Bundesliga

1. FC Köln: Baumgarts Generalkritik zur Transferpolitik

Kölns Trainer stemmt sich gegen Verkäufe von Stammspielern

Baumgart zur Transferpolitik: "Das kann auf Dauer nicht der Sinn sein"

Kölns Trainer Steffen Baumgart

Kölns Trainer Steffen Baumgart IMAGO/Herbert Bucco

Etwas mehr als eine Stunde lang scheucht er seine Profis durch den kalten Nieselregen am Geißbockheim, dann stellt sich Steffen Baumgart den Fragen Journalisten. Doch so richtig gute Laune hat der Trainer des 1. FC Köln trotz des 1:0-Sieges vom Freitagabend gegen Darmstadt 98 nicht. Angesprochen auf einen möglichen Verkauf von Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic in der Wintertransferperiode beginnt Baumgart eine kleine Brandrede.

Denn der 26 Jahre alte Österreicher könnte eine Ablöse einbringen - und FC-Geschäftsführer Christian Keller so den finanziellen Spielraum für Nachverpflichtungen ermöglichen - im Fokus steht besonders ein Angreifer. Für Baumgart allerdings keine gute Idee. "Wenn die Verstärkung darin liegt, dass wir einen der besten Spieler der vergangenen beiden Jahre abgeben, dann habe ich damit ein Problemchen", sagt der Coach.

Ljubicic sieht sich weiter in Köln

Natürlich kennt auch Baumgart die wirtschaftlichen Zwänge, betont aber: "Ich rede nur aus sportlicher Sicht." Und aus der wäre ein Ljubicic-Verkauf tatsächlich schwer zu verdauen. "Wir kommen in eine Situation, wo es nicht sein darf, dass wir unsere besten Spieler abgeben, um uns dann zu verstärken. Trotzdem müssen wir gucken, dass im Winter Verstärkungen kommen." Denn - das leuchtet ein - im Abstiegskampf habe er keine Zeit, Spieler zu entwickeln. "Da baue ich lieber auf jemanden, von dem ich weiß, was ich an ihm habe", sagt Baumgart und das sieht offenbar auch der Spieler so: "Ich habe mit ihm gesprochen und er sagt ganz klar, dass er sich in Köln sieht."

Das Beispiel Ljubicic nutzte der Ex-Profi dann gleich für Generalkritik an der Personalpolitik seines Vereins. "Ich habe vor drei Jahren hier angefangen und gesagt, ich möchte mit diesem Verein etwas erreichen. Wir haben über den DFB-Pokal und viele andere Dinge gesprochen", erinnert sich Baumgart, der weiß: "Uns sind bei manchen Dingen die Hände gebunden." Er betont aber: "Es kann nicht das Ziel sein, jedes Jahr Substanz zu verlieren. Wenn wir etwas aufbauen wollen, können wir nicht immer die besten Spieler abgeben."

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Baumgart fordert ein Umdenken

Gleich acht Stammspieler habe er in den vergangenen drei Jahren verloren. Gemeint sein dürften etwa Anthony Modeste, Ellyes Skhiri (jetzt Frankfurt), Salih Özcan (Dortmund) oder Jonas Hector (Karriereende). Dazu kämen Akteure, "die wichtig für diese Mannschaft waren. Das kann auf Dauer nicht der Sinn sein", kritisiert Baumgart und fordert: "Wenn wir den Verein dorthin bringen wollen, wo er hingehört - und das ist nicht das Tabellenende - dann müssen wir umdenken und nicht unsere Besten abgeben, sondern gute Jungs dazuholen. Deswegen möchte ich nicht, dass Dejan Ljubicic im Winter geht."

Ein klarer Auftrag an Keller, der allerdings schwierig umzusetzen sein dürfte. Neue Spieler, die sofort weiterhelfen können, zu holen, dürfte ohne Transfererlöse nahezu ein Ding der Unmöglichkeit sein. Und Verkäufe sind derzeit in diesem Winter nach kicker-Informationen ohnehin nicht geplant.

Jim Decker

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