Bundesliga

Bayerns Problem mit der echten Neun

Salihamidzic denkt über einen neuen Stürmer nach

Bayerns Problem mit der echten Neun

Entwickeln gerade zu wenig Durchschlagskraft: Eric Maxim Choupo-Moting und Sadio Mané.

Entwickeln gerade zu wenig Durchschlagskraft: Eric Maxim Choupo-Moting und Sadio Mané. IMAGO/kolbert-press

Wo ist der Stürmer, der den Unterschied macht beim FC Bayern? Dieser eine Spieler, der die knappen Spiele entscheidet? Wo war er beim 1:1 gegen Mönchengladbach, beim 1:1 bei Union oder beim 2:2 gegen Stuttgart? Nicht auffindbar. Damals allerdings gehörte Eric Maxim Choupo-Moting noch nicht zur ersten Elf. Der Nationalstürmer Kameruns fand seinen Weg erst durch Zufall, weil Thomas Müller im September 2022 ausgefallen war, in die Anfangsformation. Mit dem 33-Jährigen lief es dann zwar zwischenzeitlich besser, trotzdem gab es wieder diese Spiele.

Wo war der Bayern-Stürmer beim 1:1 in Leipzig, beim 1:1 gegen Köln oder beim 1:1 gegen Frankfurt? Von den Niederlagen in Augsburg (0:1) oder in Leverkusen (1:2) ganz zu schweigen. Doch spätestens jetzt, nach dem 1:2 gegen den SC Freiburg im Pokal, wird diese Stürmerfrage beim FC Bayern immer lauter. Selbst Hasan Salihamidzic, der nie Zweifel an seinem zusammengestellten Kader aufkommen lassen wollte und sich für seine Transfers feiern ließ, sagte nach dem Pokal-Aus mit Blick auf eine fehlende echte Neun: "Wir machen normalerweise einige Tore, aber klar, nach einem Spiel, in dem wir nur eins geschossen und zwei gekriegt haben, kann man das sagen."

Es stimmt schon, wenn er sagt, dass die Münchner "normalerweise einige Tore machen" - nur wann? Dann, wenn es ohnehin läuft. Ob 4:0 oder 5:0 - geschenkt. Es mangelt an Treffern in knappen, engen Partien. Nur drei Spiele in der laufenden Saison, und zwar wettbewerbsübergreifend - gewann der FC Bayern mit einem Tor Differenz - in Stuttgart (2:1), in Paris (1:0) und bei Hertha (3:2). Nur drei. Bei allen weiteren Spielen auf Messers Schneide ließ der deutsche Rekordmeister Punkte liegen.

Wir werden uns hinsetzen und schauen, was wir auf dem Transfermarkt machen.

Hasan Salihamidzic

Sportvorstand Salihamidzic lobt das Wirken von Choupo-Moting, der es "sehr gut mache" und meint, dass die Bayern "auch einige Optionen auf der Neun haben", allerdings weiß der Kader-Verantwortliche ebenso, dass die Argumente langsam ausgehen. Weil die Nachweise ausbleiben, dass es tatsächlich die Optionen für die Neun gibt. Deshalb betont Salihamidzic auch in weiser Voraussicht auf den anstehenden Sommer: "Wir werden uns hinsetzen und schauen, was wir auf dem Transfermarkt machen."

Tuchel weiß um die Dringlichkeit einer weiteren echten Neun

Trainer Thomas Tuchel, der zum dritten Mal mit Choupo-Moting zusammenarbeitet, wird in die Kaderplanung sicherlich involviert werden. Der neue Chef-Coach weiß nach kicker-Informationen ebenso um die Dringlichkeit einer weiteren echten Neun. Wie die Bosse auch. Doch diese Suche gestaltet sich schwierig. Wer käme überhaupt als Bayern-Stürmer der Zukunft infrage?

Harry Kane wäre für Julian Nagelsmann die Ideallösung gewesen. Bei den Bossen gab es zuletzt immer auch mal Zweifel am Engländer. Nicht nur aufgrund der Ablösesumme für einen dann fast 30-Jährigen, die sich um die 100-Millionen-Euro-Marke bewegen dürfte. Randal Kolo Muani wird beobachtet, ebenso wie Victor Osimhen, der nach kicker-Informationen schon im vergangenen Jahr an der Säbener Straße diskutiert wurde. Dusan Vlahovic, der vor Jahren ebenfalls bereits thematisiert wurde, zählte zwischendurch zum erweiterten Kreis, ist im Moment aber kein konkreter Kandidat.

Mané ist keine echte Neun - Tel braucht noch Zeit

Sadio Mané, der Showtransfer des vergangenen Sommers, wurde als Nachfolger für Robert Lewandowski angekündigt. Auf den Prominentenstatus mag das zutreffen, aber gewiss nicht auf den sportlichen Einfluss. Mané ist keine echte Neun. Seine Verpflichtung sorgte für viel Tamtam, weitergebracht hat sie den FC Bayern bislang nicht.

Auch die Zukunft von Mathys Tel wird in den nächsten Wochen - inklusive der Eindrücke und Vorstellungen von Thomas Tuchel - diskutiert. Der 17 Jahre junge Franzose wurde als langfristiger Lewandowski-Nachfolger angekündigt, dafür braucht es aber noch viel Zeit. Um seine Entwicklung weiterhin zu fördern beziehungsweise sie nicht zu verhindern, könnte im Sommer über eine Leihe nachgedacht werden. Dass er in der laufenden Saison hinten ansteht, auch wegen seines Alters, ist total verständlich.

Nun zeigt sich: Es war naiv, zu glauben, dass es ohne echte Neun ginge. Das muss sich der Kader-Verantwortliche Salihamidzic langsam, aber sicher eingestehen.

Georg Holzner

Warum Tuchel nicht an Mané zweifelt

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