidium des Klubs nach teilweise kontroverser Debatte schließlich eine einstimmige Entscheidung getroffen, den großen Cut vorzunehmen, Kramer als neuen Trainer zu verpflichten und ihn mit einem Vertrag bis 2023 auszustatten. "Wir wissen, dass es ein mutiger Schritt ist, weil wir die Entrüstung der Fans antizipieren konnten", räumt Rejek zu dem Vorgang ein, demonstriert aber ebenfalls Entschlossenheit. "Wenn wir nicht mehr den Mut haben, solche Entscheidungen für diesen Verein zu treffen, dann ist auch der Zeitpunkt gekommen, an dem wir unsere Aufgaben nicht mehr wahrnehmen würden und wir die falschen Leute wären."

Michael Richter