Bundesliga

Beginn der "Geisterspiele" 1972: Ein 1:0-Sieg ohne Jubel

Ergebnis und Zuschauerzahl: Die Ähnlichkeiten zum Spiel gegen Union

Beginn der "Geisterspiele" 1972: Ein 1:0-Sieg ohne Jubel

Die "Alm" vor 50 Jahren: Hier im Spiel der Arminia gegen Rot-Weiss Oberhausen. 

Die "Alm" vor 50 Jahren: Hier im Spiel der Arminia gegen Rot-Weiss Oberhausen.  picture alliance / dpa

Es geschah fast exakt vor 50 Jahren und das Spiel endete, wie an diesem Samstag auch das gegen Union Berlin, mit 1:0 für Arminia. Sogar 16000 Zuschauer waren an jenem 19. Februar 1972 in dem Stadion, das zu dieser Zeit noch "Alm" hieß, Zeugen, als die Bielefelder den SV Werder Bremen ebenfalls mit diesem knappsten aller Ergebnisse schlugen.

Ausgelassen gejubelt wurde über diesen Sieg nicht bei den an diesem Tag sportlich blendend aufgelegten Gastgebern, und das hatte einen guten Grund. Ein Jahr zuvor hatten sie sich als Aufsteiger den Klassenerhalt in der Saison 1970/71 mit Bestechungsgeldern an diverse Gegner buchstäblich erkauft. Die Aufarbeitung der als "Bundesliga-Skandal" bekannt gewordenen Spielmanipulationen hatten sich bis weit in die Spielzeit 1971/72 gezogen. Abzusehen war, dass die längst geständigen Bielefelder mit einer empfindlichen Strafe durch den DFB zu rechnen hatten. Jetzt, am 19. Februar 1972, war es so weit.

Kurios: Während Arminia und Werder um Punkte rangen, tagte parallel an eben diesem Samstag in Frankfurt das DFB-Sportgericht. Und es fällte ein hartes Urteil. Lizenzentzug für die Bielefelder und Rückversetzung in die seinerzeit höchste Amateurklasse, die Verbandsliga Westfalen. Doch die Entscheidung warf Probleme auf. "Ist Arminia jetzt eine Geister-Elf?", fragte etwa der kicker treffend. Die Ostwestfalen sollten mit 0 Punkten an das Tabellenende gesetzt werden und als erster Absteiger der Saison feststehen. Es blieb zunächst offen, wie mit den bisher und künftig ausgetragenen Saisonspielen der Bestraften umzugehen wäre. Fielen sie komplett aus der Wertung, hätte dies das aktuelle Tabellenbild einigermaßen verzerrt. Gegner etwa, die gegen Bielefeld gepunktet hatten, hätten diese Punkte eingebüßt - zum Vorteil derer, die gegen Arminia ohnehin verloren hatten.

Wie ging es schließlich weiter? Das Urteil vom Februar 1972 musste noch durch das DFB-Bundesgericht bestätigt werden, was Mitte April geschah - in abgewandelter Form. Die Bielefelder wurden zwar als erster Absteiger ans Tabellenende gesetzt, mussten aber nur bis in die damals zweitklassige Regionalliga West absteigen, verbunden mit einem Strafpunktekonto zur neuen Saison 1972/73. Die verbleibenden Spiele in der Bundesliga 1971/72 gingen derweil als "Geisterspiele" in die Geschichte ein. Arminia trat an, die jeweiligen Ergebnisse der Partien aber fanden nur im Tor- und Punktekonto des jeweiligen Gegners Berücksichtigung.

Michael Richter

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