Bundesliga

Deniz Aytekin: "Nicht dafür da, Fans glücklich zu machen"

Schiedsrichter äußert sich ausführlich nach dem Rhein-Derby

Aytekin: "Wir sind nicht dafür da, die Fans glücklich zu machen"

Er zog den VAR mehrfach zu Rate: Deniz Aytekin.

Er zog den VAR mehrfach zu Rate: Deniz Aytekin. IMAGO/Team 2

Handelfmeter für Köln

Zweimal zeigte Schiedrichter Deniz Aytekin beim Kölner 3:1-Derbysieg gegen Gladbach auf den Punkt, zweimal gab es Strafstoß für den 1. FC - wobei das Vergehen an sich in beiden Fällen deutlich war.

Schon früh hatte es Handelfmeter gegeben, nachdem Kouadio Koné einen Schuss von Luca Waldschmidt an den abgespreizten Arm bekommen hatte."Das Handspiel habe ich gesehen und habe gepfiffen", sagte Aytekin bei DAZN und gab dann zu, dass es ihm wegen der "dynamischen Bewegung nicht klar war, ob es innerhalb oder außerhalb war".

Für Aufklärung sorgte schließlich der VAR. "Kollege Daniel Siebert hat dann bestätigt, dass es ganz leicht auf der Linie war", sagte Aytekin und zeigte sich dankbar über die Möglichkeit, auf einen VAR zurückgreifen zu können. "Diese Millimetersachen - ob innerhalb oder außerhalb", seien nicht immer gut zu erkennen, "deswegen ist es gut, dass wir solche Hilfsmittel haben, um sowas zu lösen".

Konés Platzverweis

Es war nicht das einzige Mal an diesem Nachmittag, dass der VAR eingreifen musste. Auch beim Platzverweis für Koné war dies der Fall. Zunächst hatte der Unparteiische nach einem harten Foul des Franzosen an Dejan Ljubicic Gelb gezückt, sich dann aber korrigiert. Später gab er Einsicht in seinen Entscheidungsprozess. "Die Intensität habe ich wahrgenommen", betonte der 45-Jährige und verwies darauf, dass er wegen einer "aussichtsreichen Chance der Kölner" weiterlaufen lassen wollte.

Da kann viel passieren, deswegen ist es eine Rote Karte.

Deniz Aytekin zum Platzverweis für Kouadio Koné

Ihm sei zwar klar gewesen, dass die Intensität von Konés Foulspiel hoch gewesen sei, jedoch war es nicht eindeutig. Dann aber habe ihm "der Kollege in Köln klar beschrieben, was passiert ist". Nach Begutachtung der Bilder gab's Rot für den Gladbacher. "Da gibt es am Ende keine zwei Meinungen, die Intensität war zu hoch", stellte Aytekin klar und betonte: "Wir wollen die Spieler schützen, das ist ein Vergehen, das gefährlich ist. Da kann viel passieren, deswegen ist es eine Rote Karte."

Der Unparteiische erklärte dann auch, warum er sich derartige Szene sowohl in Zeitlupe als auch in Echtzeit anschaut. Die "Slowmo" sei dafür da, um zu sehen, wie der Spieler getroffen wird. Die Zeitlupe sei jedoch tückisch, weil sie "manchmal viele Sachen schlimmer aussehen lässt, als sie es sind. Am Ende muss man sich die Realbilder anschauen. Wir haben es uns im Team angewöhnt, sich alles in normaler Geschwindigkeit anzusehen."

Unter dem Strich waren alle Entscheidungen richtig, das gab auch Gladbachs Trainer Gerardo Seoane zu. Viele Entscheidungen seien zwar für die Borussia "bitter" gewesen, "aber im Großen und Ganzen waren die alle korrekt" , so der Schweizer. Aytekin zeigte sich zufrieden damit, dass alles aus seiner Sicht gut gelaufen ist. "Es ist immer alles klar, wenn am Ende richtig entschieden ist", meinte der charismatische Schiedsrichter und stellte zugleich fest: "Aber manchmal verpasst man auch sowas."

Moritz Nicolas

Zu weit weg von der Linie: Gladbachs Tormann Moritz Nicolas. IMAGO/Sven Simon

Wiederholung des Elfmeters vor dem 2:1

Dinge, wie die falsche Position von Gladbachs Schlussmann Moritz Nicolas beim Elfmeter zum 1:2. Der 26-Jährige hatte zunächst gegen Florian Kainz pariert, sich zuvor allerdings einen Regelbruch geleistet. "Wir waren froh, dass wir das auf dem Platz selber gesehen haben", sagte Aytekin und zeigte Mitgefühl mit den Fohlen: "Ich muss ehrlich sagen, das tut einem selber auch weh. Aber wir haben die Macht der Bilder und der Spieler steht vor der Ausführung eindeutig vor der Linie - und nicht mit einem Bein."

Letzten Endes sei die Situation zu deutlich gewesen, auch habe er Verständnis für "jeden Fan", den die Entscheidung gefuchst hat, aber "wir sind nicht dafür da, die Fans glücklich zu machen, sondern um die Regeln umzusetzen". Auch wenn es "einem dann selber manchmal weh tut".

Jedes Spiel und jeder Spieler hat es verdient, dass wir unser Bestes geben.

Deniz Aytekin

Abschließend gab Aytekin auch Auskunft über seine persönliche Vorbereitung auf ein Spiel. "Für mich ist jedes Spiel wichtig. Wir betreiben den gleichen Aufwand, egal in welcher Liga", merkte der 45-Jährige an und betonte: "Jedes Spiel und jeder Spieler hat es verdient, dass wir unser Bestes geben." Es sei zwar auch klar, dass ein Derby "etwas anderes" sei und es "da natürlich knistert. Wir berücksichtigen diesen Charakter, aber am Ende des Tages bereiten wir uns auf alle Spiele professionell vor. Das ist unsere Aufgabe."

drm

Bilder zur Partie 1. FC Köln gegen VfL Borussia Mönchengladbach