2. Bundesliga

Bielefeld: Ungewissheit um Coach Forte

"Wer kann diese Sachen lösen?"

Bielefeld: Ungewissheit um Coach Forte

Für ihn läuft es mit Bielefeld noch überhaupt nicht rund: Coach Uli Forte.

Für ihn läuft es mit Bielefeld noch überhaupt nicht rund: Coach Uli Forte. IMAGO/Ulrich Hufnagel

Redebedarf in Bielefeld am Tag danach. Das 0:2 am Samstag vor eigener Kulisse gegen den HSV verschärft die Krise des Absteigers merklich, bereits früh am Sonntag skizzierte Samir Arabi die Lage, einen Schnellschuss in der Frage um den in den Fokus geratenden Trainer Uli Fort schloss der Geschäftsführer Sport aber zunächst aus. "Aus einer Emotionalität heraus zu handeln ist immer schlecht. Wir müssen uns diese Zeit nehmen und sind uns alle der Situation bewusst. Wir brauchen Stabilität, wir müssen es besser machen."

Die Partie gegen die Hamburger lieferte auch Arabi Parallelen zu vorigen Spielen. "Wieder haben wir uns mit einem individuellen Fehler aus dem Spiel genommen. In der zweiten Halbzeit haben wir das System umgestellt, haben dann wieder guten Zugriff gehabt, waren dann aktiver." Dennoch - natürlich war die Ausbeute ungenügend und führt zu einem vernichtenden Zwischenergebnis, trotz des Umbruchs auf allen Ebenen bei den Ostwestfalen. Arabi zu erwarteten Schwierigkeiten und Hoffnungen, einigermaßen gefestigt in die Saison zu starten: "Die Diskrepanz ist groß, wenn du null Punkte hast."

Vier Niederlagen stehen für den Absteiger nach historisch schlechtem Start zu Buche - im Aufstiegsjahr 2019/20 waren es zum Saisonende gerade einmal deren zwei… Man habe in Bielefeld in seiner mehr als zehnjährigen Amtszeit als Sportchef schon das eine oder andere Male eine schwierige Anfangsphase in der Saison erlebt. "Das ist jetzt zweifelsfrei eine, die dazugehört. In den früheren Phasen war die Grundqualität des Kaders deutlich schlechter als es die jetzigen Voraussetzungen sind."

Darf Forte weitermachen?

Nun laufe der Analyseprozess, deshalb gebe es zum vorerst auch nicht mehr zu sagen. "Wir versuchen bestmöglich Lösungen zu erarbeiten, damit es schleunigst besser wird. Wir haben ja auch vorher schon gesprochen. Es gab Sachen, die waren wieder gut, haben am Ende aber nicht zu Punkten gereicht." 

Große Ungewissheit herrscht um die Zukunft des erst im Sommer verpflichteten Uli Forte. Ein Bekenntnis zu dem 48-Jährigen blieb während der laufenden Analysen aus. "Es ist ein Prozess, in den alle involviert sind. Wir arbeiten es auf, und dann werden wir versuchen, Ergebnisse zu erzielen, die es so bringen, dass wir in die Punkte kommen", so Arabi. 

Zwar führt Arabi "vielschichtige Gründe" für die Misere an, etwa, dass auch der eine oder andere Spieler nicht an sein Leistungsmaximum komme beziehungsweise sich mit Abwanderungsgedanken bis zum Schließen des Transferfensters befasse. "Es kann auch sein, dass wir den einen oder anderen Spieler nicht mehr zum Einsatz kommen lassen. Trotzdem ist es auch mit all den Problemen einfach zu dünn, mit den Möglichkeiten die wir haben, dass wir da jetzt mit null Punkten stehen."

Kein Bekenntnis zum Trainer von Arabi

Es gebe von ihm vorerst keine Aussagen zur Besetzung im nächsten Spiel in Heidenheim am Sonntag, präzisierte Arabi. Unausgesprochen deutet sich an, dass intern im Klub dem Schweizer Newcomer auf dem Trainerstuhl ein Turnaround nicht mehr zugetraut wird. "Am Ende geht es um die nächsten Spiele. Viele in der 2. Liga sagen bewusst, das Ziel sind die magischen 40 Punkte, und von da aus musst du dann schauen, was geht. Wir haben keine Platzierung vorgegeben. Wir haben gesagt, wir wollen in dieser Liga ankommen, das haben wir noch nicht geschafft."

Höchst fraglich, ob es noch mit Forte gelingt. Der Trainer selbst hatte sich selbst nach der jüngsten Niederlage zunehmend ratlos gezeigt. "Wir versuchen, die Negativspirale, die sich hier ja schon seit Februar dreht, zu beenden", so der Bundesliga-Newcomer. "Ich muss ehrlich zugeben, dass ich dachte, dass wir diese Spirale schneller stoppen können." Man müsse nun genau überlegen, wie man den Prozess des freien Falls beende. "Die Spirale dreht sonst immer schneller und intensiver und da bin ich auch als Trainer nicht ausgenommen. Da kenne ich das Geschäft leider schon zu gut. Dem muss ich mich fügen und versuchen, Lösungen mit dem Trainerteam zu finden."

Ob es für Forte bei Arminia dazu noch kommt? "Es kann auch ein Trainer oder ein Spieler mal sagen, ich bin jetzt gar nicht in der Lage, zu spielen, erlöst mich von dieser Situation", spekulierte Arabi. "Dass es für den einen oder anderen eine extreme Drucksituation auf dem Platz ist, hat man ja gesehen." Die Fragen, die sich Arabi und den anderen Verantwortlichen in der Bielefelder Führung nach den jüngsten Entwicklungen stellen: "Warum passiert das bestimmten Leuten? Was sind die Hintergründe? Und wer kann diese Sachen lösen?" Viele Betrachter glauben, dass dies möglicherweise nur noch einem neuen Mann auf dem Trainerstuhl gelingen kann.

Michael Richter

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