Bundesliga

Baumgarts Ja zum FC - auch für Heldt ein großer Erfolg

Kommentierende Analyse zu Kölns Trainerverpflichtung

Baumgarts Ja zum FC - auch für Heldt ein großer Erfolg

Bald ein Kölner Tandem: Steffen Baumgart und Horst Heldt.

Bald ein Kölner Tandem: Steffen Baumgart und Horst Heldt. imago images

Gute Nachrichten hört man immer gerne, in schlechten Zeiten sowieso. Und der 1. FC Köln durchlebt aktuell schlechte Zeiten, der Klassenerhalt ist mehr als fraglich. Da kam die Meldung, mit Steffen Baumgart einen neuen Trainer für die kommenden zwei Jahre verpflichtet zu haben, am Dienstagvormittag gerade recht.

Baumgarts Ja zum FC - unabhängig von der Klassenzugehörigkeit - darf durchaus als Ausdruck der Strahlkraft eines in Turbulenzen geratenen Traditionsklubs verstanden werden. Geschäftsführer Horst Heldt erklärte, warum diese Verpflichtung gerade jetzt so wichtig sein kann für die Kölner: "Es freut uns sehr, dass sich Steffen Baumgart für den 1. FC Köln entschieden hat. Er hat in den vergangenen Jahren herausragende Arbeit in Paderborn geleistet. Er hat bewiesen, dass er Spieler egal welchen Alters weiterentwickeln und besser machen kann. Damit ist er der richtige Mann für den Weg, den wir in den nächsten Jahren gehen müssen. Dazu ist er ein emotionaler Leader, der sehr gut zum FC passt."

Hannover, Hamburg und Schalke ausgestochen

Baumgart war umworben, dem Vernehmen nach buhlten Hannover, Hamburg und Schalke um den 49-Jährigen, der 2017 in Paderborn anheuerte. Nun sei die Zeit reif für eine Veränderung, ließ sich der gebürtige Rostocker auf der Homepage des FC zitieren. Und: "Die Gespräche mit den Verantwortlichen des FC waren vertrauensvoll und offen. Ich freue mich auf meine neue Herausforderung in Köln, die ich gemeinsam mit dem gesamten Verein, der Mannschaft und allen Fans ab der nächsten Saison voller Energie angehen werde."

Wer Baumgart kennt und ihn erlebt hat, der weiß, dass dies keine hohlen Phrasen sind. Das bullige Temperamentsbündel - auch bei Minusgraden gerne im kurzärmeligen T-Shirt unterwegs - strahlt in jeder Situation Energie pur aus. Sein Motto "Erfolg ist kein Glück, sondern das Ergebnis harter Arbeit" begleitete ihn in Paderborn auf dem sagenhaften Weg vom sportlichen Absteiger in die Regionalliga 2017 (verhindert durch die Drittliga-Lizenzverweigerung für 1860 München) bis zum Aufsteiger in die Bundesliga 2019. Baumgart steht für schnörkellos-ehrlichen, offensiven Fußball ohne taktisches Geplänkel, setzt auf entwicklungsfähige, schnelle, leidenschaftliche Spieler.

Beobachtet wurde allerdings auch: Mit schon etwas etablierten oder mündigeren Akteuren kann es hier und da immer schon mal zu Konfrontationen kommen. Abhängig von der Qualität seines Kaders und der Liga kann das gut gehen - oder eben nicht, wie im Bundesliga-Jahr 2019/20, als er mit Paderborn abstieg. Auch - wie Kritiker anmerkten - weil es keinen Plan B als Alternative zu "seinem Fußball" mit Toren und Spektakel gab.

An der Linie ist Baumgart ein Energiebündel, das jede Szene mitlebt und kommentiert - in Zeiten der Pandemie ersetzte er damit fast einen Teil der Emotionen, die ansonsten aus der Fankurve auf die Mannschaft einwirken. Außerhalb des Platzes ist Baumgart ein authentischer, auch der eigenen Branche stets kritisch gegenüberstehender Zeitgenosse, der Missstände ohne Umschweife anprangert und ehrlich kommentiert.

Heldt hat Baumgart überzeugt

Horst Heldt kann sich ans Revers heften, einen Trainer verpflichtet zu haben, der überzeugt werden wollte und aus mehreren Angeboten auswählen konnte. Ein wichtiger Erfolg für den Geschäftsführer, der einen schweren Stand hat. Dies weniger wegen der nicht überzeugenden Neuzugänge, sondern in erster Linie wegen des schwer zu entkräftenden Vorwurfs, den Trainertausch von Markus Gisdol hin zu Friedhelm Funkel deutlich zu spät vollzogen zu haben.

Michael Richter/Frank Lußem

Das sind die Bundesliga-Sommerneuzugänge 2021/22