Bundesliga

Bayern München: Goretzka fordert Laimer und Kimmich

Wer hat welche Chancen? Kommt noch ein neuer Sechser?

Bayerns umkämpftes Mittelfeldzentrum: Goretzka fordert Laimer und Kimmich

Sie spielen gerne gemeinsam beim FC Bayern: Leon Goretzka (li.) und Joshua Kimmich.

Sie spielen gerne gemeinsam beim FC Bayern: Leon Goretzka (li.) und Joshua Kimmich. imago images

Von Bayerns Asienreise aus Singapur berichtet Georg Holzner

Zuerst kommt es auf die Ausrichtung an. Lässt Trainer Thomas Tuchel mit klassischer Doppelsechs spielen oder doch mit einem offensiven Part, sprich Sechser plus Achter. Oder wird es, wenn Raphael Guerreiro wieder zurückkehrt, der aufgrund eines Muskelbündelrisses noch vier bis fünf Wochen ausfallen wird, eine Variante mit einem Dreieraufbau aus der Abwehr heraus, wobei der Portugiese dann ins Zentrum rückt. Als zweiter Sechser, um es einem der beiden anderen zu ermöglichen, etwas aufzurücken.

Joshua Kimmich bestätigt dies, erklärt bezüglich seiner Position, ob Sechs oder Acht, und seinen Aufgaben: "Das ist eine Entscheidung des Trainers. Bei Julian Nagelsmann war es in der letzten Saison so, dass ich ein Tick offensiver war." Da hatte Leon Goretzka meist die Aufgabe, seinem Mittelfeldpartner den Rücken freizuhalten.

"Bei Thomas Tuchel ist es so, dass ich etwas defensiver agiere", fährt Kimmich fort: "Wir haben zuletzt viel im 4-2-3-1 gespielt mit einer Doppelsechs, und da bildet die Doppelsechs eher die Absicherung." Kurz zusammengefasst: "Es kommt auch immer so ein bisschen auf das System an. Das hängt von den Anweisungen des Trainers ab." Nach den ersten Testspielen jedenfalls ist klar, dass sich ein sehr enger Konkurrenzkampf im Bayern-Zentrum ergeben wird.

Kimmich, als Kapitän der ersten Hälfte, und Neuzugang Konrad Laimer erhielten zuletzt den Vorzug für die Anfangself. Goretzka indes, Spielführer des zweiten Durchgangs, ist da im Moment der Herausforderer. Ryan Gravenberch, so zumindest die jüngsten Eindrücke, steht hinten an.

"Grundsätzlich", so sagt Trainer Tuchel, "ist es schon so, dass ich so schnell wie möglich eine Elf finden will, die konkurrenzfähig ist. Wer Nummer 12, 13, 14 ist, muss dranbleiben und drum kämpfen reinzukommen. Wir wollen schnell eine Elf finden, auf die wir uns verlassen können." Das ist vermutlich das Ziel eines jeden Chef-Coaches.

Allerdings, und das zeigt die Aussage ebenso, wird Tuchel nicht so großspurig rotieren, wie es sein Vorgänger getan hatte. Sagt der 49-Jährige doch auch: "Wir wollen Abläufe in unser Spiel reinkriegen. Die Profis, die spielen, müssen einen Teamspirit entwickeln." Und das geht am besten, wenn sich eine Formation einspielen kann - egal, ob mit Blick auf die Abwehrkette oder die offensiven Automatismen.

In der Sextuple-Saison 2020 war es Goretzka hervorragend gelungen

Was die Sechser angeht, insbesondere Goretzka, betont der Münchner Fußballlehrer: "Es sind noch alle Chancen offen, es ist noch nichts entschieden." Der 28-Jährige hatte in der vergangenen Saison damit zu kämpfen, dass er die Defensivaufgaben erledigen musste und zugleich für seine fehlende Torgefährlichkeit kritisiert wurde. Am wohlsten fühlt er sich auf der Acht, wenn er zwischen den Strafräumen agieren kann, zudem bei Zweikämpfen seine Mitspieler beim Doppeln unterstützt. In der Sextuple-Saison 2020 ist ihm das hervorragend gelungen. Dahin will er zurück - und zwar beim FC Bayern.

Zwar gibt es immer wieder Spekulationen über einen möglichen Wechsel, und dies ist im schnelllebigen Fußballgeschäft nie auszuschließen - er selbst aber sieht sich nur bei den Münchnern. Auch für seinen Kollegen Kimmich "ist es nicht vorstellbar, dass Leon den Verein verlässt".

Wir sprechen erst mit allen Spielern, bevor wir es auf der Pressekonferenz machen.

Thomas Tuchel

Goretzka wird die Situation annehmen, so wie sie ist. Und vor Saisonstart soll dann abgerechnet werden, wie Trainer Tuchel sagt. "Es ist noch nicht der Moment, um über einzelne Personen öffentlich zu diskutieren. Wir müssen erst die Reise abschließen und dann eine Bewertung machen - was gut ist, wo wir uns verbessern müssen und wie wir Spieler individuell einschätzen. Dann sprechen wir erst mit allen Spielern, bevor wir es auf der Pressekonferenz machen."

Nicht zu vergessen: FCB-Coach Tuchel hatte erwähnt, dass ein Sechser vom Profil eines Declan Rice der Mannschaft guttun würde. Die Bayern aber waren vor ein paar Wochen nicht bereit, rund 100 Millionen Euro für einen Mittelfeldspieler auszugeben - für einen Stürmer wie Harry Kane schon. Nichtsdestotrotz: Womöglich kommt ja noch ein Mann für die Zentrale (vielleicht per Leihe), dann würden die Karten sowieso neu gemischt werden.

Wenngleich Uli Hoeneß sagte, dass sich für ihn die Sechserdiskussion gar nicht stellt. Weil er glaube, dass seine Bayern an Neuzugang Laimer noch sehr viel Spaß haben werden.