Bundesliga

Bundesliga, Schalke 04: Manuel Baum vergibt für Leipzig klare Aufgaben

Neuer Schalke-Trainer outet sich als schlechter Tipper

Baum strahlt Zuversicht aus - und vergibt für Leipzig klare Aufgaben

Verteilt zunächst kleine Aufgaben an die Spieler: Mauel Baum.

Verteilt zunächst kleine Aufgaben an die Spieler: Mauel Baum. imago images

Es zeugt durchaus von Größe, wenn man eine Fehleinschätzung oder etwas unglücklich Gelaufenes offen anspricht und es korrigiert. Die Regel jedoch ist es nicht. Erst recht nicht in einem knallharten Geschäft wie der Bundesliga, in der keiner der Beteiligten schwach wirken möchte. Insofern war es umso bemerkenswerter, wie Manuel Baum am Freitag seine zweite Pressekonferenz als Schalke-Trainer eröffnete. Noch bevor die erste Frage gestellt wurde, setzte der 41-Jährige zu einem Monolog über jene Tabelle an, die kurz nach seiner Amtseinführung auf Schalke am Mittwoch die Runde gemacht hatte.

In seiner Funktion als TV-Experte für sky hatte Baum vor der Saison die Kader der 18 Bundesligisten bewertet - Schalke landete auf einem wenig schmeichelhaften 15. Platz. Das wäre am Saisonende zwar besser als der aktuell 18. Rang, aber ganz sicher nicht das, was sich die Schalker vorstellen. Und es entsprach auch nicht der Einschätzung ("Ich bin von der Qualität überzeugt"), die der Fußballlehrer am Mittwoch abgegeben hatte.

"Der Baum kann nicht tippen"

"Die Mannschaft", sagte Baum nun am Tag vor seiner Premiere auf der Schalker Bank beim Auswärtsspiel bei RB Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr), "die Mannschaft ist weder 18. noch 15., wir können uns darauf einigen: Der Baum kann nicht tippen. Das kann er einfach nicht. Er ist ein schlechter Tipper." In der aktuellen Zeit dürfe man Einschätzungen korrigieren. Das gelte für Wissenschaftler, Politiker, Wirtschaftsvertreter, "und auch für Trainer". So wie sein neuer Co-Trainer Naldo und er die Schalker Mannschaft seit Mittwoch erlebt habe, sei für ihn klar: "Ich sehe diesen Kader nicht auf Rang 15. Ich sehe bei jedem Einzelnen, dass er mehr will." Das aktuelle Leistungsvermögen sei das eine, das vorhandene Potenzial das andere - und letzteres sei wesentlich entscheidender. "Dass sie deutlich mehr Potenzial haben, haben sie in den Trainingseinheiten gezeigt. Es ist jetzt die wichtigste Aufgabe für mein Trainerteam und mich, aber auch für die Mannschaft, dass wir es wieder schaffen, an dieses Potenzial heranzukommen."

Stichwort Schwarmintelligenz

Idealerweise sollen die Spieler des Tabellenschlusslichts damit bereits in Leipzig anfangen. Baum setzt dabei auf eine Strategie der kleinen (Lern-)Schritte. Im Training habe er konkrete Aufgaben verteilt. Diese sollen seine Profis am Samstag auf dem Rasen umsetzen. Schwarmintelligenz hieße das Stichwort: Presst beispielsweise der Mittelfeldspieler, soll der dahinter postierte Abwehrspieler absichern. Aufgaben aus dem Einmal-Eins des Fußballs - und gerade deshalb so wichtig für eine Mannschaft, die zuletzt fast alles schuldig geblieben ist.

Personell hat Baum bereits einige Entscheidungen getroffen. So wird Ralf Fährmann im Leipzig im Tor stehen - und nicht der eben erst von Eintracht Frankfurt ausgeliehen Frederik Rönnow. Sollte Suat Serdar, der die Donnerstagseinheit komplett mit der Mannschaft absolvierte, nach der Abschlusseinheit absolvierte, den Daumen heben, kommt er im Mittelfeld zum Einsatz. Möglicherweise genau wie Sebastian Rudy, den Baum - anders als Vorgänger David Wagner - klar im Zentrum sieht. "Dort habe ich das beste Gefühl bei ihm. Als er in Hoffenheim auf der Sechser-Position gespielt hat, war er ein überragender Spieler." In der Abwehr ist Salif Sané (Baum: "Von ihm halte ich extrem viel, er stellt etwas dar") gesetzt.

Kommt noch ein Neuer?

Noch offen ist, ob es Schalke gelingt, bis zum Transferschluss am 5. Oktober den Kader noch zu verstärken, etwa auf der Rechtsverteidiger-Position. Forderungen in diese Richtung stellt Baum öffentlich nicht. Stattdessen sagte er am Freitag: "Ich habe mich natürlich mit Jochen Schneider ausgetauscht über den Kader. Aber mir ist es nicht wichtig, die besten Karten zu haben, sondern mit den Karten, die ich habe, am besten zu spielen. Ich konzentriere mich also auf die Spieler, die ich habe." Gegen das eine oder andere zusätzliche Ass hätte Baum bei allem Optimismus, den er am Freitag ausstrahlte, allerdings sicher nichts einzuwenden.

Auf der Bank jedenfalls erhielt er bereits weiteren Zuwachs: Neben Naldo wird am Samstag auch Onur Cinel als Assistent von Baum in Leipzig tätig sein. Der U-17-Trainer des FC Schalke gehörte bereits in den vergangenen Tagen zur Trainingsgruppe und hat den neuen Schalker Cheftrainer dabei überzeugt. "Der Begriff Knappenschmiede sollte nicht nur für sehr gute Spieler stehen, sondern auch für sehr gute Trainer. Onur Cinel bringt hohe Fachkompetenz mit. Wir haben uns deshalb dazu entschieden, ihn dazuzunehmen", sagte Baum.

Matthias Dersch