Bundesliga

Ex-Profis von Arminia Bielefeld Schütz und Hornig in neuen Rollen

"Dieser Verein hat noch viel Potenzial"

Bielefelder Ex-Profis Schütz und Hornig in neuen Rollen

Arbeitet an seiner Karriere nach der Karriere: Tom Schütz.

Arbeitet an seiner Karriere nach der Karriere: Tom Schütz. imago images

Obwohl die Spielklasse "nur" die 3. Liga war, zog es einst 2011 zwei Süddeutsche nach Ostwestfalen - "aufgrund der hohen Strahlkraft Arminias", wie sie heute betonen. Manuel Hornig und Tom Schütz ebneten fortan mit den Weg, der die Bielefelder bis zurück in die 1. Liga führen sollte.

Neben Ex-Profis wie Oliver Kirch als U-19-Trainer und Sebastian Hille als Co-Trainer des Bundesligateams sind der 33-jährige Schütz und der 38-jährige Hornig zwei Beispiele, wie die Bielefelder verdiente ehemalige Spieler "mit Stallgeruch" über die Laufbahn hinaus einbinden.

"Auch für die Identifikation der Fans mit dem Verein spielt eine geringe Fluktuation eine große Rolle", begründet Schütz die positive Wirkung einer langen Klubzugehörigkeit in einer ansonsten so schnelllebigen Branche. Der Defensivallrounder hat seine Profikarriere (darunter 261 Pflichtspiele/20 Tore für den DSC) nach neun Jahren im blauen Trikot im vergangenen Sommer mit dem Bundesliga-Aufstieg beendet.

"Ich musste mich irgendwann entscheiden - weiterspielen, oder mit Arminia in eine Zukunft nach der aktiven Profikarriere starten." Aktuell absolviert er eine Hospitation im Verein, bei der er unterschiedliche Abteilungen durchläuft. Außerdem ist er Co-Trainer der U-17-Bundesligamannschaft und damit auch Nachfolger von Manuel Hornig, der wiederum auf den Posten als Talente-Coach umstieg.

Unterstützung für hoffnungsvolle Jungsportler

Hauptberuflich ist der gebürtige Pfälzer Hornig verbeamteter Erdkunde- und Sportlehrer am Bielefelder Helmholtz-Gymnasium, einer NRW-Sportschule, die eng mit Arminia kooperiert. "Als Eliteschule des Fußballs spielt der Leistungssport eine wichtige Rolle."

Mit Jomaine Consbruch (19) gehört ein Helmholtz-Schüler bereits fest zum Bundesliga-Kader von Uwe Neuhaus. Weitere hoffnungsvolle Jungsportler bekommen bestmögliche Unterstützung. Beispielsweise die von Hornig als DSC-Talente-Trainer betreuten Abiturienten und U-19-Arminen Vladislav Cherny, Julian Frommann und Torhüter Arne Schulz (alle 17).

Hilfe beim Schulalltag

Dem Trio hilft Hornig, den Schullalltag bestmöglich mit dem Fußball zu kombinieren. "Ich bereite sie auch mental auf die Profikarriere vor." Dabei spricht Hornig aus Erfahrung von 102 Pflichtspielen (sieben Treffer) für Bielefeld zwischen 2011 und 2017. Und er weiß etwa, wie schnell eine Verletzung die Träume auch gefährden kann und es einen "Plan B" braucht: 2014 rissen dem kopfballstarken Innenverteidiger das linke Kreuzband und der Meniskus. In der Folge erreichte der ehemalige DSC-Kapitän nicht mehr seinen vorherigen Leistungsstand und widmete sich auch deshalb vermehrt seinem Lehramtsstudium.

Über die Folgen der Pandemie für den Jugendfußball machen sich Hornig und Schütz große Sorgen. Zumal bei Arminia, im Gegensatz etwa zum westfälischen Ligarivalen Borussia Dortmund, nicht einmal die U-17- und U-19-Bundesligateams trainieren dürfen. "Ein großes Problem, denn technisch und taktisch ist das Mannschaftstraining nicht zu ersetzen", meint Schütz.

Grundsätzlich verspüren sowohl Schütz als auch Hornig den Eindruck, dass etwa England und Frankreich in der Nachwuchsförderung enteilt sind. Auch weil in Deutschland noch oft die Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport fehle. Als Experte besetzt Hornig nun seit einem halben Jahr genau diese Schnittstelle und könnte exemplarisch für eine engere Verzahnung stehen.

Skepsis gegenüber Abkehr der Junioren-Bundesliga

Auch damit hoffnungsvolle Nachwuchskräfte in Ostwestfalen - erst recht während und nach der Pandemie - nicht verloren gehen, befürworten Hornig und Schütz die geplante Wiedereinführung einer U 21/U 23 in Bielefeld. Einer Umstrukturierung des Jugendfußballs mit der Abkehr von der Junioren-Bundesliga stehen die beiden noch skeptisch gegenüber.

"Gut ist sicher, dass dann nicht immer der körperlich Weiteste in der Startelf steht. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Verbände es hinbekommen, den Wettkampfgedanken zu erhalten" erläutert Hornig. Es gehe schließlich auch darum, später unter Druck vor tausenden Zuschauern im Männerbereich Leistungen abrufen zu können.

In Bielefeld fühlen sich die beiden ehemaligen Teamkollegen sehr wohl und sind nicht zuletzt nach der Geburt ihrer Kinder in der Stadt fest verwurzelt, auch mit ihrem Tatendrang für Arminia. Manuel Hornig bringt es für beide auf den Punkt: "Dieser Verein hat auch nach der Bundesliga-Rückkehr noch viel Potenzial und ich freue mich, künftig Teil dieser Entwicklung sein zu dürfen."

Torben Ritzinger