Bundesliga

Frauen-Bundesliga: Karolina Lea Vilhjalmsdottir über Zukunft

Offensivspielerin ist vom FC Bayern geliehen

Bayers Shootingstar Vilhjalmsdottir: "Mit der Zukunft beschäftige ich mich momentan nicht"

Wohin geht es im Sommer für Karolina Lea Vilhjalmsdottir?

Wohin geht es im Sommer für Karolina Lea Vilhjalmsdottir? IMAGO/Zink

Es war ein zäher Montagabend. Bayer tat sich schwer beim 1. FC Nürnberg, kombinierte sich nur selten wirklich geordnet ins letzte Drittel. Es fehlten Genauigkeit, Zielstrebigkeit, auch Kreativität - zumindest bis zur 59. Minute. Da nämlich machte sich Karolina Lea Vilhjalmsdottir auf den Weg, schlich sich an der rechten Strafraumkante in Position.

Und als Synne Skinnes Hansen sie im Schatten ihrer zwei Gegenspielerinnen erblickt und angespielt hatte, drehte sich Vilhjalmsdottir mit einem Kontakt wunderbar um 180 Grad, um den zweiten Kontakt kurz darauf für die Flanke auf Emilie Bragstad zu nutzen - ihr Kopfball landete zum 2:1-Siegtreffer im Netz.

Nachdem Vilhjalmsdottir schon per Eckball das 1:0 aufgelegt hatte, war es ihr bereits zehnter Scorerpunkt in dieser Ligasaison (fünf Tore, fünf Assists) - allein Essens Spielmacherin Natasha Kowalski (fünf Tore, sieben Assists) steht aktuell noch besser da. Für die Werkself ist die 22-jährige Isländerin in dieser Saison ein absoluter Fixpunkt und von enormer Bedeutung. Einerseits wegen solch genialer Offensivmomente wie vor dem 2:1 bei Aufsteiger Nürnberg, andererseits wegen ihres großen, nie abreißenden Arbeitseifers.

Vilhjalmsdottir überzeugt in ihrer ersten vollständigen Bundesliga-Saison

Vilhjalmsdottir läuft an, müht sich. Dass sie phasenweise wenig Durchschlagskraft entwickelt und sich vergeblich abrackert, gehört dazu. Zumal es für die Offensivspielerin im Grunde genommen die erste vollständige Bundesliga-Saison ist. Zwar war sie bereits im Januar 2021 aus ihrer Heimat zum FC Bayern gewechselt. Der Durchbruch bei den Münchnerinnen blieb ihr allerdings verwehrt. Wenn überhaupt, kam sie als Jokerin aufs Feld - und wurde im vergangenen Sommer wegen der zu geringen Einsatzzeiten für ein Jahr an Leverkusen verliehen.

Diese Entscheidung zahlt sich bislang vollends aus. Für die Münchnerinnen, die ihrem Talent diese Einsatzmöglichkeiten nicht geben konnten. Für die Werkself, die eine offensivstarke Spielerin mehr in ihren Reihen haben. Und für Vilhjalmsdottir selbst. "Es war definitiv ein positives Halbjahr. Ich habe mich von sehr wenig Einsatzzeit zu sehr vielen Minuten in dieser Saison gesteigert. Durch den Wechsel zu Bayer 04 habe ich mich sehr gut weiterentwickelt", sagt die Angreiferin dem kicker. "Der Klub legt viel Wert darauf, schönen Fußball zu spielen. Das gefällt mir sehr gut und erhöht die Vorfreude auf das nächste halbe Jahr."

Vilhjalmsdottir vermeidet ein klares Bekenntnis

Dass viel Arbeit auf sie wartet, ist klar. Einerseits gelte es, das Defensivverhalten zu verbessern, sagt Vilhjalmsdottir. Andererseits wolle sie "noch mehr Torvorlagen liefern". So wie jüngst in Nürnberg. "Wir haben einen starken Kader und definitiv das Potenzial dazu, eine Spitzenmannschaft zu werden", ist sich die 23-malige isländische Nationalspielerin sicher.

Allerdings, und das formuliert sie als Auftrag an sich selbst und das gesamte Team: "Unser Ziel muss es sein, unsere Spiele mehr zu dominieren." Ob das gegen Hoffenheim am Sonntag (14 Uhr) gelingen kann, bleibt abzuwarten. Nachfolgend in Freiburg und gegen Köln sollte die Werkself, der es zuletzt an Struktur und spielerischen Ideen mangelte, allerdings durchaus Dominanz anstreben.

Die Isländerin benötigt die Perspektive, auf ausreichend Spielminuten zu kommen

Was im nächsten Sommer passiert? Vilhjalmsdottirs Leihe läuft aus. Demnach startet sie nach dieser Spielzeit wieder beim FC Bayern. Ob sie sich im Sommer auf jeden Fall in München sehe, um den Angriff auf die Startplätze aufzunehmen, beantwortet die Isländerin allerdings eher abwartend. "Mit der Zukunft", sagt sie, "beschäftige ich mich momentan nicht wirklich. Ich werde sicherlich Gespräch mit dem FC Bayern führen. Aber momentan bin ich eine Leverkusener Spielerin und darauf liegt mein gesamter Fokus".

Ein klares Bekenntnis vermeidet sie. Klar scheint: Vilhjalmsdottir benötigt die Perspektive, auf ausreichend Spielminuten zu kommen. Eine Saison, in der sie zwischen Bank, Tribüne und dem Zweitliga-Kader pendelt, dürfte sich die Offensivspielerin aus guten Gründen nicht noch einmal leisten wollen. So hat sie ihr Können in der Bundesliga doch nun schon mehrfach unter Beweis gestellt. Die Klasse für die 1. Liga besitzt sie. Ob es indes für die top-besetzten Bayern und den Fußball von Trainer Alexander Straus reicht, steht auf einem anderen Blatt.

Leon Elspaß

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